77 Jahre dann einen Wendepunkt in der Debatte herbei. Zwar bedingten die sich ändernden gesellschaftli- chen Anforderungen neue Schwerpunkte in der Energieforschung. Aber die Vielfalt der Forschung bleibt von der aktuellen politischen Entwicklung unberührt erhalten. So haben sich Helmholtz-Wissenschaftler bereits sowohl mit erneuerbaren Energien als auch mit Kernenergie beschäftigt, als die Kernenergie in der Gesellschaft noch weitgehend unangefochten war. Das im Forschungsbereich Energie vorhandene umfassende Know-how zur Kernenergie nutzen die Forscher heute vor allem für Untersuchungen zum sicheren Rückbau der Kraftwerke und zur sicheren Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Ein weiteres Beispiel bilden die Energiespeicher: Mit den erneuerbaren Energien, die zum Teil aus fluk- tuierenden Quellen kommen, ist dieses Thema erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Forscher haben sich jedoch bereits in den 1980er Jahren inten- siv damit befasst. Damals ließ sich der Bedarf im Wesentlichen durch die neu aufgekommene Lithium- Ionen-Technik decken. Heute gerät diese Technik an ihre Grenzen, sodass Wissenschaftler neue Lösungen für die Energiespeicher der Zukunft suchen, mit denen sich beispielweise neue Mobilitätskonzepte für den Menschen realisieren lassen. So entwickeln die Helmholtz-Institute Ulm und Münster gemeinsam mit universitären Partnern Konzepte für elektro- chemische Speicher der nächsten und übernächsten Generation zum Ausbau der Elektromobilität. GROSS IN DER FORSCHUNG Nicht nur die anwendungsorientierte Wissenschaft kennzeichnet den Helmholtz-Ansatz, sondern auch die Grundlagenforschung. Im Forschungsbereich Energie liegt der zeitliche Horizont der Arbeiten häufig bei mehreren Jahrzehnten. Wissenschaftler können dabei auf eine einzigartige Infrastruktur von Großforschungsanlagen zurückgreifen – vom Labor für Tiefengeothermie in Groß Schönebeck über die bioliq®-Pilotanlage zur Herstellung von Kraftstoffen aus Restbiomasse in Karlsruhe bis hin zu den Experi- mentieranlagen zur Erforschung der Kernfusion in Garching und Greifswald. Gerade die Kernfusion stellt die Forschung vor langfristige Herausforderun- gen. Künftig können die Arbeiten zu dieser Technolo- gie eine neuartige Energiequelle für die sichere Strom- und Wärmeerzeugung nutzbar machen – ein Beispiel dafür, dass ein längerer zeitlicher Horizont sinnvoll ist. Gerade auf den Feldern, die aufwendige Infrastruk- turen erfordern, sind die Arbeiten immer stärker in Der Forschungsbereich Energie Island ist eine der geothermisch aktivsten Regionen der Welt: Geothermie-Bohrung HE-53 im Geothermalfeld Hellisheiði in Südwest-Island während eines Produktionstests. Foto: GFZ/T. Reinsch