25 Diskutieren Sie zum Thema unter: www.helmholtz.de/ blickwinkel „Wir sollten uns nicht von Angst treiben lassen, sondern zuversichtlich sein“, sagt Tilman Spohn, der Leiter des Berliner Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) D ie Frage, ob wir alleine im Universum sind, beschäftigt die Menschheit seit Urzeiten. Mythen, angefangen von alten Götterwel- ten bis hin zu Star Wars, spiegeln diese Faszina- tion. Sie reicht von Furcht vor möglicherweise überlegenen Lebewesen bis hin zu Fantasien über die Rettung der Menschheit. Im 19. Jahrhundert wurde erstmals vorgeschlagen, mit Radiowellen Kontakt zu Marsianern aufzunehmen, von deren Existenz man damals noch ausging. Inzwischen wissen wir, dass in unserem Sonnensystem außerhalb der Erde höchstens primitives Leben zu finden ist. Anders könnte es in der Milch- straße aussehen, in der mit Milliarden Planeten gerechnet werden darf. Aber wenn es in unserer kosmischen Nachbarschaft viele technologisch vorangeschrittene Zivilisationen gäbe, müssten wir dann nicht längst von ihnen gehört haben? Das versucht seit den 1960er Jahren das Projekt „Search for Extraterrestrial Intelligence“ (SETI). Es sucht passiv nach außerirdischen Signalen. Doch die Diskussion, ob darüber hinaus „Messaging to Extraterrestrial Intelligence“ (METI) betrieben werden solle – also die aktive Kontaktaufnahme – wird heute so lebhaft geführt wie selten zuvor. Das ist zunächst eine Scheindebatte. Denn wir senden doch schon seit Jahrzehnten mit dem Radio, dem Fernsehen oder Smartphone Funk- signale aus, die bis in etwa 100 Lichtjahren Entfernung – und vielleicht auch darüber hinaus – empfangen werden können. Eine uns ähnliche Zivilisation in dieser Entfernung sollte uns also längst entdeckt haben. Und wie wollten wir auch die Nutzung dieser Signale einschränken oder gar die bereits gesendeten löschen? Die Gegner aktiver Signale wenden immer wieder ein, dass eine Entdeckung unserer Welt durch eine überlegene Zivilisation eine Über- lagerung oder gar Zerstörung der Menschheit bedeuten könne. Warum sollten wir gleich von einem solchen Horrorszenario ausgehen? Nein, wir sollten uns nicht von Angst treiben lassen, sondern zuversichtlich sein. Wir haben einen ungeheuer reichen Schatz an Wissen geschaffen. Angesichts einer nicht absehbaren Zukunft sollten wir vielmehr ein Archiv dieses Wissens anlegen und ins Weltall übertragen. Dort könnte es dann irgendwo und irgendwann empfangen und eventu- ell genutzt werden. Dies wäre wohl das sichtbarste Angebot einer friedlichen Kontaktaufnahme – und das ist das Beste, was wir tun können. Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2016 standpunkte