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Helmholtz Perspektiven 0115

Helmholtz Perspektiven  Januar – Februar 2015 27Forschung Am Anfang glaubte Janet Parker an eine Grippe, als sie sich im Sommer 1978 urplötzlich schlecht fühlte. 40 Jahre alt war die Engländerin, die mit ihrem tragischen Schicksal in die Medizingeschichte eingehen sollte: In Wirklichkeit hatte sie sich mit Pocken infiziert, wenige Wochen später starb sie auf einer Isolierstation. Sie ist die vermutlich letzte Pockentote in der Geschichte der Menschheit – das letzte Opfer in einer Schlacht, aus der die Medizin als heldenhafte Siegerin hervorgegangen ist. „Das war ein riesiger Sprung in der Geschich- te der Gesundheit“, sagt Heiner Fangerau, der Leiter des Kölner Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin. „Bis heute dient die Ausrottung der Pocken als Muster für die Bekämpfung anderer Seuchen. Polio zum Beispiel hofft man auf diese Art besiegen zu können – und irgendwann einmal auch Ebola.“ Eine konsequente Impfpolitik stand vor vierzig Jahren hinter dem Erfolg im Kampf gegen die Pocken, befeuert durch eine konzertier- te Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Sicherlich hat damals eine Rolle gespielt, dass es seit langer Zeit gute Erfahrungen mit einer Impfung gab“, sagt Fangerau: Der britische Landarzt Edward Jenner hat schon 1796, fast zwei- hundert Jahre zuvor, zum ersten Mal eine Pocken- impfung verabreicht, die er aus den für Menschen harmlosen Kuhpocken gewonnen hatte. Von dieser Pioniertat stammt der Begriff Vakzination – es hat seinen Ursprung im lateinischen Wort für Kuh: vacca. Eine flächendeckende Wirkung indes hatte die Pockenimpfung nicht gezeigt. „Als die WHO 1967 ihren Feldzug begann, befiel die Seuche jähr- lich noch etwa 2,5 Millionen Menschen“, schreibt der Spiegel im Jahr 1979 – kurz nach dem Tod der Engländerin Janet Parker, des letzten Pocken- Opfers. Wissenschaftliches Knowhow, gepaart mit politischer Entschlossenheit, hat schließlich nach jahrelangem Kampf zum Erfolg geführt. Immer wieder gelingt es Forschern, mit ihrer Arbeit Menschheitsprobleme zu lösen. Manchmal sind es spektakuläre Durchbrüche, die auf einen Schlag die Welt verändern; häufig ziehen etliche Wissenschaft- ler-Gruppen viele Jahre lang am selben Faden, bis sie nach schrittweisen Verbesserungen schließlich ein grundstürzendes Ergebnis erzielen. Die Entwick- lung der Leuchtdiode, die nach und nach die ener- giefressenden Glühlampen ersetzt, ist ein Beispiel dafür – die Forscher, die der neuen Technik Bahn gebrochen haben, sind für ihre Arbeit in diesem Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Ein anderer Anlass, wo Durchbrüche gefeiert werden, ist die Falling Walls-Konferenz, die jährlich in Berlin stattfindet. Hier treffen sich Wissenschaftler aus sämtlichen Disziplinen mit Wirtschaftsführern, Poli- tikern und Kulturschaffenden, um sich zu vernetzen und um neue Ideen für ihre Arbeit zu gewinnen. Um hochauflösende Lichtmikroskope geht es da, aber beispielsweise auch um Traumaforschung oder Korruption; allesamt Bereiche, in denen Forscher an Lösungen arbeiten. Ziehen alle gemeinsam an einem Strang, lassen sich auch gewaltige gesellschaftliche Probleme in den Griff bekommen Die jüngste Nachricht von einem spektakulären Durchbruch, der dank der Leistung von Forschern gelungen ist, liegt erst wenige Monate zurück. Tagelang hat sie Markus Rex in die Schlagzeilen gebracht, der sich als Atmosphärenphysiker am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Der Wissenschaft gelingen immer wieder Durchbrüche, mit denen sie die Gesellschaft verändert. Eine Mutmach-Geschichte zum neuen Jahr Die Problemlöser

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