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Helmholtz Perspektiven 021_4

19 Helmholtz Perspektiven März – April 2014 FORSCHUNG geben, aber die bedrohten Arten kommen nicht hin. Und sterben aus. Zumindest bei einigen mittelamerikanischen Amphibien kann man davon ausgehen, dass Klima- wandel schon jetzt einen entscheidenden Beitrag zum Aussterben geleistet hat. Wahr ist aber auch: Es existiert bislang kaum ein Beleg, dass durch den Klima- wandel Arten ausgestorben sind. Ist das für Sie in der Debatte mit Regierungen und Skeptikern ein Problem? Pörtner: Natürlich, diese Zusammenhänge sind momentan schwer nachzuweisen, der aktuelle Klimawandel steht ja noch am An- fang. Prognosen haben zunächst die globa- le Ebene im Blick; auf Regionen herunterge- brochen verlieren sie an Aussagekraft, weil die Modelle das noch nicht richtig abbilden. Politiker haben aber vor allem regionale Interessen und keine globalen. Wie wird uns Menschen der Klima­ wandel treffen? Settele: Alles, was wir essen, ist Flora und Fauna. Die Vielfalt wird zurückgehen in dem, was wir anbauen können, und es wird voraussichtlich mehr Schädlings- probleme geben. Pörtner: Für den Ozean gibt es Modelle, die die großräumige Verlagerung von Fischbeständen zeigen – mit der ent- sprechenden Bedeutung für die regionale Fischerei. Davon sind ausgerechnet die Länder betroffen, die in tropischen Breiten auf die Fischerei angewiesen sind. Ein signifikanter Teil der Weltbe- völkerung ist von der Proteinlieferung aus den Ozeanen abhängig, und die wird dramatisch zurückgehen. Oder nehmen wir nochmal die Korallenriffe. Manche meinen vielleicht, auf die könne man zur Not auch verzichten. Aber die Riffe schützen die Küsten, gerade wenn es zu Wirbelstürmen und Tsunamis kommt. Man sollte also denken, dass sich in den IPCC-Beratungen jene Länder stärker engagieren, die von Überflutungen bedroht sind. Merken Sie das? Pörtner: Kleine Inselstaaten machen sich extreme Sorgen. Man muss aber berück- sichtigen, dass die Hälfte der menschlichen Infrastruktur im Bereich von Küsten liegt. Settele: Man merkt an den politischen Äußerungen schon, welche Interessen die jeweiligen Regierungen haben. Russland und China machen andere Kommentare als etwa die Niederlande. Pörtner: Und der Ozean vergisst nicht. Das heißt, was wir anschieben in Sachen Meeresspiegelveränderungen oder Ozeanversauerung, werden wir so schnell nicht wieder einfangen. Da ist eine Trägheit im System. Schon wenn wir die heutigen Trends über das Jahr 2100 hinaus weiterdenken, sind sieben Meter Meeresspiegelanstieg möglich. Dann würden bis zum Jahr 2300, 2400 weite Küstengebiete überflutet.  Politikberater  Die Klimaforscher Hans-Otto Pörtner (links) und Josef Settele. Bild: E. Fesseler

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