25 Helmholtz Perspektiven März – April 2015 STANDPUNK TE 25STANDPUNK TE „Forschungsdaten werden durch den Einsatz von Steuergeldern gewonnen und sollten daher der Gemeinschaft zur Verfügung stehen“, sagt Doris Wedlich, Mitglied des Wissenschaftsrats und Professorin am Karlsruher Institut für Technologie Diskutieren Sie zum Thema unter: www.helmholtz.de/ blickwinkel S chon seit Jahren ist Open Access, also der kostenfreie Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen, eine zentrale Forderung an Verlage. Bei dem verwandten Begriff Open Science geht es um deutlich mehr: Er meint, dass auch die Forschungsdaten, die die Grundlage von Publikationen bilden, allen zugänglich sein sollen. Im weitesten Sinn schließt Open Science sogar Bürger- beteiligung, also Citizen Science, ein. So helfen Hob- byforscher in zahlreichen Projekten bei der Erhebung von Umweltdaten. Zusammen mit dem technologi- schen Fortschritt führen solche neuen Ansätze vor allem zu einer extremen Zunahme von Forschungs- daten. Gewonnen werden sie durch den Einsatz von Steuergeldern. Eine logische Konsequenz wäre also, dass sie der Gemeinschaft, und nicht nur Einzelnen, zur Verfügung stehen. Ermöglicht man zudem eine effiziente Nutzung der Daten auch in anderen wis- senschaftlichen Kontexten, würden ihre Entstehungs- kosten auf mehrere Schultern verteilt – und umso lohnender wäre der Einsatz der Steuergelder. Komplexe gesellschaftliche Fragenstellungen sind ein weiteres Argument dafür, einmal erhobene Forschungsdaten allgemein zugänglich zu machen. An ihrer Lösung kann nur disziplinübergreifend unter Auswertung großer Datenmengen gearbeitet werden. So lässt sich die Frage nach der Auswirkung des Kli- mawandels auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen und nachwachsenden Rohstoffen nur beantworten, wenn man vorhandene und neu erhobene Daten durch- forstet und miteinander in Beziehung setzt. Selbst der einzelne Wissenschaftler profitiert davon, dass vorhandene Daten verfügbar gemacht werden, weil er dadurch eine schnellere und umfassendere Analyse im eigenen Forschungsprojekt vornehmen kann. Einmal erhobene Forschungsdaten sind also äu- ßerst wertvoll, sofern sie klar definiert und standardi- siert abgelegt sind und ihre Validität geprüft ist. Dazu braucht es internationale Abstimmungen oder Regel- werke, auch mit Blick auf den Datenschutz. Ist das der Fall, können sie ökonomisch zur Wertschöpfung beitragen: Sie fördern innovative Geschäftsideen und schaffen Arbeitsplätze. Im Gesundheitsbereich, der Logistik oder der Energieversorgung sind viele neue Dienstleistungsfirmen entstanden, die Daten wieder- verwenden und neu kombinieren. Hätten Sie gewusst, dass der Datenaustausch zwischen Wissenschaft, staatlichen und privaten Unternehmen inzwischen mit einem wirtschaftlichen Gewinn von drei Billionen US- Dollar pro Jahr kalkuliert wird?