titEltHEMa8 Frau Jacob, Ende November startet in Paris der nächste Klimagipfel. Das Ziel ist ein neuer Klimavertrag. Die 195 Teilnehmer-Staaten wollen sich auf selbst gesetzte, aber bindende Regeln zur Minderung ihrer CO2 -Emissionen verständigen. Wäre die internationale Klima- diplomatie endgültig gescheitert, wenn dieser Vertrag nicht zustande kommen sollte? Jede gemeinsame Verabredung zum Klimaschutz finde ich wichtig. Es wäre natürlich schön, wenn wir ein vertraglich verbindliches Übereinkommen hätten, mit einem verpflichtenden Charakter. Aber selbst dann wäre ja nicht gesagt, dass sich auch alle daran halten. Und statt einer freiwilligen Verabredung gar keine zu treffen, wäre eine vergebene Chance. Außerdem sehe ich auch in der Vorbereitung der Klimakonferenz eine gute Entwicklung: Verschiedene Staaten wie die USA und China fangen an, sich wieder zu positionieren. Es gibt also einen Austausch darüber, was möglich ist und was nicht. Das ist immer noch besser, als nicht miteinander zu reden. Ob die verabredeten Ziele bei der Geschwindig- keit, die wir momentan beim Klimawan- del beobachten, schnell genug umgesetzt werden und dann auch greifen, werden wir sehen. Zumindest haben wir wieder eine gemeinsame Basis, von der aus wir weiterarbeiten können – die war vorüber- gehend verloren gegangen. Große Industrienationen wie die USA, Russland oder Japan stiegen – scheinbar nach Belieben – mal aus den Klimaab- kommen aus, mal wieder ein. Derweil nehmen die weltweiten CO2 -Emissionen weiter zu. Welchen Sinn haben diese Vereinbarungen dann überhaupt? Ich finde es wichtig, dass die Regierungen auf oberster Ebene über Klimathemen reden und versuchen, sich weitestge- hend dazu zu einigen. Hier im Climate Service Center habe ich viel mit Entschei- dungsträgern aus der Wirtschaft, der Verwaltung und der Gesellschaft zu tun und merke immer wieder, wie Hand- lungsmaßnahmen, um CO2 einzusparen, in bestimmten großen Unternehmen nur dann umgesetzt werden können, wenn man sich auf solche Abkommen beziehen H ö H E P u n K t E i n d E r g E S c H i c H t E d E r K l i M a P o l i t i K „Ich erhoffe mir eine Stärkung des Zwei-Grad-Ziels“ Ab dem 30. November versuchen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erneut, sich auf verbindliche Ziele zum Klimaschutz zu einigen – diesmal auf der 21. UN-Klimakonferenz in Paris. Die Erfolge der bisherigen Gipfel sind eher bescheiden. Wird sich das jetzt ändern? Ein Interview mit der Meteorologin Daniela Jacob, Leiterin des Climate Service Center Germany am Helmholtz-Zentrum Geesthacht 1988 Einrichtung des Weltklimarates Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2015 Die Weltorganisation für Meteorologie und das Umweltprogramm der Vereinten Nati- onen (UNEP) beschließen die Einrichtung eines Weltklimarates (International Panel on Climate Change, IPCC). Er soll die Politik in Fragen der Klimawissenschaft beraten. 1992 der gipfel von rio de Janeiro Startschuss der internationalen Klima- diplomatie: 154 Staaten unterzeichnen das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen zu Klimaveränderungen. Sie beschließen jährliche Klimakonferenzen und verpflichten sich, festgelegte Maßnahmen auch umzusetzen.