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Helmholtz Perspektiven 0216

10 TITELTHEMA10 daraus die Larven. Das Embryonengewebe kann nun durch eine spezielle Flüssigkeit in einzelne Zellen aufgelöst werden. „Wir geben dann kleine magnetische Kügelchen hinzu, die sich nur an die Nervenzellen anheften“, sagt Welzel und hält ein Plastikröhrchen zwischen Daumen und Zeigefin- ger in die Höhe. So werden die Nervenzellen quasi heraussortiert. „Pro Röhrchen bekommen wir etwa 500.000 Stück.“ Legt man dann die Zellen in eine rosafarbene Nährflüssigkeit, kann man ihnen beim Wachsen zuschauen – und beispielsweise in Versuchen herausfinden, was ihr Wachstum fördert oder hemmt. 230 Kilometer entfernt, an der Universität München. Einem Safe-artigen, kompakten Kühl- schrank entnimmt Magdalena Götz eine Plastik- schale mit mehreren Einbuchtungen, auch darin zartrosa Flüssigkeit. Die Wissenschaftlerin mit dem akkurat geschnittenen Bubikopf legt die Scha- le unter ein Mikroskop, schaut hindurch und sagt: „Sehen Sie, dieser graue Teppich, das sind Glia- zellen.“ Gliazellen sind Götz’ Lebensthema. Man könnte sagen, die Zellen und die Forscherin haben sich gegenseitig zu Ruhm verholfen: Einst galten Gliazellen, die menschliche Neurone im Gehirn umgeben, als recht unspektakulärer „Nerven-Kitt“. Nicht einfach nur uninteressanter Nerven-Kitt – Gliazellen sind der Ursprung unseres Nervensystems 1995 schaute sich Götz bei einem Experiment an, was ganz zu Beginn der Entwicklung eines Gehirns in den Zellen passiert. Sie erwartete Vorläufer von Neuronen zu sehen und bestimmte Gliazellen. Dann waren da aber nur Gliazellen, sonst nichts. „Ich dachte: Entweder ist die Färbung falsch – oder das Konzept.“ Götz bewies – wie auch andere Forscher –, dass es das bestehende Dogma war, das nicht stimmte. Und sie wies nach, dass alle Nervenzellen einmal Gliazellen gewesen Helmholtz Perspektiven März – April 2016 Dogma widerlegt Magdalena Götz vom Helmholtz Zentrum München hat gezeigt, dass Gliazellen die Vorläufer einer jeden Nervenzelle sind. Bild: Bayer AG

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