10 Helmholtz-Perspektiven Januar – Februar 2014 telegramm Telegramm Eine Walnuss mit lernfähigem Immunsystem Die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi, zu Deutsch Meerwalnuss, hat ein Immunsystem, das verschiedene Bakteriengruppen erkennen und sich merken kann. Das ist das Ergebnis einer Studie, an der Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanfor- schung Kiel beteiligt waren. „Es ist erstaunlich, was das Immun- system solch einfacher Organismen leisten kann“, sagt Sören Bolte, Hauptautor der Studie. Die Wissenschaftler impften die Quallen zweimal mit Bakterien: Einige Testquallen bekamen beide Male dieselbe Bakterienart verabreicht, andere zwei unterschied- liche. Das Immunsystem der Quallen reagierte heftiger, wenn sie das gleiche Bakterium erneut bekommen hatten. Bolte und seine Kollegen konnten zeigen, dass die Ausprägung bestimm- ter Immungene davon abhing, ob die Quallen schon vorher mit dem verabreichten Bakterium in Kontakt gekommen waren. Die Fähigkeit, sich durch ein flexibel reagierendes Immunsystem gegen Feinde zu wehren, begünstigt wahrscheinlich die Einwan- derung in eine unbekannte Umgebung: Die eigentlich vor der nord- und südamerikanischen Atlantikküste heimische Art tauchte vor einigen Jahren auch in der Nord- und Ostsee auf. Während die Meerwalnuss für Menschen ungefährlich ist, könnte sich ihre Verbreitung negativ auf die Fischbestände in unseren Gewässern auswirken, da sich die Quallen unter anderem von Fischeiern und -larven ernähren. Feind erkannt Die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi ist höchstens zwei Zentimeter klein. Bild: J. Jamileh/GEOMAR Forschung +++ Forschungspolitik +++ Termine