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Helmholtz Perspektiven 1507

Helmholtz Perspektiven Juli – August 2015 8 TITELTHEMA nutzen – das ist die Menge, die sich in dieser Zeit an neuem Grund- und Oberflächenwasser bildet. Der tatsächliche Verbrauch im vergangenen Jahr lag allerdings nur bei etwa 33 Milliarden Kubik- metern, also knapp 18 Prozent davon. Dass dennoch nicht überall in deutschen Landen Wasser im Überfluss vorhanden ist, zeigt Philipp Wagnitz auf einer Karte. Der Experte für Wassermanagement klickt in seinem Berliner Büro bei der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) auf eine grafische Dar- stellung: Eine Reihe von Städten und Regionen sind orange markiert, Brandenburg ist darunter und Sachsen-Anhalt, Halle/Saale, Braunschweig, Duisburg und München. „Orange steht für einen großen Bedarf“, erklärt er. Gelsenkirchen treffe es mit am ärgsten. Dort bestehe bundesweit das größ- te Defizit zwischen Verfügbarkeit und Verbrauch. Doch das Problem lässt sich lösen. Dicke Striche über den Orten zeigen auf der Karte die Leitungen, die Wasser aus der Ferne bringen. Hamburg wird aus der Lüneburger Heide versorgt, Stuttgart mit Überleitungen von mehreren hundert Kilometern aus dem Bodenseeraum. „Trotz Aufbereitung ist Wasser, das durch die Haushalte gelaufen ist, nicht dasselbe wie vorher“ In Deutschland ist diese aufwendige Infrastruktur selbstverständlich. Die Wasserwirtschaft hat sich darauf eingestellt, Regionen, in denen weniger Wasser da ist, als gebraucht wird, mitzuversorgen, sagt Corinna Baumgarten vom Umweltbundesamt: Fehle es hier oder dort an Grund- und Oberflä- chenwasser oder ist das kostbare Nass im Sommer mal knapp, wird das an anderen Stellen reichlich vorhandene Wasser entsprechend verteilt, erklärt die Ingenieurin für technischen Umweltschutz. Ist Sparen hierzulande also gar nicht nötig? Ein Anruf bei dem Systemanalytiker Helmut Lehn vom Institut für Technikfolgenabschätzung des Helmholtz-Zentrums KIT (Karlsruher Institut für Technologie): Der Wissenschaftler mag den Begriff Wassersparen gar nicht. Er ist ihm zu unpräzise. „Im Haushalt Wasser sparen, das kann man eigentlich gar nicht. Denn dort kann man Wasser nicht verbrauchen, man kann es nur un- genutzt lassen“, sagt der Wissenschaftler, was er auch seinen Studenten immer wieder klarmacht. Wasser lasse sich nicht wegkonsumieren wie Butter. Es bleibe immer da, verändere nur seine Eigenschaften. Nehmen wir zum Beispiel Berlin, TITELTHEMA8 W A S S E R N U T Z U N G I N D E U T S C H L A N D I n Brasilien bekommen die Menschen zu spüren, was es heißt, wenn das Wasser knapp wird: Nur ein paar Tropfen kommen aus dem Hahn, wenn in Rio de Janeiro oder São Paulo wieder einmal für bis zu 18 Stunden am Tag das Wasser abge- stellt wird, damit die Versorgung nicht komplett zusammenbricht. Auch in Kalifornien ist die Wasserversorgung kritisch: Die Felder in dem US-Bundesstaat verdorren, für Golfanlagen und Swimmingpools gibt es kein Wasser mehr. Und in China oder Indien muss immer tiefer in die Erde gebohrt werden, um auf Grundwasser zu stoßen. In ihrem „World Water Development Report 2015” warnen die Vereinten Nationen davor, dass weltweit das Wasser knapp zu werden droht. „Der Planet war noch nie so durstig“, schreiben die UN-Experten – und diese Entwicklung wird sich verschärfen. Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbe- völkerung voraussichtlich von 7,3 auf 9,1 Milliar- den Menschen anwachsen. Der weltweite Bedarf an Wasser wird damit um 55 Prozent steigen. In Deutschland hingegen scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Vielerorts liegen hüb- sche Seen zwischen bewaldeten Hügeln, Flüsse schlängeln sich durch grüne Täler. Von einem Mangel kann hierzulande tatsächlich keine Rede sein: Es steht so viel Trinkwasser zur Verfügung, dass man damit den Bodensee viermal füllen könnte, lässt sich in Studien des Umweltbundes- amtes nachlesen. Pro Jahr könnten die Deutschen demnach rund 188 Milliarden Kubikmeter Wasser Quelle: Bundesanstalt für Gewässerkunde 2006, Statistisches Bundesamt, 2013

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