Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2015 11Titelthema soll auch das Energy Lab 2.0 offen sein, das derzeit am KIT geplant wird und testen soll, wie sich die Energienetze besser stabilisieren lassen. Bereits im Betrieb sind zwei Pilotanlagen am KIT: In einer stel- len die Forscher auf CO2 -sparende Weise Zement her, in der anderen – Bioliq – gewinnen sie aus Stroh und biologischen Reststoffen Biotreibstoff. In diesen Bereichen verläuft das Zusammen- spiel von Forschung und Industrie schon heute vielversprechend – wobei natürlich auch dort noch Lücken bleiben: So spielen etwa solare Fernwärme- techniken, die in Dänemark bereits gut ausgebaut sind, hierzulande noch kaum eine Rolle. Mit dem Netzwerk „Solar district heating“, in dem sich For- schung, Industrie und Kommunen treffen, könnte sich das in den kommenden Jahren ändern. Einen großen Beitrag zum Klimaschutz könnte auch die Wärmedämmung liefern, doch hier, sagen Kritiker, zeige sich erneut der verhängnisvolle Hang der Politik zum Prestigeprojekt: Zwar entstand mit Bundesmitteln in Berlin das Effizienzhaus Plus, das Wärme und Strom für Haus und E-Mobil selbst er- zeugt – aber es steckt buchstäblich bis unters Dach voller Hightech-Komponenten. Für den einfachen Häuslebauer ist dieser Ansatz schlicht zu teuer. So steht am Ende dieses Überblicks wieder die Frage vom Anfang: Ist die Förderstrategie der Politik doch die falsche? Einig sind sich Helmholtz- Mann Rech und IZT-Forscher Handke immerhin an einem Punkt: Die Wissenschaft muss immer wieder die Relevanz ihrer Forschung für die Energiewen- de hinterfragen. Doch genau das passiere viel zu selten, sagt Handke. Er wünscht sich mehr Selbst- reflexion bei den Wissenschaftlern einerseits und mehr kleine, exklusive Budgets für quergedachte Ideen andererseits. Genau dafür, sagt Bernd Rech, sei ja das Forschungsforum Energiewende 2013 gestartet worden, unter anderem unter Beteiligung von Helmholtz und Fraunhofer. Gemeinsam überlegen Energieexperten in diesem Forum, wie sich ihre Kompetenzen thematisch noch stärker bündeln lassen – etwa wenn es um intelligente Netze und Speichertechnologien geht. Auch Interessen von Industrie und Bürgern sollen über Vertreter aus der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft einfließen. Ob all das die verbleibenden 13 Prozent CO2 - Einsparung bis 2020 bringt, bleibt dahingestellt. Für Bernd Rech ist das aber eigentlich gar nicht ent- scheidend. „Die 13 Prozent sind mit den Technolo- gien von heute erreichbar. Effiziente Gaskraftwerke sind in der CO2 -Bilanz deutlich besser als Braunkoh- lekraftwerke.“ Ihr verstärkter Einsatz allerdings sei allein eine politische Entscheidung und keine Frage des wissenschaftlichen Fortschritts. „Wissenschaft- licher Fortschritt ist immer auf eine längerfristige Perspektive ausgerichtet, und von der aus betrach- tet macht die Forschung im Augenblick ziemlich viel richtig und gar nicht so viel falsch.“ Jan Oliver Löfken Die Helmholtz-Gemeinschaft ist an der Forschung zur Energiewende entscheidend beteiligt. Helmholtz-Wis- senschaftler entwickeln zum Beispiel neuartige Energiespeicher oder versu- chen, den Wirkungsgrad von Solar- anlagen zu verbessern. Ein wichtiges übergeordnetes Ziel ist es, fossile und nukleare Energieträger durch klimaneutrale Alternativen zu ersetzen und ein nachhaltiges Energiesystem zu etablieren. Langfristig soll zudem die Kernfusion als neue Energiequel- le erschlossen werden. Als nahezu unerschöpfliche, sichere und CO2 -freie Energiequelle könnte sie entscheidend dazu beitragen, künftig den weltweit wachsenden Energiebedarf zu decken. Im Bereich Energie gibt es sieben Forschungsprogramme: • Energieeffizienz, Materialien und Ressourcen • Erneuerbare Energien • Speicher und vernetzte Infrastrukturen • Future Information Technology • Technologie, Innovation und Gesell- schaft • Nukleare Entsorgung und Sicherheit sowie Strahlenforschung • Kernfusion In diesen Programmen sind acht Helmholtz-Zentren aktiv: H i e r f o r s c h t He l m h o l t z z u E n e r g i e Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Max-Planck-Institut für Plasmaphysik Karlsruher Institut für Technologie Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Forschungszentrum Jülich