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Festschrift der Helmholtz-Gemeinschaft

35 Förderung auch jene Dinge unterzubringen, die sie wissen- schaftlich für besonders wichtig empfanden, die aber eigentlich nicht in die Programmstruktur passten. Darüber hinaus wurde die Reform in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit sehr gut kommuniziert und fand eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz, was ganz wesentlich und nachhaltig den Druck von der Helmholtz-Gemeinschaft nahm. Eine wichtige Rolle spielte sicherlich auch, dass parallel zur Einführung der Programm- orientierten Förderung und nach einem Jahrzehnt der Kürzungen und Plafondierung des Etats der Gemeinschaft es für diesen wieder signifikante Aufwüchse gab. Waren diese zunächst weit- gehend konjunkturbedingt, so konnte dann im Jahre 2005 mit dem sogenannten Pakt für Forschung und Innovation dieser Zuwachs forschungspolitisch verstetigt und festgeschrieben werden. Der Pakt gewährte der Helmholtz-Gemeinschaft für die nächsten zehn Jahre eine jährliche Steigerung des Budgets von fünf Prozent, womit man bei der Gestaltung der Reform auch über angemessene finanzielle Gestaltungsmöglichkeiten verfügte, um strategische Maßnahmen und Instrumente auszu- bauen und neue zu etablieren. Im Gegenzug verpflichtete sich die Gemeinschaft programmatisch, „ihren Beitrag zu Wachstum und Wohlstand zu leisten, indem sie das Wissenschaftssystem dynamisch weiterentwickelt, Vernetzungen ausbaut und neue strategische Partnerschaften etabliert, die internationale Zusammenarbeit stärkt, Wertschöpfung durch die Förderung von Wissenstransfer in Gesellschaft und Wirtschaft ermöglicht“.95 In historischer Perspektive ist man versucht, Parallelen zur Debatte der späten 1960er Jahre zu ziehen, als Wolfgang Cartellieri in seinem vieldiskutierten Gutachten zur Großfor- schung und der Staat die Idee der Globalsteuerung in Ansätzen präformierten.96 In einer solchen Sicht ist es kein Zufall, dass die ersten Vorschläge für dieses grundsätzlich neue Finanzie- rungsprinzip von Wissenschaft aus der staatlichen Forschungs- administration kamen und dieses nicht zuletzt auch durch erheblichen ministeriellen Druck umgesetzt wurde. Vereinfacht kann man resümieren, dass die Inauguration der Helmholtz- Gemeinschaft intrinsisch und top down durch reformorientierte Vorsitzende der Großforschungseinrichtungen und namentlich den damaligen Vorsitzenden der AGF Joachim Treusch erfolgte, der dabei eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten um sich geschart hatte. Das zentrale Element der Ressourcenallokation der neuen Gemeinschaft, die Programmsteuerung, wurde dagegen primär extrinsisch eingeführt und durchgesetzt, beglei- tet von der Umwandlung in einen e. V. Es war keineswegs zufäl- lig, dass diese Reform unter der seit 1998 amtierenden Bundes- regierung von Gerhard Schröder und unter einem sozial- demokratisch geführten Bundesministerium für Bildung und For- schung geschah. Als Impulsgeber darf man dabei wohl weniger die Bundesministerin Edelgard Bulmahn vermuten als ihren Staatssekretär Uwe Thomas97 und wohl auch seinen Kollegen Wolf-Michael Catenhusen, der sich immer wieder um neue Konzepte und Instrumente bemüht hat, die bundesdeutsche Forschungspolitik zukunftsfähig zu machen.98 In der programm- gesteuerten Forschung der Helmholtz-Gemeinschaft wurde ein solches Instrument ausgemacht und diese war eine nach- gerade radikale institutionelle Innovation, mit der durch ein innovatives Modell der Ressourcenlenkung die Leistungs- und auch Konkurrenzfähigkeit gegenüber den anderen institutionel- len Säulen des bundesrepublikanischen Wissenschafts- und „Die Helmholtz-Gemeinschaft hat zur konsequenten Internationali- sierung des Forschungsstandortes Deutschland beigetragen. Ein Beispiel dafür ist die strukturelle Weiterentwicklung der Gesundheits- forschung – mit der Gründung der Deutschen Zentren der Gesund- heitsforschung und dem Berliner Institut für Gesundheit. Das war ein anspruchsvoller Prozess, der allen Beteiligten viel abverlangt hat. Er steckt zugleich voller Chancen. Damit werden die Sichtbarkeit einer zentralen Forschungslandschaft und die Attraktivität für internationale Partner erhöht. Darauf lässt sich aufbauen, wenn es um europäische Strategien geht.“ ANNETTE SCHAVAN Bundesministerin für Bildung und Forschung von 2005 bis 2013

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