3FORSCHUNG Helmholtz Perspektiven Juli – August 2016 HELMHOLTZ extrem Der höchste Schrottplatz Nicht nur an Land oder in den Ozeanen hinterlässt der Mensch seinen Müll. Auch im Weltall sind Reste seines Schaffens vorhanden. Millionen kleinster Trümmerteile umrunden unseren Globus. Auch größere Teile – vom verlorenen Schraubenzieher bis zum defekten Satelliten – sind dort unterwegs. Durch die intensive Raumfahrt gibt es immer mehr Weltraumschrott, eine galaktische Müllabfuhr gibt es aber nicht. Für den Menschen besteht durch Müll im All keine unmittelbare Gefahr. „Die meisten Objekte verglühen, sobald sie in die Erdatmosphäre eintre- ten“, sagt Manuel Metz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die meisten Trümmer befinden sich ohnehin nicht in Erdnähe, sondern 600 bis 800 Kilometer darüber. Bis sie verglühen, können viele Jahrzehnte vergehen. In dieser Zeit sind sie jedoch sehr gefährlich für Satelliten – und gehen diese durch Einschläge kaputt, kann das auch unser Leben auf der Erde empfindlich stören. Deshalb werden die Bahnen von 17.000 Trüm- mern mit Teleskopen und Radaranlagen beobachtet. Unter anderem das Deutsche Weltraumlagezentrum, das gemeinsam vom DLR-Raumfahrtmanagement und der Luftwaffe der Bundeswehr betrieben wird, gibt Warnmeldungen, wenn Kollisionen im Orbit drohen. Die Satellitenbetreiber lassen ihre Geräte dann Ausweichmanöver fliegen. Viele Trümmer können jedoch nicht beobachtet werden, weil sie zu klein sind. So irren schätzungs- weise 750.000 Objekte mit einer Größe zwischen einem und zehn Zentimetern im Weltraum umher – und das mit 28.000 Kilometern pro Stunde: „Ein nur einen Zentimeter großes Objekt kann einen Satelliten damit funktionsuntüchtig machen“, sagt Metz. Zudem droht eine Kettenreaktion. Kommt es zu einer größeren Kollision, entstehen viele neue Trümmerteile. „Die internationale Raumfahrt hat ein großes Interesse daran, dass der Weltraum- schrott nicht weiter wächst.“ Deshalb wird unter anderem beim Design von Satelliten darauf geach- tet, dass kein neuer Müll entsteht. Die ausgedienten Geräte sollen in Zukunft einfach in der Erdatmo- sphäre verglühen. Silvia Zerbe Punktgenau Mit Hilfe von Lasern wird Weltraummüll beobachtet, der sich in niedrigen Erdorbits konzentriert. Bild links: ESO; Illustration rechts: ESA Alle Ausgaben von HELMHOLTZ extrem unter: www.helmholtz.de/ extrem