Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2015 33 E I N E I M P F U N G , D I E M E H R M AC H T A L S N U R I M P F E N Erst kürzlich deuteten Studien in Westafrika an, dass Kinder, die gegen Masern geimpft werden, auch seltener unter Durchfällen und Atemwegserkrankungen leiden. Das ist besonders erstaunlich, sind Impfungen doch eigentlich immer auf einen bestimmten Erreger zugeschnitten. Die Wissenschaftler interpretieren die Ergebnisse so, dass es trotz der hohen Spezifität der Impfstoffe offenbar noch weitere Effekte im Immunsystem abseits der Aktivierung gegen Masern gibt. VO N NA S E N T RO P F E N Z U M B LU T D RU C KS E N K E R Bei Tests verschiedener Substanzen, die zum Abschwellen der Nasenschleimhaut führen, fiel bei Clonidin die starke Senkung der Herzfre- quenz auf. Schon kurz danach fand es als Blutdrucksenker Verwendung. D E R S C H E I N H E I L I G ESTA RT D E R A N T I BA BY -P I L L E : Offiziell kam die erste Antibabypille 1957 zur Behandlung von Zyklusstörungen auf den Markt mit der Nebenwirkung, für die Zeit der Einnahme unfruchtbar zu machen. Drei Jahre später wurde sie dann zugelassen für die Wirkung, für die sie Berühmtheit erlangte: die orale Verhütung. VO M P RO STATA M E D I K A M E N T Z U R H A A R P I L L E : Finasterid kam zuerst gegen Prostatavergrößerung zum Einsatz. Eine bald aufgetauchte Nebenwirkung: Es verlangsamt den Haarausfall, manchmal nimmt die Zahl der Haare sogar wieder zu. Inzwischen ist Finasterid in geringerer Dosis als Mittel gegen Haarausfall zugelas- sen. E I N V E R M E I N T L I C H E S K R E B S - M E D I K A M E N T W I R D Z U R WA F F E G E G E N E I N E T RO P E N - K R A N K H E I T: Ursprünglich wurde Miltefosin gegen Brustkrebs entwickelt, erwies sich jedoch wegen der Nebenwirkun- gen im Magen-Darm-Trakt als nicht geeignet. Gerade diese Effekte jedoch stellten sich als wirksam gegen die Tropenkrankheit Leishmaniose heraus: Seit 2004 ist es für deren Behandlung zugelassen.