90 GESUNDHEIT ALS HERAUSFORDERUNG DER FORSCHUNGSBEREICH GESUNDHEIT Als Hermann von Helmholtz, Namensgeber der Helmholtz-Gemeinschaft, am 8. September 1894 starb, trauerten seine Wissenschaftlerkollegen in Deutschland und weit darüber hinaus. Seine Todesursache indes beschäftigt die Forscher bis heute: Er starb an einem Schlaganfall; auch heute noch zählt dieser sogenannte Cerebrovascular accident zu den sechs großen Volkskrankheiten. Die Weltgesundheitsorgani- sation WHO führt in dieser Rangfolge neben den Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch Krebs- und Stoff- wechselkrankheiten sowie Infektions-, Lungen- und neurodegenerative Erkrankungen auf. Zusammenge- nommen sind sie für fast 90 Prozent aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Helmholtz-Wissenschaftler forschen seit vielen Jahren zu den großen medizinischen Problemen der modernen Gesellschaft. Sie bauen dafür auf die beachtlichen Erfolge auf, die ihre Disziplin in der Vergangenheit errungen hat: Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist beispielsweise die Säuglingssterb- lichkeit dramatisch gesunken. Im 20. Jahrhundert hat sich die Lebenserwartung der Menschen in den Industrieländern etwa verdoppelt, denn die Mediziner konnten ihre Patienten dank neuer Erkennt- nisse wirkungsvoller versorgen. Lungen- und Infektionskrankheiten wurden in der absoluten Zahl ihres Auftretens zurückgedrängt. Neue Diagnose- und Behandlungsformen wie die Röntgentechnik und Antibiotika verbreiteten sich rasch. Dass heute der Bedarf an medizinischer Versorgung und Forschung ansteigt, liegt an den veränderten Lebensbedingungen und dem demografischen Wandel. So gibt es heute mehr Menschen, die ein immer höheres Alter erreichen. Mit zunehmenden Lebensjahren steigt die Wahrscheinlichkeit, mit chronischen Krankheiten und komplexeren Krankheitsbildern leben zu müssen – beispielweise mit Altersdiabetes und Demenz. Erkrankungen, die verschiedene Bereiche des Körpers betreffen, treten heute häufiger als in der Vergangenheit auf. Für die Entwicklung neuer Wirkstoffe und Anti-Infektiva müssen Wissenschaftler fach- und zentrenübergreifend zusammenarbeiten. Foto: HZI/U. Bellhäuser Das am HZI entdeckte Epothilon, Grundstoff eines neuen Krebsmedikamentes, stört die Teilung von Tumorzellen, indem es den Spindelapparat blockiert und so die gleichmäßige Verteilung des Erbmaterials (blau gefärbt) verhindert. Foto HZI/F. Sasse