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Helmholtz Perspektiven November 2015

21 Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2015 ForScHungSPolitiK Herr Hippler, seit September läuft Ihre zweite Amtszeit als HRK-Präsident. Wo sehen Sie die dringendsten Baustellen? Das ist eindeutig die Grundfinanzierung der Hochschulen. Politisch haben zumin- dest der Bund und auch einige Länder akzeptiert, dass Ausgaben für Forschung und Lehre keine Kosten, sondern echte Investitionen in die Zukunft sind. Wir müssen Bund und Länder dazu bringen, mehr Geld in die Grundausstattung der Hochschulen zu stecken. Das, was im Pakt für Forschung und Innovation an jährli- chen Steigerungen für die außeruniversi- tären Forschungseinrichtungen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vorgesehen ist, sollte auch den Hochschu- len zugutekommen. Woran fehlt es denn konkret? Wir haben bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen de facto eine Vollkostenfinanzierung ihrer Forschungs- tätigkeit. Bei den Universitäten belasten Forschungsprojekte, die etwa von der DFG oder dem Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert werden, die Grundhaus- halte, weil der Overhead nie ausreicht: Laut einem BMBF-Gutachten bräuchten die Hochschulen rund 42 Prozent Over- head-Mittel, um die Ausgaben für Räume, Infrastruktur oder Heizung zu decken; derzeit sind es 22 Prozent. Wir müssen das ändern, auch im Sinne einer Partner- schaft auf Augenhöhe mit den außeruni- versitären Forschungseinrichtungen. Die Klage der ungenügenden Grundfi- nanzierung ist nicht neu, getan hat sich wenig. Wie könnte sich das ändern? Nachdem das Kooperationsverbot im Artikel 91b des Grundgesetzes gelockert wurde, wäre es dem Bund möglich, Mittel dauerhaft bereitzustellen. Das Gesetz wurde bereits voriges Jahr geändert, passiert ist nichts. Warum? Der Bund hat den Ländern unter die Arme gegriffen. Er wird das BAföG künftig al- leine finanzieren und entlastet die Länder damit um 1,2 Milliarden Euro jährlich. Es wäre ein guter erster Schritt gewesen, wenn alle Länder das gesparte Geld zur Verbesserung der Grundfinanzierung ein- gesetzt hätten. Einige tun das auch, aber bei Weitem nicht alle. In der Mehrzahl der Länder werden die Mittel zum Beispiel für die Gegenfinanzierung des Hochschulpak- tes eingesetzt. Nun kommt es darauf an, wie sich der BMBF-Etat entwickelt und welche Strategie man dort fährt. Aber nächstes Jahr sind wichtige Wah- len, und es beginnt bereits der Wahl- kampf auf Bundesebene. Das macht die Situation nicht einfacher. Wichtig wird sein, dass alle Beteiligten auch politisch von einer Einigung profitie- ren, in Bund und Ländern. Forschungsministerin Johanna Wanka sagt, der Bund habe seine Ausgaben für die Hochschulen seit 2005 um 118 Prozent, die Länder nur um 26 Prozent gesteigert. Der Eindruck ist, jeder schaut auf den anderen. Dass jeder dem anderen die Schuld zuweisen möchte, ist klar, aber es gibt einen Fakt: Die Hochschulen bilden immer mehr junge Leute aus. Die Studienanfän- gerzahl hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, jährlich kommen rund eine halbe Million junger Menschen neu an die Hochschulen. Dafür müssen Bund und Länder eine gemeinsame Verantwortung übernehmen. Die Länder alleine schaffen das nicht. Auch in diesem Wintersemester haben sich wieder sehr viele Studierende ein- geschrieben. Wie lange verkraften die Hochschulen noch den Ansturm? Eigentlich deuten die Hochrechnungen darauf hin, dass es mit den geburten- schwächeren Jahrgängen einen Rück- gang geben wird. Ich glaube aber nicht daran. Erstens ist die Studienneigung konstant angestiegen, mehr als fünfzig Prozent eines Altersjahrgangs nehmen ein Studium auf. Zudem strömen derzeit viele Menschen nach Deutschland. Das Land braucht junge Menschen und die brauchen die Chance auf Bildung. Da zu investieren, wird allen nutzen. Wo soll das Geld für die Lehre herkom- men? Der Hochschulpakt 2020, mit dem Bund und Länder weitere Studienplätze finan- zieren, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung, aber auf Dauer helfen uns keine befristeten Programme. Die Finanzierung könnte man zum Beispiel über Artikel 91b nachhaltiger und damit über das Jahr 2023 hinaus regeln. Eigentlich könnte sich Horst Hippler ruhige tage gönnen. das Pensionsalter hat der 1946 geborene längst erreicht. doch er wollte es anders. Vor einigen Monaten hat er sich in eine zweite amtszeit als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HrK) wählen lassen. die HrK ist ein freiwilliger zusammenschluss von unis und Hoch- schulen in deutschland und versteht sich als oberste „Stimme der Hochschulen“. nach dem Physik-Studium in göttingen hat Hippler in der Schweiz promoviert und unter anderem als Postdoktorand in den uSa gearbeitet. 1993 erhielt er einen ruf an die universität Karlsruhe als Professor für Physikalische chemie. Von 2002 bis 2009 war er dort rektor und dann drei Jahre lang Präsident des Karlsruher instituts für technologie, das 2009 als zusammenschluss der uni und des dortigen Helm- holtz-zentrums gegründet worden war. H o r S t H i P P l E r

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