12 Helmholtz Perspektiven Januar – Februar 2015 tElEgraMM Telegramm Ungewöhnliche Unterwasserehen Kaltwasserkorallen der Spezies Lophelia pertusa sind in der Lage, Skelett-Verbindungen mit genetisch fremden Artgenossen einzugehen. Das haben deutsche und schottische Wissen- schaftler nun herausgefunden: Auf Fahrten mit dem Tauchboot JAGO, das am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel stationiert ist, entdeckten die Forscher vor der norwegi- schen Küste erstmals verschiedenfarbige Korallenzweige, die nahtlos zusammengewachsen waren. Die Steinkorallen, die in den kalten und dunklen Tiefen der Meere leben, bilden mit ihren buschartigen und stark verzweigten Kolonien die Basis für ausgedehnte Riffe und ein gut funktionierendes Ökosystem. Bisher gingen Forscher davon aus, dass die Riffe der Steinko- rallen von Geschwistern einer Art gebildet werden. Genetische Tests und Skelett-Analysen ergaben allerdings, dass es in den Riffen keine Geschwister sind, die miteinander verschmolzen sind. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Steinkoral- len einen Mechanismus entwickelt haben, mit dem sie Vertreter ihrer Art über Verwandtschaftsgrenzen hinweg erkennen. Ihre Fähigkeit zur Fusion unterscheidet sie stark von tropischen Korallen, die chemische Stoffe freisetzen, um den Kontakt zu Artgenossen zu verhindern. Fremde Korallen willkommen Ein hellgelbes Gorgonenhaupt besucht das Riff aus Gorgonien und Steinkorallen. Bild: JAGO-Team, GEOMAR Forschung +++ Forschungspolitik +++ Termine