39 Peter Grünberg bei der Nobelpreisverleihung in Stockholm 2007. Foto: Copyright © The Nobel Foundation 2007/H. Mehlin Harald zur Hausen bei der Nobelpreisverleihung in Stockholm 2008. Foto: Copyright © The Nobel Foundation 2008/H. Mehlin keinen forschungspolitischen Druck für eine gesteuerte Zusam- menführung von universitärer und außeruniversitärer Forschung zu geben, zumal Bund und Länder auch nicht mit einer Stimme sprechen und wichtige haushaltstechnische Fragen bestehen, die aus der verfassungsrechtlich geforderten Trennung von Landes- und Bundesmitteln resultieren und nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten. Die kontroversen Diskussionen um die KIT-Gründung sind so relativ rasch wieder verebbt, womit auch die damit verknüpften Befürchtungen zumindest vorerst ausgeräumt scheinen. Nach fünf Jahren seiner Tätigkeit gilt das KIT als Erfolgsstory in der Geschichte der Helmholtz-Gemeinschaft – erfolgreich vor allem, weil damit ein wissenschaftliches Schwergewicht ent- stand, das auf vielen Gebieten Spitzenforschung betreibt. Damit reiht sich dieser Erfolg ein in die anderen institutionellen Inno- vationen und Neuerungen, die insbesondere nach und im Zusammenhang mit der Einführung der Programmorientierten Förderung die Helmholtz-Gemeinschaft zu einer Führungskraft bei der Modernisierung des deutschen Wissenschafts- und Innovationssystems gemacht haben. Die Wandlung der Helm- holtz-Gemeinschaft vom Aschenputtel zum Prinzen des deut- schen Wissenschaftssystems hat deren institutionelles Selbst- bewusstsein in den letzten beiden Jahrzehnten nachhaltig befördert. Zur Stärkung dieses Selbstbewusstseins trug nicht zuletzt bei, dass zwei Wissenschaftler der Gemeinschaft mit dem Nobel- preis ausgezeichnet wurden. Im Jahr 2007 erhielt Peter Grün- berg vom Forschungszentrum Jülich den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung des Riesenmagnetwiderstandseffektes in übereinandergeschichteten Stapeln von dünnen Schichten, womit eine bedeutende Steigerung der Speicherkapazität von Festplatten ermöglicht wird. Die Auszeichnung war nicht nur eine hohe Ehre für den Ausgezeichneten, sondern wurde auch als eine Bestätigung für die erfolgreiche Umstrukturierung des Forschungszentrums Jülich vom Kernforschungszentrum zu einem Kompetenzzentrum festkörperphysikalischer Forschung gewertet. Im folgenden Jahr erhielt dann der Heidelberger Immu- nologe und Krebsforscher Harald zur Hausen den Nobelpreis für Medizin, womit seine Forschungsarbeiten zum Zusammenhang von Gebärmutterhalskrebs und Virusinfektionen und die darauf fußende Entwicklung eines Impfstoffs gegen eine der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen geehrt wurden. Zur Hausen gehört nicht nur zu den herausragenden Forschern der Helmholtz- Gemeinschaft, sondern er ist auch „Urgestein“ der Gemein- schaft und wirkt seit 1983 am Deutschen Krebsforschungszent- rum, dessen Vorstandvorsitzender er über 20 Jahre war. In den schwierigen und fordernden Jahren der deutschen Wiederver- einigung agierte er zudem als Vorsitzender der AGF (1989–1991). Mit der programmbezogenen Finanzierung war eine Verstärkung der inhaltlich statt der regional ausgerichteten Strukturen der Gemeinschaft verbunden, was auch Konsequenzen für die Orga- nisationsstruktur der Gemeinschaft hatte. Insbesondere war eine Professionalisierung des Managements angesagt, denn die Fülle der neuen Aufgaben war mit der alten Geschäftsstelle in Bonn, die nur über eine Handvoll von Mitarbeitern verfügt hatte, nicht mehr zu bewältigen. Die Administration der Helmholtz- Gemeinschaft wurde den neuen Aufgaben entsprechend ausge- stattet und erweitert. Neben dem Ausbau der Bonner Geschäfts- stelle wurde in Berlin eine neue Verwaltung und Repräsentanz mit über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut, die auch der Sitz des Präsidenten wurde. Ebenfalls erzwangen die Struktur der Helmholtz-Gemeinschaft und die neue Finanzie- rungsform einen zentrenunabhängigen Vorsitzenden bzw. Präsi- denten. Dem wurde dadurch Rechnung getragen, dass nach den Vorsitzenden Joachim Treusch (1993–1997) und Detlev Ganten (1997–2001) mit Walter Kröll im Jahre 2001 der erste Präsident berufen wurde, der sein Amt hauptamtlich ausübte. Allerdings verfügte Kröll als ehemaliger Vorstandsvorsitzender des DLR noch über ein Standbein und eine Hausmacht in der