Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2014 3Forschung Hier riecht es lecker Das Herzstück der Versuchsanlage, in der der rohölartige Energiebrei entsteht. Bild: KIT In der Versuchshalle riecht es kräftig nach Räucher schinken – als machten die Forscher gerade Brot zeit. Das appetitanregende Aroma hängt jedoch Tag und Nacht in der Halle am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), wenn Forscher versuchen, trockene Pflanzenreste wie Stroh in Kraftstoff umzuwandeln. Dabei entsteht ein Geruch nach Geräuchertem – ganz ohne Schinken. In der „bioliq“ genannten Versuchsanlage erforschen die Karlsruher Wissenschaftler, wie aus Restbiomasse möglichst effizient Energie gewon nen werden kann. Darin enthalten sind Lignin und Zellulose. Lignin besteht aus festen Molekülketten und ist zusammen mit der Zellulose für das Verhol zen pflanzlicher Zellen verantwortlich. Geschätzte 20 bis 30 Prozent der Trockenmasse verholzter Pflanzen bestehen aus Ligninen. Sie sind neben Zellulose und Chitin die häufigsten organischen Verbindungen auf der Erde. Wie aber entsteht aus trockenen Pflanzen nun Kraftstoff? Im ersten Schritt wandelt sich die Biomasse unter hohen Temperatu ren und Sauerstoffausschluss in einen rohölartigen Energiebrei um. Daraus wird Gas hergestellt, das noch von Störstoffen gereinigt wird. Im letzten Schritt setzen die Wissenschaftler die Gasmoleküle zu maßgeschneidertem Bio-Benzin zusammen. Die einzelnen Schritte wurden bereits erfolgreich getestet; in diesem Jahr nun läuft in der Pilotanlage erstmals der gesamte Prozess ab. Aus Strohballen werden so hochwertige und motorenverträgliche Designerkraftstoffe. Der industriellen Fertigung steht dann nichts mehr im Wege. Nun wollen die Forscher noch testen, ob sich beispielsweise auch Kerosin für Flugzeugantriebe umweltfreundlich herstellen lässt. Wer weiß, vielleicht entsteht dabei ja der Duft nach Würstchen. Angela Bittner HELMHOLTZ extrem Diesmal: Der appetitlichste Geruch von Forschung Alle Ausgaben von HELMHOLTZ extrem: www.helmholtz.de/ extrem