40 Helmholtz-Gemeinschaft, was mit dem seitens des Senats und der Politik artikulierten Wunsch, der Präsident solle zentrenun- abhängig und keinesfalls ein Diener der Mitgliedseinrichtungen sein, eigentlich kollidierte. Dieser Widerspruch wurde dann mit der Berufung des Physikers Jürgen Mlynek aufgehoben. Dieser wechselte im Sommer 2005 überraschend aus dem Amt des Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin in das Präsiden- tenamt der Helmholtz-Gemeinschaft und war damit auch der erste Präsident bzw. Vorsitzende, der von außen kam. Eine Sat- zungsänderung stellt diesem seit 2006 zudem Vize-Präsidenten an die Seite – jeder von den sechs Forschungsbereichen ist durch einen Vize-Präsidenten im Präsidium der Helmholtz-Ge- meinschaft vertreten, und außerdem gibt es noch zwei weitere Vize-Präsidenten für den kaufmännischen Bereich. Mlynek hat in seiner zehnjährigen Amtszeit nicht nur die Früchte der von sei- nen Vorgängern auf den Weg gebrachten Reformen geerntet. Er hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass das Reform- projekt verstetigt worden ist und nichts von seiner Dynamik verloren, eher noch gewonnen hat. Darüber hinaus expandierte in seiner Amtszeit die Gemeinschaft durch die Integration von drei neuen Zentren: des Deutschen Zentrums für Neurodegene- rative Erkrankungen (DZNE) in Bonn im Jahre 2009, des Helm- holtz-Zentrums Dresden-Rossendorf im Jahre 2011 und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel im Jahre 2012. Ebenfalls wurde im Jahre 2009 die Fusion der Berliner Elektronen-Speicherring Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) mit dem Hahn-Meitner-Institut zum Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie vollzogen. Die Helmholtz-Gemeinschaft legte so endgültig die Aura des „morschen Kahns“ oder „behäbigen Tankers“ ab und profilierte sich vom wissenschaftspolitischen Zwerg und Sorgenkind der Politik zum Musterknaben um. Sie ist heute unter den deutschen Wissenschaftseinrichtungen mit 37.000 Mitarbeitern, davon etwa 20.000 Wissenschaftler, und einem Jahresetat von 3,99 Milliarden Euro, davon über ein Viertel Drittmittel, nicht nur quantitativ die größte, sondern gehört in diesem Verbund auch zu den Meinungsführern und Schrittmachern. Damit wurde die Integration der Großforschungseinrichtungen in die Solidar- und Konkurrenzgemeinschaft der Wissenschaftsorganisationen – das erklärte Ziel der Reformen der Helmholtz-Gemeinschaft – erfolgreich umgesetzt. 7. Die Helmholtz-Gemeinschaft im Lichte des systemischen Wandels der Großforschung: ein Fazit Aus der Rückschau der Beteiligten präsentiert sich die Vor- geschichte, Entstehung und Entwicklung der Helmholtz-Gemein- schaft als ein zwar „manchmal schwieriger Prozess“, der gleich- Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Foto: HZDR/O. Killing Der Speicherring BESSY II in Berlin-Adlershof. Foto: HZB Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) an seinem vorläufigen Sitz im Bonner Forschungszentrum caesar. Foto: caesar/C. Richters Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Foto: GEOMAR/J. Steffen Die Helmholtz-Gemeinschaft in historischer Perspektive