14 Helmholtz Perspektiven Januar – Februar 2016 teLeGRAMM Telegramm Auf der Fährte junger Polardorsche Nach Befürchtungen von Wissenschaftlern könnte der na- türliche Lebensraum des Polardorsches (Boreogadus saida) unter der arktischen Eisdecke verloren gehen – eine Folge des Klimawandels, die auch für andere Meereisbewohner verhäng- nisvoll wäre, weil der Polardorsch ihre Hauptnahrungsquelle ist. Um darüber mehr zu erfahren, arbeitet ein internationales Forscherteam mit Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) mit einem neuen Fanggerät. An 13 Stationen zwischen Grönland, Spitzbergen und Russland zogen die Wissenschaft- ler ein speziell entwickeltes Netz unter dem Eis kilometerweit neben dem Forschungsschiff Polarstern her. So ist es erstmals gelungen, eine große Zahl von Polardorschen zu fischen und zu ermitteln, wie sie verbreitet sind und woher sie stammen. „Bis zu unserer Expedition hatte es nur punktuelle Fänge und Beobachtungen einzelner Polardorsche gegeben“, sagt AWI- Biologin Carmen David. „Jetzt wissen wir: Direkt unter dem Eis leben vor allem ein bis zwei Jahre alte Jungfische, die sich unter anderem von Flohkrebsen ernähren.“ Auswertungen von Satellitendaten und Computermodellen lassen vermuten, dass die Fische von ihren Laichgebieten nördlich von Sibirien mit dem treibenden Eis in die zentrale Arktis gelangen. Die Forscher schätzen, dass mehr als neun Milliarden Jungfische in der östlichen Arktis unter dem Eis leben. Jugend unter dem Eis Der Polardorsch (Boreogadus saida) verbringt seine ersten Lebensjahre unter der arktischen Eisdecke. Bild: AWI/Hauke Flores Forschung +++ Forschungspolitik +++ Termine