Helmholtz Perspektiven Juli – August 2014 18 forschung Südkorea, Frankreich, Russland – insgesamt 17 Staaten sind es, die hier ihre Claims abgesteckt haben. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover erkundet seit 2006 den deutschen Teil und hat Ende 2013 eine Explora- tionslizenz für Massivsulfide beantragt. Die Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zen- trums für Ozeanforschung Kiel dagegen befassen sich vor allem mit Umweltrisiken. Denn die Wahr- scheinlichkeit eines kommerziellen Abbaus der Tief- see-Rohstoffe wächst: Schon 1978 war der Prototyp einer „Erntemaschine“ eines internationalen Kon- sortiums auf Testfahrt, der Manganknollen nach Art eines Kartoffelroders einsammelte. Damals konnte das Gerät nicht zu wirtschaftlichen Bedingungen betrieben werden, mit dem heutigen Knowhow wäre dies für ein Nachfolgemodell denkbar. Auch steigt die Nachfrage nach Rohstoffen durch Schwellenlän- der wie China und Indien. Am GEOMAR weiß man um den Wert der Tiefsee-Rohstoffe. Doch ihr Abbau könnte zu einem wahren „Staubsturm“ im Pazifik führen, der laut GEOMAR-Direktor Peter Herzig „dem Ökosystem sicherlich nicht zuträglich“ wäre. „Wir sehen ein großes Problem in der Aufwirbelung von Sedimenten, die man sich nicht wie unseren Schlick und Küstenschlamm vorstellen darf. Es sind ganz feine, kaum verfestigte Teilchen.“ Im Verbund mit den kontinuierlichen Tiefenströmungen von West nach Ost würde besagter Sturm entstehen, unter dem empfindliche Meeresbewohner begraben oder davon zumindest stark beeinträchtigt werden könnten. Wenn die Manganknollen mit einer Art Staubsaugersystem an Bord des Bergungsschiffs befördert werden, werden auch Sedimente aufge- saugt, die wieder eingeleitet werden müssen, was den Staubsturm noch potenziert. Ein damals wie heute ungelöstes Problem. Ein möglicher Kartoffelroder ist aber auch deshalb noch nicht im industriellen Einsatz, weil ein solches Gerät dem Wasserdruck in bis zu 6.000 Metern Tiefe standhalten und bei einem Grad über dem Gefrierpunkt zuverlässig arbeiten müsse. „Südkorea ist der am weitesten fortgeschrittene Lizenznehmer und beim Heben der Knollen tech- nisch weit voraus“, sagt Carsten Rühlemann. „Ein südkoreanischer Kollektor wurde in 1.400 Metern Tiefe erfolgreich getestet, für 2016 ist ein Test in 5.000 Metern Tiefe geplant. Bei der Aufbereitung der in den Knollen gebundenen Metalle dürfte am ehesten Indien über ein in industriellem Maßstab einsetzbares Verfahren verfügen.“ Deutschland feh- le ein großes Unternehmen, das vorangehe: „Wir haben keinen großen Bergbaukonzern mehr und die kleinen scheuen das hohe finanzielle Risiko. Ein Händchen für Muscheln Corinna Breusing forscht für ihre Doktorarbeit an Tiefseemuscheln. Bild: J. Steffen/GEOMAR