15 Helmholtz Perspektiven März – April 2015 TELEGRAMM Protein macht Krebs aggressiver Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg haben ein Protein identifiziert, das Bauchspeichel- drüsenkrebs schon in einem frühen Stadium stark streuen lässt. Krebszellen, die besonders viel von diesem Protein mit der Be- zeichnung CD95 auf ihrer Oberfläche tragen, sind auch besonders bösartig und können neue Tumore bilden. Dass diese Eigenschaft tatsächlich mit CD95 zusammenhängt, haben die Forscher mit einem Wirkstoff nachgewiesen, der die Aktivierung des Proteins hemmt. In der Folge bildeten sich kleinere Tumore und weniger Metastasen. Der Wirkstoff ist bereits in der klinischen Erprobung. Bibliothek in der Antarktis In einem grünen Container mitten im Eis der Antarktis verbirgt sich seit nunmehr zehn Jahren die südlichste Bibliothek Deutsch- lands. Sie enthält zurzeit rund 700 Bücher, die deutsche Künstler, Schriftsteller, Musiker und Wissenschaftler gespendet haben. In persönlichen Widmungen erläutern sie, warum sie gerade dieses Buch ausgewählt haben. Die „Bibliothek im Eis“ war eine Idee des Kölner Künstlers Lutz Fritsch, der an Bord des Forschungseis- brechers Polarstern in den 90er-Jahren erstmals die Neumayer- Station des Alfred-Wegener-Instituts besuchte. Auf seiner zweiten Reise vor zehn Jahren richtete er dann die Bibliothek für die Forscher ein. Vor 1000 Jahren: Stadtflucht durch Klimawandel Schon vor über 1000 Jahren war der Klimawandel ein brisantes gesellschaftliches Thema: So wurde die präkolumbianische Stadt Cantona zwischen 900 und 1050 n. Chr. von ihren sei- nerzeit 90.000 Einwohnern aufgrund klimatischer Veränderun- gen aufgegeben. Das hat eine internationale Forschergruppe aus Geologen, Klimatologen und Historikern herausgefunden. Anhand von Bohrkernen aus den Sedimenten eines Maarsees konnten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Potsdam (GFZ) nachweisen, dass die Niederschlagsmengen in der Region zwischen 500 und 1150 n. Chr. deutlich zurückgegangen sind. Ihre Schlussfolgerung: Da die Menschen stark von der Land- wirtschaft abhängig waren, sei es zu politischen Unruhen und schließlich zur Aufgabe der Stadt gekommen. Wie erkennt man Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Erhöhte Werte der Aminosäure Phenylalanin und einfach unge- sättigter Fettsäuren im Blut steigern das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Hohe Werte von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren hingegen senken das Erkrankungsrisiko. Das hat eine internationale Forschergruppe unter finnischer Leitung und Beteiligung des Helmholtz Zentrums München herausgefunden. Die Wissenschaftler haben Blutproben von über 13.000 gesunden Probanden im Alter von 48 bis 69 Jah- ren untersucht und den Gesundheitszustand der Probanden über zehn Jahre beobachtet. Die dabei von ihnen entdeckten biologi- schen Merkmale – sogenannte Biomarker – stünden nicht im Zu- sammenhang mit bekannten Risikofaktoren wie Cholesterin oder Bluthochdruck. Sie sollen eine frühere Vorsorge ermöglichen. Meteorit speichert Magnetfeld über Milliarden Jahre Forscher der Universität Cambridge konnten in Meteoriten mag- netische Spuren aus dem frühen Sonnensystem nachweisen. Das ergaben Untersuchungen mithilfe der Röntgenquelle BESSY II am Helmholtz-Zentrum Berlin. Bislang gingen die Forscher davon aus, dass sich magnetisierte Partikel in Gesteinen immer wieder nach dem sie umgebenden Magnetfeld ausrichten. Die nun in dem Me- teoriten entdeckten winzigen Nanopartikel aus Tetrataenit, einem superharten magnetischen Material, weisen hingegen eine extrem stabile magnetische Orientierung auf: Sie haben das Magnetfeld des Asteroiden, aus dem der Gesteinsbrocken einst herausge- schlagen wurde, über Milliarden Jahre hinweg gespeichert. Mit Computersimulationen können die Forscher Klimaarchiv Der Maarsee Aljojuca in Mexico hat in seinen Sedimenten Klimadaten gespeichert. Bild: Ulrike Kienel/GFZ Kultur im Eis Die Container-Bibliothek in der Antarktis feiert 10-jähriges Bestehen. Bild: Lutz Fritsch