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Helmholtz-Perspektiven 0114

Helmholtz-Perspektiven Januar – Februar 2014 23Reportage Geschafft Bastian Schneider ist zur Pilotenausbildung zugelassen. Bilder: Bastian Berbner Der letzte Schritt. Er sagt: „Mein Pulsschlag droht, meine Krawatte zu sprengen.“ Auf seinem Smart- phone liest er noch einmal nach, welche Flugzeuge welche Motoren haben. Nur etwa zwölf bis 15 Prozent aller Bewerber schaffen es bis zum Interview. Alle haben sie bis dahin bewiesen, dass sie rechnen, Körper im Raum drehen, gut Englisch sprechen können. Sie haben technisches Feingefühl am Joystick gezeigt, ein Streitgespräch mit einem Psychologen bestanden, in einem Rollenspiel mit Bewerbern ein Problem ge- löst und Führungsqualitäten erkennen lassen. Und wenn sie im Simulator nicht auf den Strich geflogen sind, waren sie nicht weit davon weg. Wie Bastian Schneider. Aber nur wer im Interview überzeugt, darf die Pilotenausbildung beginnen. Zweieinhalb Jahre: Theorie in Bremen. Flugstunden in Phoenix, Arizona. Ausbildung auf einem Airbus A320 in Frankfurt. Am Ende werden die Piloten den schwie- rigen Anflug auf Bogotá beherrschen und wissen, wie sie Streits unter Passagieren schlichten können. Sie werden wissen, wann sie einem Kapitän wider- sprechen und die Kontrolle im Cockpit übernehmen müssen. Sie werden für eine der besten Airlines der Welt fliegen, so verspricht es die Lufthansa. Um kurz nach vier wird Bastian Schneider zum Inter- view gebeten. Ihm gegenüber sitzen ein Lufthansa- Kapitän und zwei DLR-Psychologinnen. Schneider knetet seine Finger. „Warum interessierten Sie sich so spät für die Fliegerei?“, fragt der Kapitän. Er- wartbare Frage. Schneider erzählt vom Amerikaflug. Vom Dauerlächeln. So weit, so gut. „Können Sie erklären, wie sich ein Flugzeug verhält, wenn ich den Schub erhöhe? Welche Kräfte wirken da?“ „Ich verstehe die Frage nicht. Das ist mir zu abstrakt.“ „Wie funktioniert ein Elektro-Motor?“ Schneider erzählt etwas von Spulen, Magneten und Wechselspannung. Der Kapitän sagt: „Wenn ich Kind wäre, könnte ich es mir nicht vorstellen.“ Schneider wirkt verunsichert. Eine halbe Stunde darf er dann noch erklären, wie wichtig ihm dieser Job ist, dass er sofort seine Firma aufgeben würde. Dann wird er hinausgebeten. Schneider hat ein ganz gutes Gefühl, sagt er. Fünf Minuten später rufen sie ihn wieder rein. Der Kapi- tän sagt: „Wir haben gute Nachrichten für Sie!“ „Im Ernst?“ „Bei so etwas machen wir keine Scherze. Herzlichen Glückwunsch!“ Bastian Schneider hat es geschafft. Irgendwann in den nächsten Monaten wird er seine Pilotenausbildung anfangen. Vielleicht wird er der älteste Flugschüler mit den wenigsten Flügen sein. Er verlässt den Raum mit einem breiten Lächeln. Ungefähr so muss er damals im Flugzeug nach New York ausgesehen haben, sagt er. Draußen schaltet er sein Handy an. Ein paar neugierige Freunde haben geschrieben. Und eine E-Mail der Lufthansa ist gekommen. Sein Rückflug am nächs- ten Morgen wurde wegen des Orkans gestrichen. „Das geht ja gut los“, sagt er und lacht. Ob er jetzt die Bahn zurück nach Köln nehme? „Ich warte lieber auf den nächsten Flug“, sagt Schneider und tritt hinaus in den stürmischen Abend.  Bastian Berbner Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört, betreibt in Hamburg das Testcenter Cockpit. Darin prüfen DLR-Experten die Bewerber für verantwortungsvolle Posten in der Luftfahrt; angehende Piloten mehrerer Fluggesellschaf- ten und künftige Fluglotsen müssen sich den Tests unterziehen. Mit ihrer Forschung tragen die Wissenschaftler so unmittelbar zur Sicher- heit des Luftraums bei.

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