Helmholtz Perspektiven Juli – August 2015 11TITELTHEMA 1630 USA**Estland 1400 1190 1150 910 870 850 750 730 640 640640640 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 630 570 540 530 410 400 340 310 180 180 140 120 110 90 Australien Niederlande Norw egen Japan Türkei Spanien M exiko Griechenland Portugal Italien Kanada Neuseeland Tschechische Republik Luxem burg Slow akei Dänem ark Israel Polen Schw eiz** Deutschland Slow enien Frankreich Ungarn Belgien Vereinigtes Königreich die überdurchschnittlich viel Wasser verbrauchen, denn im globalen Mittel liegt der Wasserfußab- druck laut Umweltbundesamt bei knapp 3800 Litern am Tag. „Wasserprobleme lassen sich nicht im Supermarkt lösen, sondern nur vor Ort“ Virtuelles Wasser, Wasserfußabdruck – das sind ziemlich abstrakte Begriffe, gibt Corinna Baumgarten vom Umweltbundesamt zu. Doch sie können den versteckten Wasserhandel zu Lasten wasserarmer Länder transparenter machen: So zeige der Wasserfußabdruck, dass Deutschland seinen tatsächlichen aktuellen Wasserverbrauch nur etwa zur Hälfte aus eigenen Ressourcen deckt – und die andere Hälfte in Form von virtuellem Wasser einführt, erklärt sie. Problematisch sei das, weil ein großer Teil des importierten Wassers aus Regionen stammt, in denen es nicht genug davon gibt. Zum Beispiel aus Brasilien: Von dort wird die höchste Menge virtuellen Wassers nach Deutschland eingeführt, vor allem in Form von Kaffee und Soja, berichtet WWF-Experte Philipp Wagnitz. Das südamerikanische Land ist Netto- Exporteur für virtuelles Wasser; es exportiert das Dreifache der Menge an virtuellem Wasser, die es importiert. Und das, obwohl die Wasserlage dort in manchen Bundesstaaten inzwischen prekär ist und die Trinkwasserspeicher so gut wie leer sind. Haben es die deutschen Verbraucher also in der Hand, diese Probleme durch ein anderes Konsumverhalten zu lösen? Dazu gibt es ver- schiedene Meinungen. In Rio de Janeiro komme jedenfalls nicht wieder regelmäßig Wasser aus dem Hahn, wenn deutsche Verbraucher jetzt keinen Kaffee aus Brasilien mehr trinken würden. „Wasserprobleme lassen sich nicht im Super- markt lösen, sondern nur vor Ort“, sagt Erik Gawel. Er ist Leiter des Departments Ökonomie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und befasst sich seit Jahrzehnten mit nachhaltigem Wasserressourcenmanagement. Der Umweltökonom kritisiert solche Rechnungen: Ein Wasserfußabdruck von 5288 Litern am Tag, das sei eine Zahl, die Alarm auslöse und den Kon- sumenten in die Irre führe. „Sie suggeriert, dass man den Menschen in wasserarmen Regionen etwas vorenthält.“ Für den deutschen Verbraucher besitze es keinerlei Aussagekraft, dass für eine Tasse Kaffee, für die sieben Gramm Bohnen aufgebrüht werden, ganz allgemein 140 Liter virtuelles Wasser J Ä H R L I C H E R P R O - K O P F - W A S S E R V E R B R A U C H I N A U S G E W Ä H L T E N L Ä N D E R N W E L T W E I T I M J A H R 2 0 1 1 * ( I N K U B I K M E T E R N ) Quelle: OECD/Statista 2015 * Die Werte beziehen sich auf 2011, falls nicht anders angegeben, oder auf das letzte verfügbare Jahr. ** Werte beziehen sich auf 2005. 870850 750730 640640640640 570540530 410400 340310 180180 14012011090 L Ä N D E R N W E L T W E I T I M J A H R 2011 * ( I N K U B I K M E T E R N )