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Helmholtz Perspektiven Mai 2016

30 Labor stattet man diese Zellen mittels genetischer Veränderungen mit einem sogenannten tumorspe- zifischen Rezeptor aus und vermehrt sie. Zurück im Körper kann die kleine Armee veränderter T-Zellen den Tumor erkennen und ihn zerstören. Allerdings klingt das einfacher als es ist, denn die größte Herausforderung für die Wissenschaftler liegt derzeit in der Suche nach geeigneten Struk- turen auf den Tumorzellen – Tumormerkmalen, auf die sie die T-Zellen ausrichten können. Wenn sie nämlich Strukturen wählen, die auch auf gesunden Zellen vorkommen, greifen die T-Zellen auch gesundes Gewebe an, der Vorteil einer gezielten Therapie wäre dahin. Mehrere Arbeitsgruppen am Max-Delbrück- Centrum für Molekulare Medizin in der Helm- holtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité in Berlin konzentrieren sich aus diesem Grund auf Tumormerkmale, die aus Mutationen hervor- gehen, also zufälligen Genveränderungen. Das ist naheliegend, denn Mutationen sind ursächlich für die Tumorentstehung und aus diesem Grund allein in Krebszellen zu finden. „Auf den ersten Blick ist das sehr aufwendig und teuer, weil jeder einzelne Patient gewisser- maßen eine maßgeschneiderte Therapie bekommt“, sagt der Molekularbiologe und Gentherapeut Wolfgang Uckert von der Humboldt-Universität zu Berlin, der als Gastwissenschaftler am MDC forscht. „Das Tumorgenom muss analysiert werden, um die Mutationen zu finden, die für T-Zellen ein geeignetes Ziel darstellen.“ Aber Uckert ist überzeugt, dass diese sogenannte mutationsspezifische Therapie im klinischen Alltag umsetzbar ist: „Die molekularbiologischen Methoden werden immer besser und erschwing- licher. Vor knapp 15 Jahren hat es noch Millionen Dollar gekostet und Jahre gedauert, das erste menschliche Genom zu entschlüsseln. Dann waren es Wochen und Tausende von Dollar. Heute sind es Tage und nur noch mehrere Hundert Dollar.“ Zusammen unter anderem mit Matthias Leisegang von der Charité, der ebenfalls am MDC arbeitet, hat Uckert von Mäusen entnommene T-Zellen bereits erfolgreich gegen Mutationen ausgerichtet, die auch bei einigen Hautkrebs- patienten zu finden sind. Eine Therapie mit diesen T-Zellen hat hocheffizient gegen Tumore gewirkt, ohne Nebenwirkungen. Grundlegend für diese Erfolge war die Ent- wicklung eines Tiermodells. Das bedeutet, die Wissenschaftler haben Mäuse mit einer bestimm- ten genetischen Ausstattung gezüchtet. Die Be- handlung einer Tumorerkrankung in diesen Tieren ermöglicht es, genau die Tumormerkmale zu finden, die auch im Patienten ein effektives Ziel für T-Zellen darstellen. Denn: „Nicht alle um- programmierten T-Zellen wirken gut gegen den Tumor. Es ist wichtig, die T-Zellen mit dem richtigen tumorspezifischen Rezeptor zu versehen, damit sie wirksam sind. Welche das mit hoher Wahrscheinlichkeit sind, lässt sich mit unserem Tiermodell beurteilen“, sagt Matthias Leisegang. Für die Forschung ist das Tiermodell daher enorm bedeutsam: Es zeigt den Forschern und womöglich später auch Ärzten, mit welchem Therapieansatz sie auf dem richtigen Weg sind.  Christian Heinrich Helmholtz Perspektiven  Mai – Juni 2016 Ertappt  Diese Tumorzellen tragen als Folge von Mutationen bestimmte Oberflächenmerkmale (rot). Bild: M. Platten/DKFZ forschung Genetischer Code  Die Genomanalyse entschlüsselt die Abfolge der DNA-Bausteine (A: Adenin, G: Guanin, C: Cytosin, T: Thymin). Bild: pixabay „Genomanalysen werden heute immer besser, schneller und erschwinglicher“ Wolfgang Uckert

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