Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2014 26 Bildung „Erfahrenheit durch den Trieb, allerlei zu versuchen“ Schon in J. B. Basedows Elementarwerk von 1774 ist das Experiment ein Bildungsgut. Bild: Kupfertafel von D. Chodowiecki Kein Zweifel, Experimente im Schulunterricht können eine Menge Spaß bringen – nützlichen Spaß. Experimente machen die Beschaffenheit der Natur, im Wortsinn, begreiflich. Ihre klaren Durch führungsregeln vermitteln zudem eine Ahnung von der Logik wissenschaftlichen Erkennens. Längst ist dies bildungspolitischer Konsens. Die grundlegende „Empfehlung der Kultusminister konferenz zur Stärkung der mathematisch-natur wissenschaftlich-technischen Bildung“ vom Mai 2009 legt ebenso großen Wert auf das lernende Handanlegen wie beispielsweise die jüngste Initi ative von Kultusministerkonferenz und Deutschem Industrie- und Handelskammertag zur „Stärkung der Praxis im Unterricht“. In unseren Schullaboren, so möchte man meinen, könnte jeden Tag eine MINT-Laufbahn beginnen. Was in Rahmenvereinbarungen und Publi kumskampagnen gut klingt, sieht in den Klas senräumen aber oftmals ganz anders aus. „Mit Fachräumen und Geräten sind wir gut ausge stattet, auch an spannenden Experimentieranlei tungen mangelt es nicht“, berichtet Helga Fenz, Fachbereichsleiterin Naturwissenschaften an der Berliner Robert-Havemann-Oberschule. „Was fehlt, ist Zeit.“ In Berlin seien in den Klassen 7 und 8 für sämtliche Naturwissenschaften gerade mal vier Wochenstunden vorgesehen – da komme das Experimentieren zwangsläufig zu kurz. Wenig hilf reich seien auch die wachsenden Klassenstärken: „Inmitten von 32 Schülern mit einem Gasbrenner zu arbeiten, erfordert schon besondere Konzen tration.“ Regelmäßig zieht es Helga Fenz und ihre Schützlinge ins Gläserne Labor des Max-Delbrück- Centrums für Molekulare Medizin (MDC), einem Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Robert- Havemann-Oberschule ist Partnerschule des MDC, die dortigen Schülerseminare bilden eine feste Ergänzung zum Unterricht. „In echten Laboren