18 standpunk te Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2013 Jörn Müller-Quade Der Schutz persönlicher Daten ist eine wesentliche Voraussetzung für unsere Freiheit. Würde alles bekannt werden, was wir tun, änderten wir unser Verhalten. Unser Handeln wäre ständig mitbe- stimmt von der Angst um unser Bild in der Öffent- lichkeit, um die Karriere und um Freundschaften. Das Recht auf Selbstbestimmung würde dadurch eingeschränkt, freie Wahlen wären kaum noch mög- lich. Zusätzlich ist zu bedenken, dass nicht jeder, der Daten sammelt und auswertet, auf unser Wohl bedacht ist. Kryptographie könnte eine Lösung sein. Ohne Datenschutz verbreiten sich Informationen ungehindert. Einbrecher profitieren von Energiever- brauchsdaten und Verkehrsdaten, aus denen sie schließen, wo sie ungestört einbrechen können. Wenn Krankendaten öffentlich werden, können Menschen bei der Arbeitssuche oder beim Ab- schluss von Versicherungen benachteiligt werden. Datenschutz kann aber auch hinderlich sein. Für die Energiewende ist es viel besser, wenn wir über die Verbraucher Bescheid wissen und Ressourcen opti- mieren können. Der Verkehr würde besser fließen, wenn eine zentrale Instanz wüsste, wer wann wohin fahren will und dadurch optimale Routen empfehlen könnte. Und: Würden wir etwa Medizindaten zentral auswerten, könnten seltene Krankheiten besser geheilt und Nebenwirkungen schneller erkannt werden. Eine Lösung könnte in der modernen Kryptogra- phie liegen, die inzwischen mehr als verschlüsselte Kommunikation bietet. Denkbar sind etwa so genannte sichere Berechnungen: Bei ihnen wird mit Daten gearbeitet, die aber soweit anonymisiert sind, dass außer dem Ergebnis nichts bekannt wird. Dadurch ist es möglich, Ressourcen wie etwa bei der Verkehrsführung oder der Patientenbehandlung zu optimieren, ohne dass die individuellen Daten zentral gespeichert oder ausgewertet werden. Für kleinere Anwendungen ist dies heute schon mög- lich, für Berechnungen auf großen Datenbeständen ist noch einiges an Forschung nötig. Das Beste aus beiden Welten zu bekommen, das ist eines unserer Ziele. Der Informatiker Jörn Müller-Quade ist Professor für IT-Sicherheit am Karlsruher Institut für Technologie. Er beschäftigt sich mit einem Dilemma: Datenschutz ist ein hohes Gut – aber zugleich können offen verfügbare Informationen wichtige Fortschritte ermöglichen. In seiner Forschung will er beides kombinieren. Daten könnten verschlüsselt gesammelt und verarbeitet werden Können wir unsere Daten schützen? Zwei Blickwinkel: Jörn Müller-Quade und Christian Heller