Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2014 6 Forschung Ein Händchen für Muscheln Corinna Breusing forscht für ihre an. Bild: J. Steffen/GEOMAR Text bis 8. August lagern Unmengen wertvoller Rohstoffe. Sollen wir sie hochholen? Wissenschaft im Sattel März 2014, Feinstaubalarm im Zentrum Stuttgarts: Die Messstation „Am Neckartor“ meldet zum 35. Mal, dass der Grenzwert überschritten wurde. Ge- nau 35 Verstöße erlaubt die EU – pro Jahr. Bis Ende April wird die Zahl der Verstöße auf 51 steigen, da- nach ist Ruhe. Vorerst. „Feinstaub ist vor allem ein Problem in den Wintermonaten“, sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt. Mit insgesamt 82 Tagen über dem ge- setzlichen Grenzwert war die Messstation „Am Neckartor“ schon 2013 Spitzenreiter in der Bundesrepublik. Dahinter rangieren in diesem Jahr Berlin-Neukölln mit 35 Überschreitungen sowie Leipzig und Halle mit jeweils 34. Bis jetzt. Der Winter kommt ja noch. Was kaum einer weiß: Selbst die zugelassenen Feinstaubmengen bedrohen schon die Gesundheit. „Rauchen und Alkohol sind zwar für den Einzelnen gefährlicher als Feinstaub“, sagt Alexandra Schnei- der, „aber man kann frei entscheiden, ob man Ziga- retten oder Alkohol konsumiert. Dem Feinstaub ist dagegen jeder Mensch ausgesetzt.“ Somit bestünde für jeden ein Erkrankungsrisiko durch Feinstaub. Schneider ist Meteorologin und Epidemiologin am Helmholtz Zentrum München und leitet dort die Arbeitsgruppe Environmental Risks am Institut für Epidemiologie II. Feinstaub besteht aus Teilchen, die so klein sind, dass sie in der Luft schweben und nicht sofort zu Boden sinken. Einen Hundertstel Millimeter Durchmesser (10 µm) haben die größeren Partikel, PM10 genannt. Man könne sich zwar mit einer Atemmaske gegen Feinstaub schützen, die sei aber unangenehm zu tragen, sagt Schneider. Das größte Problem jedoch ist: Den meisten Menschen ist das Gesundheitsrisiko, dem sie sich jeden Tag ausset- zen müssen, nicht bewusst. Bei anderen Luftschadstoffen ist das anders. Weil immer mehr Menschen die Gefahren von Blei, Cadmium oder Schwefeldioxid erkannten und sie mitunter auch sehen oder riechen konnten, geriet die Politik unter Druck. Strengere Vorschriften für Kraftwerke, Industrieanlagen und Kraftfahr- zeuge, verbunden mit neuen Filteranlagen und Katalysatoren, haben die Belastung der Luft seit 1990 deutlich verringert. Noch mehr Härte fordern Bürger und Wissenschaftler jetzt in Sachen Fein- staub – auch, weil das Risiko für Atemwegs- und Er ist für das menschliche Auge unsichtbar und findet seinen Weg in alle Organe. Feinstaub gefährdet mehr Menschen als Zigarettenrauch. Endlich dringen Wissenschaftler mit ihren Warnungen durch Der Feind in der Luft TITELTHEMA6