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Helmholtz Perspektiven 1411

19 Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2014 FORSCHUNG noch damit, Gelder einzuwerben und die Publikationen anderer Leute zu beurtei- len. Dass er mal eine Pipette in die Hand genommen hat, habe ich noch nicht gesehen. Viele Wissenschaftler klagen über den Publikationsdruck. Gab es diese Klagen zu Ihrer Zeit auch schon, Frau Wittmann? Wittmann Damals ging es gerade mit den englischsprachigen Journals los. Unsere Chefs wollten immer noch auf Deutsch publizieren. Sie wollten, dass wieder alles so würde wie früher. Für uns Junge war es da einfacher. Was wir damals zum Glück noch nicht hatten, war diese Skalierung: dass es für ein bestimmtes Journal so und so viele Punkte gibt und für ein anderes weniger. Rosenbaum Genau das finde ich so frustrierend, dass es gar nicht mehr darum geht, ob die Forschungsarbeit gut ist oder nicht, sondern darum, wo sie publiziert wird. Das gilt dann als einziger Qualitätsmaßstab. Und wenn jemand etwas publizieren möchte, was gegen die Lehrmeinung geht, kommt er in die an- gesagten Journals nicht rein. Dabei kann man oft eigentlich erst mit zehn Jahren Abstand feststellen, was wirklich revoluti- onär war. Lassen Sie uns noch einmal zurückkom- men auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hat sich da Ihrer Meinung nach etwas getan, Frau Rosenbaum? Rosenbaum Es ist doch allein schon unwahrscheinlich, in derselben Stadt zu bleiben. Ich habe viele Paare in meinem Bekanntenkreis, die dieses Problem haben und eben eine Fernbeziehung führen müssen. Damit bin ich noch einmal beim Wissenschaftszeitvertragsgesetz: Für uns Frauen ist das eine Riesenhürde. Man bekommt zwar ein Extrajahr pro Kind, aber natürlich fällt die Familiengründung genau in den Zeitraum, in dem wir besonders produktiv sein müssen, wenn wir es im System schaffen wollen. Wittmann Ich glaube, der Unterschied ist, dass man heute als Frau ganz gute Chancen hat – solange man den eigenen Kinderwunsch zurückstellt. Man hat zu vie- le Verpflichtungen, man muss zu Kongres- sen reisen, man muss Nächte im Labor arbeiten, an Samstagen und Sonntagen. Das ist mit Kindern schwer zu vereinbaren. Rosenbaum Die Männer bekommen es ja auch hin. Wenn man dieses eingefah- rene Rollenbild umdreht – dann geht es vielleicht.  Interview: Jan-Martin Wiarda 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % * nur hauptberuflich Tätige Studienanfänger Studierende Uni-Absolventen Prom otionen W issenschaftliche M itarbeiter* Professuren* Männer Frauen Von Karrierestufe zu Karrierestufe geht es nach unten Der Frauenanteil in der Wissenschaft. Quelle: Statistisches Bundesamt Mehr zum Thema unter: www.helmholtz.de/ chancen

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