Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Helmholtz Perspektiven 0115

Helmholtz Perspektiven  Januar – Februar 2015 35Forschung von Jakarta, Indonesien, bei einer Belastung mit Mikroplastik weniger Wasser, produzierten weniger Haftfäden und starben letztlich früher. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mikroplastik mit anderen Umweltstressoren in Wechselwirkung tritt“, sagt Lenz. Auch Lars Gutow, der Biologe vom Alfred- Wegener-Institut, beschäftigt sich zusammen mit seinen Kollegen mit den Folgen des Mikroplastiks für die Fauna. Er konzentriert sich dabei auf kleine Organismen. „Wir wollen wissen, ob es ähnliche Folgen hat wie großes Plastik für manch größere Tiere.“ Eine eindeutige Antwort haben die Biologen, Ökologen und Ökotoxikologen des AWI bislang nicht gefunden: Meeresasseln schieden in Versuchen die Mikroplastikpartikel einfach wieder aus, bei Miesmuscheln hingegen gelangten die Partikel ins Gewebe und lösten dort Entzündungen aus. „Wir möchten eine Gefährdungsmatrix entwickeln, die uns zeigt: Was charakterisiert – salopp formuliert – den typischen Verlierer-Organismus?“ Das hänge von der Fresstechnik, der inneren Anatomie der Tie- re und auch vom Lebensraum ab, so Gutow. Doch die Forschung stehe bei diesen physischen Effekten noch relativ am Anfang. Indes interessieren sich auch Behörden und Politik für die Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet. 2008 trat die Meeresstrategie-Rahmen- richtlinie der Europäischen Kommission in Kraft, laut der die EU-Staaten bis 2020 einen „guten Umweltzustand der europäischen Meere“ schaffen müssen. Was aber heißt das konkret? Um das zu umreißen, stellen Facharbeitsgruppen, an denen Wissenschaftler wie Gutow mitwirken, spezielle Bewertungskriterien auf und empfehlen politische Maßnahmen. Ein konkreter Schritt auf politischer Ebene ist die EU-weite Regelung, die seit Anfang 2015 den Verbrauch von Einweg-Plastiktüten deutlich reduzieren soll. Allerdings werden sogenannte Oxo-Plastiktüten auch in Zukunft nicht grundsätz- lich verboten. Ihnen sind Salzmetalle beigemischt, damit sie sich schneller zersetzen – auch dabei wird neues Mikroplastik frei. Aus dem Meer lässt sich das Plastik kaum wieder herausfischen, soviel steht fest. „Mit dem Gros der Maßnahmen, die wir entwickeln, wollen wir daher vermeiden, dass weiterer Abfall ins Meer gelangt“, sagt Meeresexpertin Stefanie Werner vom Umweltbundesamt. „Hierzu müssen wir Abfall- und Abwassermanagement, Freizeitaktivitäten auf See und an den Küsten, Schifffahrt, Fischerei und viele andere Faktoren bedenken.“ Obwohl es in Deutsch- land beispielsweise ein gutes Abfallmanagement gebe, würden derzeit auch hier nur 42 Prozent des Plastikmülls wiederverwertet – viele Kunststoff- produkte seien wegen Zusatzstoffen gar nicht recycelbar. Der Rest landet hauptsächlich in der Müllverbrennung. Um zu verhindern, dass der Müll in den Weltmeeren künftig weiter zunimmt, sei es wichtig, international zusammenzuarbeiten und zum Beispiel dafür zu sorgen, dass die Recyclingquote höher wird.  Kristine August Mikroplastik  Im Vergleich zu den allerkleinsten Partikeln sind diese Plastikreste aus dem Meer noch wahre Riesen. Bild: Stefanie Meyer/Alfred-Wegener-Institut

Seitenübersicht