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Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2014 31Forschung Fragen rund um Forschen, Arbeiten und Leben im Forschungszentrum funktionieren. Eine besondere Herausforderung ist es, den städtebaulichen Masterplan umzusetzen, der für das riesige Gelände mit seinen mehreren Dutzend Gebäuden aufgestellt wurde. Mit ihm wollen die Jülicher die Voraussetzungen für „erfolgreiche Forschung und hohe Lebensqualität“ schaffen, wie es im Nachhaltigkeitsbericht heißt: Der Plan sieht unter anderem vor, die Institute in einer grün bepflanzten Zone im Zentrum des Campus zu konzentrieren, während zum Beispiel Anlagen zur Energie- und Trinkwasserversorgung im Wald un- tergebracht werden. In der Campus-Mitte soll ein autofreier Boulevard entstehen, die Autos können auf einem Ring verkehren und bleiben ansonsten außerhalb auf zentralen Parkplätzen stehen. Zum wichtigsten Verkehrsmittel würde das Fahrrad. Über diese Pläne können die Mitarbeiter des Forschungszentrums in einem eigenen Forum im Intranet diskutieren. Manche befürchten, dass es zu wenig Parkplätze geben werde, manche fragen nach, ob für die Planungen nicht zu viele der alten Bäume abgeholzt werden müssten, und wieder andere beschäftigen sich mit der Frage, wie der Campus am besten an den Nahverkehr in Jülich angeschlossen werden kann. Für viele Wissenschaftler liegt es auf der Hand, die Forschung an klassischen Nachhaltig- keitsthemen wie Bioökonomie, Speicher für erneuerbare Energien und Brennstoffzellen mit den praktischen, alltäglichen Aspekten des Themas zu verknüpfen. Uwe Rau zum Beispiel vom Jülicher Institut für Energie- und Klimafor- schung lässt es nicht kalt, dass der Strom für den Betrieb des Forschungszentrums derzeit noch zu einem großen Teil aus Braunkohle gewon- nen wird – schließlich entwickelt er mit seinem Team Solarzellen. „Wenn wir mehr Photovoltaik- Module auf dem Campus einsetzen, ließe sich das Forschungszentrum nachhaltiger betreiben“, ist er überzeugt. Und: „Zugleich würde davon auch unsere Forschung profitieren, denn wir könnten dann künftig beispielsweise Fragen zur Lebens- dauer der Module oder zu ihrer Integration in das Energiesystem realitätsnäher und großflächiger untersuchen.“ Die Befürchtung von Kritikern, dass Nach- haltigkeitsmanagement die wissenschaftliche Arbeit beeinträchtigen könnte, hält Pflanzenfor- scher Ulrich Schurr für unbegründet: „Wir haben in unserem System Forschungszentrum noch viel Potenzial, Energie und Ressourcen einzusparen, ohne dadurch Abstriche bei der Forschungsleis- tung machen zu müssen“, sagt er. Manchmal sind es scheinbare Kleinigkeiten, die dank der erhöh- ten Aufmerksamkeit überhaupt erst auffallen: So rätselten Schurr und sein Team darüber, warum in einem ihrer Gebäude einige Wochen lang uner- klärlich viel Wasser verbraucht wurde. Sie gingen auf die Suche – und fanden schließlich den Grund: Bei Wartungsarbeiten hatten Handwerker in einem Raum, der nur für Haustechniker zugänglich ist, versehentlich den Wasserhahn laufen lassen.   Frank Frick Nac h h a lt i g k e i t be i h e l m h o lt z Die Helmholtz-Gemeinschaft hat 2012 die AG Nachhaltigkeit gegründet, in der sich die Zentren über ihre gemeinsamen Ziele abstimmen und voneinander lernen wollen. Neben dem helmholtzweit ersten Nachhaltigkeitsbericht „Vernetzen, For- schen, Weiterdenken“, den das Forschungszentrum Jülich ge- rade vorgelegt hat, hat vor allem das Projekt „Campus2030“ am Helmholtz-Zentrum Berlin für Aufmerksamkeit gesorgt. Zum Beispiel konnten die Mitarbeiter in einem Ideenwett- bewerb eigene Vorschläge zum Stromsparen einreichen. Bis 2015 entwickeln neun Helmholtz-Zentren gemeinsam kon- krete Handlungsempfehlungen, wie sich die Forschungs- standorte modernisieren lassen. Dafür steht ein Budget von einer Million Euro zur Verfügung. Zentrale Ansatzpunkte werden künftig die Themen Energieeffizienz und Personal- entwicklung sein – sowie die alles umspannende Frage, wie Forschung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden kann. Die Zentren wollen anschließend einige Modell- projekte, beispielsweise Pläne für ein nachhaltiges Laborge- bäude, umsetzen. Dass Nachhaltigkeit in der Forschung am besten organisationsübergreifend funktionieren kann, zeigt das LeNA-Projekt: Dabei entwickelt Helmholtz gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft einen Leitfaden für das Nachhaltigkeitsmanagement von Forschungsorganisationen. Forschungseinrichtungen hinken bisher beim Thema Nachhaltigkeit hinterher Ulrich Schurr ist Leiter des Bereichs Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich

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