139 Darüber hinaus entwickeln HZB-Forscher neuartige Materialien für die Informationstechnologie sowie Materialsysteme für die Energieerzeugung und -speicherung, zum Beispiel effiziente und kostengünstige Dünnschichtsolarzellen. Diese bestehen aus Materialien, die dünner sind als ein Hundertstel der heute übli- chen Solarzellen. HZB-Forscher arbeiten an vielversprechenden Nanostrukturen, mit denen die Solarzelle von morgen noch mehr leisten kann. Die Wissenschaftler bauen außerdem Prototypen für die industrielle Anwendung. Und sie erforschen, wie man mit Sonnenlicht Brennstoffe erzeugen kann: Dafür entwickeln sie Materialsysteme, die die Energie der Sonne möglichst ver- lustarm in chemische Energie umwandeln, welche sich einfach speichern lässt. Die HZB-Fachleute setzen dabei vor allem auf Wasserstoff. Materialprüfung mit Neutronen und Licht Welche Eigenschaften Stoffe haben, liegt oft an den Besonder- heiten ihrer Bausteine. Kennt man die Zusammenhänge, kann man Werkstoffe entwickeln, die kompakter, flexibler, robuster, leichter oder effizienter sind als heute gängige Materialien. Beanspruchte Bauteile können auf Brüche, Risse oder mechani- sche Spannungen untersucht werden: zum Beispiel Kurbelwel- len, Schweißnähte und sogar Brennkammern von Raketen. Auch die Natur haben die Nutzer von BESSY II und BER II im Blick: Sie entschlüsseln Proteinstrukturen, sehen Tomaten beim Trin- ken zu oder entlarven die Struktur eines Molekülkomplexes, der bei der Vermehrung von HI-Viren eine wichtige Rolle spielt. Biologen und Mediziner erhoffen sich, damit aussichtsreiche Aids-Therapien zu entwickeln. Selbst Kulturwissenschaftler nutzen die Großgeräte am HZB. Mit Neutronen und Photonen können sie historische Objekte scho- nend und absolut zerstörungsfrei untersuchen. So lassen sich die Bilder alter Meister auf Echtheit prüfen, verborgene Farb- schichten finden, deren chemische Zusammensetzung analy- sieren oder die Herkunft antiker Fundstücke bestimmen. So hat ein Expertenteam der Gemäldegalerie mit Hilfe der Neutronen- radiographie am BER II unter einem Tizian-Gemälde überra- schende Entwürfe entdeckt und außerdem feststellen können, dass ein bestimmtes Gelb schon viel früher zur Verfügung stand als vorher angenommen. An BESSY II fand eine externe For- schergruppe heraus, dass das Material der 4.000 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra aus verschiedenen Teilen Europas stammt. Zwei Methoden und unzählige Anwendungen: Damit sind BER II und BESSY II rund um die Uhr ausgelastet. Forschen für erneuerbare Energien: Am Photovoltaik-Kompetenzzentrum (PVcomB) des HZB werden Dünnschicht-Solarzellen aus dem Labor zu 30 x 30 Quadratzentimeter großen Modulen entwickelt. Hier ein Glasmodul, beschichtet mit amorphem Silizium. Foto: HZB/P. Dera → Zahlreich Das HZB hat • rund 1.100 Beschäftigte • und zwei Standorte in Berlin in Adlershof und Wannsee. Mit seiner einzigartigen Forschungsinfrastruktur lockt das Zentrum jährlich rund • 3.000 Gastwissenschaftler nach Berlin. → Erfolgreich behandelt In Zusammenarbeit mit der Charité hat das HZB für die Behandlung von Augentumoren eine deutschlandweit einzigartige medizinische Therapie mit hochenergetischen Protonen entwickelt. Mehr als 2.500 Patienten aus Deutschland und den Nachbarländern wurden bereits behandelt. Der Erfolg spricht für sich: In mehr als 97 Pro- zent der Fälle lässt sich der Tumor vollkommen zerstören und meist bleiben Auge und Sehkraft erhalten. Auf einen Blick Rund 3.000 Messgäste kommen jedes Jahr nach Berlin, um an BESSY II und BER II zu experimentieren (hier das Gebäude von BESSY II). Foto: HZB Der neue, international einzigartige Hochfeld- magnet mit einer Feldstärke von 25 bis 30 Tesla nach seinem Umzug aus der Testhalle an seinen endgültigen Standort. Foto: HZB