Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Helmholtz Perspektiven 1411

17 Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2014 FORSCHUNG Doch er sagte nur, das sei ja alles sehr in- teressant, aber er könne mir leider keinen Rat geben, weil er auf dem Gebiet nicht gearbeitet habe. Das fand ich unheimlich ehrlich. Rosenbaum Mein Chef wusste auch nicht über mein Thema Bescheid, aber er kannte immer jemanden, der jemanden kannte, den man fragen könnte. Und im Zeitalter von E-Mails, günstigem Telefo- nieren und regelmäßigen Konferenzen war es natürlich kein Problem, an die Leute ranzukommen. Wie haben Sie das denn gemacht, wenn Sie von den Prager Kollegen Rat brauch- ten, Frau Wittmann? Wittmann Man konnte nicht mal einen Brief schreiben. Der wäre geöffnet wor- den, und die Wissenschaftler dort wären in Schwierigkeiten gekommen. Später, als einer der Prager nach Paris ausgereist war, habe ich ihn getroffen. Da konnten wir uns endlich sehen. Mithilfe der Papierchromatographie haben Sie verschiedene Peptide, also Fragmente von Proteinen, aufgetrennt. Gibt es diese Methode denn noch? Wittmann Ach was. Aus heutiger Sicht war das primitiv, ein- oder zweidimensio- nale Papierstreifen mit den vorgetrennten Peptiden für die nächste Trennung auf Papier mit der Nähmaschine zusammen- zunähen. Wir hatten da so einen großen Tank im Chromatographie-Raum, den mussten wir einmal die Woche kitten, weil die Dichtung nachgegeben hat. Freitag war Kitt-Tag, damit wir in der folgenden Woche wieder Chromatogramme reinhän- gen konnten. Rosenbaum In der Biologie habe ich auch alle meine Proben selber gemacht, pipettiert vor allem. Natürlich waren un- sere Apparaturen weniger handgestrickt, weil es heute kommerzielle Anbieter für so etwas gibt. Ein bisschen was habe ich aber auch selbst gebaut, mit viel Kleber und selber schrauben. Das war eigent- lich auch das, was mir am meisten Spaß gemacht hat. Herr Butenandt kam alle zwei, drei Monate mal bei Frau Wittmann vorbei. Wie oft haben Sie Ihren Professor gesehen, Frau Rosenbaum? Rosenbaum Der war gerade erst habi- litiert und hatte noch nicht so viele Stu- denten zu betreuen. Ich konnte einfach in sein Büro gehen und ihn etwas fragen. Zu meiner Institutsleiterin hatte ich allerdings auch kaum Kontakt. Die wusste, wie ich heiße, das war es dann aber auch. Wittmann Herr Butenandt hat einmal die Woche ein Seminar veranstaltet, Kin- derstunde nannten wir das. Er hat Brigitte Wittmann, 83, war von 1967 bis 1991 Forschungs- gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin. 1992 ging die Biochemikerin ans Max-Delbrück- Centrum in Berlin-Buch. Ihre Doktorarbeit schrieb sie Ende der 50er Jahre beim späteren Max-Planck-Präsidenten Adolf Butenandt über die Konstitutionsermittlung von Hämoglobin. Eva Rosenbaum, 32, ist seit 2011 Postdoc am Max- Delbrück-Centrum (MDC). Die Biophysikerin beschäftigt sich dort mit den Strukturen und Mechanismen von membrandeformierenden Proteinen. Sie hat an den Uni- versitäten in Heidelberg und Grenoble/Frankreich studiert. In Grenoble hat sie auch ihren Doktor gemacht.

Seitenübersicht