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Helmholtz Perspektiven 0915

23STANDPUNKTE Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2015 „Sollten die Politiker auf das Zwei-Grad-Ziel verzichten, würden sie damit keine neuen Handlungsoptionen eröffnen“, sagt Reimund Schwarze vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Diskutieren Sie zum Thema unter: www.helmholtz.de/ blickwinkel S o sehr sich die internationale Klimapolitik immer wieder zum Zwei-Grad-Ziel be- kennt, so wenig tut sie dafür, dieses Ziel zu erreichen. Heute steuern wir politisch auf einen Wendepunkt der globalen Treibhausgasemis- sionen um 2030 zu, denn die bisher vorliegenden Minderungspläne gehen zumeist von diesem Jahr aus. Danach bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zwischen zwei Optionen zu entscheiden, die beide den nachfolgenden Generationen erhebliche Risiken zumuten: Entweder wir nehmen in Kauf, dass sich die Erde stärker erwärmt – mit allen damit verbundenen Gefahren. Oder wir setzen auf Risiko- technologien, um das Zwei-Grad-Ziel doch noch einzuhalten; etwa eine schrankenlose Bioenergie, die Gefahren für die globale Nahrungsmittelversorgung mit sich bringt, eine CO2-Speicherung oder sogar die technische Steuerung der Sonneneinstrahlung sowie andere Formen des sogenannten Geoengineering. Diese Risiken abzuwägen, entzieht sich dem wissenschaftlichen Zugriff. Die Rolle der Wissen- schaft ist es zu analysieren, welche Handlungsoptio- nen die politisch gesetzten Ziele erreichbar machen und auch, welche möglichen Nebenwirkungen es gibt. Beim Weltklimarat ist dieses Prinzip – eingän- gig formuliert als „policy relevant, but not policy- prescriptive“ – in die Statuten eingegangen. An diesem Wissenschaftsverständnis etwas zu ändern, dazu gibt es keinen Grund; noch dazu in einer Lage, wo es immer weniger Handlungsoptionen gibt, die in ihren Nebenwirkungen zudem risikoreicher werden. Die Risikoanalysen durch die Wissenschaft werden in Zukunft immer wichtiger, damit die Politik infor- miert über die Risiken entscheiden kann. Natürlich gilt: Eine Politik, die anhaltend im Widerspruch zu selbst formulierten Zielen handelt, wird in den Augen der Bürger unglaubwürdig. Das kann man aber in der gegenwärtigen Lage nicht sagen, denn es gibt nach der Neuausrichtung auf dem Kopenhagener Klimagipfel von 2009 zwar kleine, aber effektive Fortschritte in der interna- tionalen Klimapolitik. Sollten die Politiker bei dem diesjährigen Klimagipfel in Paris auf das Zwei-Grad- Ziel verzichten, würden sie damit jedenfalls keine neuen Handlungsoptionen eröffnen. 

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