Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2015 12 titElthEMa Unter der Erdoberfläche ist viel Energie gespeichert. denn je tiefer man in die Erde bohrt, desto wärmer wird es. die Wärme resultiert aus dem Zerfall radio- aktiver Elemente, der Einstrahlung der sonne sowie der hitze vom heißen Erdkern. ihre nutzung zur strom- oder Wärmeerzeugung wird als geothermie oder Erdwärme bezeichnet. diese Energieform ist nach menschlichem Ermessen unerschöpflich, rund um die uhr und unabhängig von Jahreszeiten und Witterung vorhanden. die anlagen sind grundsätz- lich landschaftsschonend und klimafreundlich – und die Energieform ist heimisch. deswegen kommt der geothermie in der Energieversorgung der Zukunft weltweit eine schlüsselrolle zu. das wird fast überall erkannt: Vorreiter ist Island. Reich an Vulkanismus, wird die hauptstadt reykjavik heute zu 99 Prozent geothermisch beheizt. auch deutschland baut geo- thermie aus und investiert in deren Erforschung – langfristig steht vor allem die Wärmeversorgung im Vordergrund. Noch steckt sie aber in den Anfängen: geothermie hat in deutschland im letzten Jahr fünf Prozent zur Wärmeversorgung beigetragen. Man unterscheidet zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie. Die oberflächennahe Geothermie wird zur Beheizung und Kühlung von gebäuden verwendet, nutzt meist Wärmepumpen und ist vielerorts in gebrauch. die tiefe geothermie unter- scheidet zwischen systemen, die das im untergrund vorhandene heiße Wasser nutzen (hydrothermal), und solchen, die sich die hitze der steinschich- ten im untergrund zunutze machen; hier wird das Wasser von oben zugeführt (petrothermal). hydro- thermale systeme gibt es bereits – zum Beispiel im rheingraben, im süddeutschen Molassebecken und im norddeutschen Becken. Petrothermale systeme sind noch in der Erforschung. das helmholtz-Zent- rum Potsdam (gFZ) etwa betreibt eine geothermie- Forschungsplattform in groß schönebeck. die Projekte der tiefen geothermie sind in der lernpha- se – sie brauchen Zeit, investition, aufmerksamkeit. die ersten umsetzungen waren von schwierigkeiten begleitet, was in der Öffentlichkeit zunächst zu Skep- sis geführt hat. anders als Wind- und sonnenenergie ist diese Energieform im öffentlichen Bewusstsein weniger präsent, weswegen das Wissen über ihre realen grenzen und Möglichkeiten oft fehlt. Lesen Sie einen Artikel von Leonie Achtnich über geothermie unter: www.helmholtz.de/geothermie g E o t h E r M i E a l s s t Ü t Z E d E r E n E r g i E V E r s o r g u n g ? Hydrothermalsystem Heißes Tiefenwasser wird zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt und nach dem Abkühlen zurückgepumpt