Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2015 14 titEltHEMa gern die Kabel an. Ähnliche Prozesse untersucht die Gruppe auch auf einer Weide und einem Acker. Die Technik, einmal installiert, arbeitet elektronisch und automatisiert – eine halbe Million Euro stecken im Wald. „Aber die Daten brauchen natürlich den Menschen, der sie sich anschaut“, sagt Cuntz, „schon um zu sehen, ob zum Beispiel eine Spinne zwischen den Schallmessern ihr Netz gebaut hat und wir deswegen eine auffällige Veränderung in den Daten haben.“ Davon abgesehen macht das Ge- lände auch handwerkliche Arbeit. Jede Woche muss jemand hinfahren, um die Filter zu wechseln, einige Daten von Hand auszumessen oder die Regenrinnen vom Laub zu reinigen – wofür sich eine Klobürste bewährt hat. Auch ein Problem: das Zurückschnei- den des Grünzeugs am Waldboden. Vor dem Zaun erledigt das das Rotwild, drinnen der Wissenschaft- ler mit der Heckenschere. Das Observatorium verschafft den Forschern neben vielen einzelnen Messergebnissen auch einen Überblick darüber, wie das ganze Waldstück atmet. Den bekommt man, wenn man nach oben steigt. Deswegen ist das Herzstück des Geländes ein 50 Meter hoher Turm, der aussieht wie ein Baugerüst. Gut zehn Meter ragt er über die Kronen. An dem Gerüst sind in unterschiedlichen Höhen Messgeräte angebracht, zum Beispiel kleine Trich- ter, die Luft ansaugen und zur Analyse weiterleiten. Ganz oben öffnet sich der Blick auf ein romanti- sches Stück mitteldeutsches Tiefland: Forstwald, Felder und Windkrafträder. Unten wiegen sich die Wipfel, der Turm wiegt sich auch ein bisschen. Und warum muss man jetzt so hoch hinaus? „Was wir hier messen, ist die Information von einem ganzen Quadratkilometer“, sagt Cuntz, „das nennt sich footprint. Alles, was innerhalb eines Quadratkilome- ters um diesen Turm herum passiert – selbst wenn jemand eine Zigarette raucht – können wir hier oben messen, denn davon kommen noch Moleküle an.“ Dafür sind kleine und sehr sensible Senso- ren zuständig, die von der Windgeschwindigkeit über die Sonnenstrahlung und die verschiedenen Über den Wipfeln Sebastian Gimper montiert Instrumente am 50 Meter hohen Messturm im Wald. Bild: UFZ/A. Künzelmann