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Helmholtz Perspektiven 1411

Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2014 13FORSCHUNG Krebsfressendes Knäuel Dreidimensionales Modell der Außenhülle eines Parvovirus, die das Erbgut des Virus umgibt. Bild: LAGUNA DESIGN/SPL Parvoviren können Krebszellen befallen und töten, verursachen aber beim Menschen keine Krank- heit. Das nutzen Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg: Sie entwickeln seit 1992 eine Virustherapie gegen gefährliche und kaum behandelbare Hirntumoren. 2013 hat eine klinische Studie erstmals die Sicher- heit der Parvovirus-Therapie gezeigt. DKFZ-Forscher Jürg Nüesch erklärt, warum sich die Viren ausge- rechnet Krebszellen vorknöpfen: „Es gibt einige Mechanismen, die den Krebszellen helfen, sich schnell zu vermehren. Zum Beispiel Signalketten, die dem programmierten Zelltod, einer Selbstzerstörung der Zellen bei Fehlfunktio- nen, entgegenwirken. Oder Signale, die es der Zelle erlauben, sich vom Ursprungsgewebe zu lösen und sich anderswo wieder anzusiedeln. Genau dieselben Mechanismen helfen allerdings auch dem Parvo- virus, schnell heranzureifen. Wenn sich die Viren ge- nug vermehrt haben, bringen sie ihre Wirtszelle zum Platzen – und können gleich wieder neue Krebs- zellen befallen. Über den Virenbefall wird auch das Immunsystem auf die Krebszellen aufmerksam und hilft dabei, sie zu zerstören. Das ist besonders bei Tumoren im Gehirn wichtig, weil man sie nur schwer operieren kann. Die Parvoviren stammen ursprünglich von Ratten. Eine Besonderheit ist, dass es keine Folgen hat, wenn das Virus menschliche Zellen befällt, die sich nicht teilen. Krebszellen aber teilen sich oft – dadurch reift auch das Virus speziell in ihnen heran. Derzeit arbeiten wir an einer Studie, an der 20 Patienten mit einem bestimmten Hirntumor, dem Glioblastom, teilnehmen. Die Dosis der Viren steigern wir stetig. Schon jetzt haben wir gese- hen, dass die Viren die Hirntumorzellen finden, sogar dann, wenn wir sie in die Armvene gespritzt hatten. Nebenwirkungen haben wir bislang keine beobachtet, obwohl wir schon bei der zweithöchs- ten Dosis angekommen sind. In einer größeren Studie möchten wir jetzt überprüfen, ob die Viren auch dabei helfen, das Überleben der Patienten zu verlängern.“  Nachgefragt hat Stefanie Seltmann Diesmal: Warum haben Viren Appetit auf Krebs? Nachgefragt! Alle Ausgaben von Nachgefragt!: www.helmholtz.de/ nachgefragt Alle Ausgaben von Nachg www.helmholtz.de/ nachgefragt

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