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Helmholtz-Perspektiven 0214

Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2014 22 standpunkte B ei Nanopartikeln denken viele zuerst an die Gefahren, nicht aber an den Nutzen. Teils ist das verständlich: etwa beim Ein­ satz von Schwermetalloxiden für selbst­ reinigende Backöfen, Kohlenstoff-Nanoröhren für federleichte Fahrradrahmen oder so genannten Quantum Dots für superflache Bildschirme. Denn die darin verwendeten, Millionstel Millimeter winzigen Teilchen sind nicht biologisch abbaubar, manche sogar giftig – und sie unterliegen keiner Regulierung. Im medizinisch-pharmazeutischen Bereich jedoch sieht die Sache anders aus. Hier helfen Nanopartikel etwa als Träger für Arzneistoffe dabei, Tumor- und Infektionserkrankungen besser zu beherrschen, und auch eine schmerzfreie Medika­ mentengabe ohne Injektionsnadeln für Insulin oder Impfstoffe rückt nun näher. Für Nano-Medikamente werden nur Materialien eingesetzt, die für den Körper unschädlich und meist biologisch abbaubar sind. Außerdem werden Arzneimittel international durch strenge Gesetze und Zulassungsverfahren reguliert – natürlich auch dann, wenn Nanotechno­ logien eingesetzt werden. Und trotz aller Hoffnung auf schnelle Hilfe: Dass nicht alle erst gestern von der Forschung hervorgebrachten Therapieansätze mit Nano-Materialien schon morgen als Medika­ ment verfügbar sind, dient dem Schutz des Patien­ ten. Die Sicherheit muss an erster Stelle stehen. Aktuelle regulatorische Initiativen schießen jedoch über das Ziel hinaus. Der Generalverdacht lautet: Nanotechnologien, die eine (willkürlich definierte) Partikelgröße von unter 100 Nanome­ tern aufwiesen, gingen mit einem erhöhten Risiko einher. Dabei liegt es nicht an der Größe seiner Partikel, sondern am Stoff selbst, ob er gefährlich ist oder nicht – manche sind giftig, andere reagie­ ren mit körpereigenen Stoffen, wieder andere sind nicht vom Körper abbaubar. Hier könnte ein Klas­ sifikationssystem helfen, das unterscheidet, bei welchen Stoffen durch die Nano-Form tatsächlich mit erhöhten Risiken zu rechnen ist – nämlich bei schwerlöslichen oder an sich giftigen Substanzen – und bei welchen dies ausgeschlossen werden kann, weil sie ungiftig und biologisch abbaubar sind. Schließlich kommt schon in Kontakt mit Na­ nopartikeln, wer Milch trinkt, Mayonnaise isst oder den Urlaub am Meer verbringt: nämlich in Form feinster Öl- oder Salzwassertröpfchen. Ein erhöh­ tes Risiko muss er dabei nicht fürchten.   „Es sollte deutlicher werden, dass Nanopartikel nicht grundsätzlich unsere Gesundheit gefährden“, sagt Claus-Michael Lehr vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland, Saarbrücken Wie viel Nano ist gut für uns? Die Wissenschaft lebt davon, dass diskutiert und widersprochen wird, wie Karl Popper in seiner Falsifikationstheorie argumentiert. In dieser Ausgabe stellen zwei Forscher ihre Sicht auf Nanopartikel vor

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