Helmholtz Perspektiven Juli – August 2015 10 TITELTHEMA Beispiel in Privathaushalten: Moderne Geschirr- spüler, Waschmaschinen, Toilettenspülungen, Armaturen und Duschköpfe tragen erheblich dazu bei, dass heute weniger Wasser aus dem Hahn fließt. Verbrauchte der Durchschnittsdeutsche 1991 noch 147 Liter Trinkwasser am Tag, sind es seit 2013 nur noch 121 Liter, die hauptsächlich für die Körperpflege genutzt werden (40 Prozent), für die Toilettenspülung (30 Prozent), für Wäschewa- schen (13 Prozent) sowie Essen und Trinken (vier Prozent). Im EU-Durchschnitt stehe Deutschland damit recht gut da, sagt Corinna Baumgarten vom Umweltbundesamt. Zwei Drittel der Länder in Europa verbrauchen mehr – Spitzenreiter ist Rumänien mit 294 Litern, am sparsamsten sind die Litauer mit 97 Litern. Die deutschen 121 Liter Tagesdurchschnitt sind allerdings nur ein geringer Teil dessen, was die Konsumenten tatsächlich verbrauchen. Experten rechnen auch das Wasser dazu, das be- nötigt wird, um all die Lebensmittel und Produkte herzustellen, die im Alltag genutzt werden. Und da kommt einiges zusammen: Für ein Kilo Rind- fleisch etwa fließen beinahe 15.500 Liter Wasser, bis es auf dem Grill landet. Eine WWF-Studie schaut sich für solche Zahlen die Landwirtschaft detailliert an: In den drei Jahren, bis ein Rind üblicherweise geschlachtet wird, frisst es 1300 Kilogramm Getreide und 7200 Kilogramm Rau- futter wie Heu oder Silage. Allein dafür gehen gut drei Millionen Liter Wasser drauf. Dazu kommen 24.000 Liter Wasser, die ein Rind in drei Jahren trinkt, und etwa 7000 Liter für die Stallreinigung. Das sind zusammen knapp 3,1 Millionen Liter Wasser. Ein Rind liefert etwa 200 Kilo Fleisch, für jedes Kilo werden also rund 15.500 Liter Wasser verbraucht. Ähnlich akribisch haben Wissen- schaftler auch bei anderen Produkten nachgerech- net: Für ein Kilo Bananen kommen sie auf 859 Liter Wasser, für eine Jeans auf 11.000 und für einen PC auf 20.000 Liter. Das, was nach dieser Rechnung an virtuellem Wasserverbrauch pro Person zusammenkommt, wird als Wasserfußabdruck bezeichnet. Und der ist in Deutschland sehr hoch. Der WWF kommt inklusive des direkt verbrauchten Trinkwassers pro Einwohner auf 5288 Liter täglich. Das Umwelt- bundesamt geht von 3900 Litern aus. Unabhängig davon, auf welche der beiden Zahlen man sich bezieht: Damit zählt Deutschland zu den Ländern, Durstiges Brasilien Sojafelder müssen trotz Wassermangels künstlich bewässert werden. Aus Brasilien wird die größte Menge virtuellen Wassers nach Deutschland eingeführt. Bild: Peter Caton/WWF