14 Helmholtz Perspektiven Juli – August 2015 TELEGRAMM Telegramm Einmal ist keinmal Die Fruchtbarkeit von Tintenfischen ist meist auf eine einzi- ge Phase in ihrem Leben reduziert. Nach nur einer Paarung sterben die Weibchen. Davon ging die Forschergemeinde bisher jedenfalls aus. Nun haben Wissenschaftler vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zusammen mit Kollegen aus Großbritannien und den USA eine Art gefunden, die mehrere Fortpflanzungszyklen durchlaufen kann. Die Weib- chen des Vampirtintenfisches (Vampyroteuthis infernalis), die in den sauerstoffarmen Tiefen der gemäßigten und tropischen Meere leben, laichen ihre Eier ab und verfallen dann in eine Art Fortpflanzungsruhezustand, auf den die Produktion einer neuen Charge von Eiern folgt. Die Forscher vermuten, dass die Weibchen den Zyklus bis zu 200-mal wiederholen und dabei bis zu 10.000 Eizellen frei- setzen könnten. Andere Tintenfische reproduzieren sich nur ein- mal spät in ihrem Leben. „Der langsame Lebensrhythmus dieser Tiefseetintenfische ist wohl nicht geeignet, um alle Energie auf einmal in die Eierproduktion zu stecken, wie das bei anderen Kopffüßern der Fall ist“, sagt Henk-Jan Hoving vom GEOMAR. „Vielleicht müssen die Weibchen deshalb nach jedem Fortpflan- zungszyklus zu einer Keimdrüsenruhephase zurückkehren, um Energie für den nächsten Zyklus zu tanken.“ Dracula aus der Tiefsee Seinen Namen erhielt der Vampirtintenfisch wegen der Häute, die sich zwischen seinen Armen aufspannen und ihm das Aussehen eines in einen Umhang gehüllten Vampirs geben. Bild: 2014 MBARI Forschung +++ Forschungspolitik +++ Termine