Helmholtz-Perspektiven Juli – August 2013 17Forschung Wenige Wochen später sitzt Ralph Meißner wieder in seiner Forschungsstation, der Blick streift hinaus über die brandenburgischen Felder. Die Hochwasser- gefahr ist gebannt – und Meißner hat Glück gehabt: Die Gegend rund um sein Büro ist trocken geblieben. Nur die aufgestapelten Kisten erinnern noch an die Evakuierung. Es wird wohl noch einige Wochen dauern, bis alles wieder funktionsfähig ist. „Wir hatten hier immer nasse Füße“, sagt Meißner, der aus der Region stammt. Er selber habe noch keinen Deichbruch erlebt, die letzte Flut in dieser Gegend liegt über hundert Jahre zurück. „Die Menschen leben mit dem Wasser“, sagt er. Als Alteingesessener kennt Meißner aber natürlich die Nöte der Bauern und Anwohner, deren Höfe von der mächtigen Flut tatsächlich überschwemmt worden sind: „Da hängen ganze Existenzen dran“, sagt der Bodenphysiker. Wie wichtig die Hochwasserforschung ist, hat die Überflutung nun gezeigt: Ralph Meißner und seine Kollegen untersuchen zum Beispiel, welche Schad- stoffe dabei in den Boden gelangen. Nach dem Hochwasser von 2002 suchten UFZ-Forscher gezielt nach Schwermetallen, organischen Schadstoffen und Bakterien. Sie werden etwa aus Klärwerken oder aus den Ölheizungen in Wohngebieten angeschwemmt und dringen überall da in den Boden ein, wo die Flutwelle hingelangt. „Unsere Auen sind belastet, und es werden nach wie vor Schadstoffe eingetragen.“ Ralph Meißner Das schnell fließende Hochwasser wirbelt aber auch ältere, bereits abgelagerte Stoffe wieder auf – im Elbbereich sind das vor allem Altlasten aus der che- mischen Industrie in Bitterfeld. Zwar trägt die Welle die Schadstofffrachten schon vor dem Hochwasser- scheitel im Fluss weiter. Ralph Meißner gibt Land unter Hochwasser in Erlln an der Mulde. Bild: UFZ/André Künzelmann