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in dieser Ausgabe melden wir uns aus Brüssel. Europa hat gewählt und das Europaparlament sortiert sich neu. Die Wahlergebnisse prägten auch die Verhandlungen der EU-Staaten zu wichtigen Personalia, allen voran die Posten von Kommissions- und Ratspräsident:in. Unabhängig von den Europa-Wahlergebnissen verhandeln sie auch, wie sich die neue EU-Kommission zusammensetzen wird. Für uns besonders wichtig: Wie wird darin die Forschung verankert sein? Manchmal mag „die EU“ weit weg wirken, doch die gemeinsame Arbeit von Kommission, Rat und Parlament zeigt sich überall – Urlaubs-Stichwort „EU-weites, kostenfreies Roaming“. Auch für die Forschung spielt die EU eine zentrale Rolle. Sie ist mehr als eine Geldquelle. Die großen Fragestellungen kann Deutschland nicht allein lösen und auch bei den Themen unseres Newsletters, von neuen Ansätzen der Gesundheitsforschung bis zum Umgang mit Hitzewellen, braucht die europäische Forschung Austausch und Zusammenarbeit. Genau das kann die EU mit ihren Grundfreiheiten und Programmen ermöglichen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! |
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FTD, ALS und PSP bilden ein Spektrum neurodegenerativer Erkrankungen mit überlappender Symptomatik, die durch Demenz, Verhaltensauffälligkeiten, Lähmungen und Schwund der Muskulatur, Bewegungsstörungen und andere schwerwiegende Beeinträchtigungen gekennzeichnet ist. Hierzulande sind schätzungsweise bis zu 60.000 Menschen von einer dieser Erkrankungen betroffen. Damit sind sie zwar relativ selten, ihre Folgen für die Gesundheit gleichwohl gravierend. „Keine dieser Erkrankungen ist bislang heilbar. Und eine eindeutige Diagnose der molekularen Pathologie dieser Erkrankungen ist mit den bisherigen Methoden zu Lebzeiten gar nicht möglich, weil dafür Hirngewebe untersucht werden muss“, erläutert Anja Schneider, Forschungsgruppenleiterin am DZNE und Direktorin der Klinik für Alterspsychiatrie und Kognitive Störungen am Universitätsklinikum Bonn (UKB). „Für die Entwicklung von Therapien bedarf es jedoch einer Diagnose der zugrundeliegenden Pathologie und der Möglichkeit, Patientinnen und Patienten nach der Art ihrer Erkrankung gruppieren zu können. Nur anhand einer solchen Stratifizierung können zielgerichtete und damit kausal wirksame Behandlungen getestet werden“, so Schneider weiter, die auch mit der Universität Bonn affiliiert ist. „Wir haben nun nachweisen können, dass sich eine PSP, die Verhaltensvariante der FTD sowie die überwiegende Mehrzahl der ALS-Erkrankungen – mit der Ausnahme einer speziellen Mutation – per Bluttest erkennen lassen und auch ihre zugrundeliegende Pathologie. Unsere Studie ist die erste, die dafür geeignete Biomarker gefunden hat. Die Anwendung dürfte zunächst im Forschungsbereich und in der Therapieentwicklung liegen. Langfristig halte ich es aber für realistisch, dass diese Biomarker auch in der medizinischen Routineversorgung zur Diagnose genutzt werden. Hierzu sind aber weitere Studien erforderlich. Wichtig wäre es insbesondere, die Entwicklung dieser Biomarker im Krankheitsverlauf zu erfassen und zu ermitteln, wie frühzeitig sie ansprechen.“ Der neue Bluttest, der auf der Messung sogenannter Tau- und TDP-43-Proteine basiert, könnte entscheidende Indizien für eine Diagnose liefern. Besonders großer Bedarf besteht bei der hier untersuchten „verhaltensbedingten FTD“. Denn den Symptomen dieser häufigsten Variante der FTD können im Gehirn zwei verschiedene Pathologien – also abnorme Vorgänge – zugrunde liegen, die sich im Allgemeinen erst per Gewebeanalyse nach dem Tode unterscheiden lassen. Nur bei den wenigen Betroffenen, bei denen eine Erkrankung genetisch bedingt ist, kann eine Erbgutanalyse schon zu Lebzeiten Klarheit schaffen. Durch den Bluttest wird nun eine eindeutige Diagnose zu Lebzeiten selbst dann möglich, wenn keine Mutation vorliegt. Das wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass neue Therapien gegen diese verschiedenen Pathologien von FTD in klinischen Studien überhaupt getestet werden können. (Bild: DZNE / Frommann)
Klimawandel: Steigende Temperaturen beeinträchtigen Grundwasserqualität Die dunkle Seite der Röntgenmikroskopie |
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Das Spannendste an meinem Projekt ist, dass die KI von den Landwirt:innen lernt und umgekehrt. Das KI-Modell, das den Gesundheitszustand der Pflanzen anhand von Satellitenbildern überwacht, bittet auch die Landwirt:innen um ein Feedback. Das ist die eigentliche Essenz der KI, die in diesen speziellen Anwendungsfällen als „Farmer in the Loop“ bezeichnet wird. Dieser Ansatz schafft nicht nur mehr digitale Kompetenz bei den Landwirt:innen, sondern überbrückt auch die Kluft zwischen Technologie und Landbevölkerung.
Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden, würde ich mein Tätigkeitsfeld gerne auf andere Länder ausweiten. Zurzeit arbeite ich nur für Landwirt:innen in Indien und Deutschland. Wenn ich mehr Ressourcen hätte, würde ich gerne landwirtschaftliche Probleme in anderen Ländern angehen, mit mehr Landwirt:innen in Kontakt treten und ein stärkeres Netzwerk und eine robustere Technologie aufbauen. Ein KI-Modell braucht vielfältige Daten. Die Verbindung zu Landwirt:innen auf der ganzen Welt würde die Möglichkeit bieten, ein allgemeines KI-Modell zu entwickeln, das Landwirt:innen auf der ganzen Welt helfen kann.
Ich würde gerne mit Dr. Vandana Shiva, einer renommierten Forscherin und Aktivistin für Nachhaltigkeit, zu Abend essen. Ich würde gerne über den Konflikt zwischen der Klimapolitik und der Wirtschaft der Landwirt:innen sprechen und darüber, wie die Technologie helfen kann, aber auch über Themen wie Kohlenstoffemissionen und Bodengesundheit. |
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In Deutschland und in vielen Regionen der Welt kommt es immer häufiger zu Hitzewellen. Auch ihre Intensität und Dauer nehmen zu. Klimawissenschaftler:innen sind sich sicher, dass wir in Deutschland künftig mehr Extreme erleben, die die bisherigen Hitzewellen der Rekordsommer 2003, 2018 und 2022 bei Weitem übertreffen werden. Im Vergleich zu anderen Extremwetter-Ereignissen, wie Überflutungen, gefährden Hitzewellen viel mehr Menschen. In den vergangenen Hitzesommern starben in Deutschland jeweils mehrere Tausend Menschen. Ältere Menschen sind besonders gefährdet. Doch auch Jüngere, die über die heißen Stunden des Tages im Freien arbeiten müssen oder einfach in ihrer Freizeit aktiv sind, müssen mit gesundheitlichen Schäden rechnen. Frühwarnung, Vorsorge und Aufklärung sind wirksame Methoden, um diese Folgen zu vermeiden. Bei der Frühwarnung geht es zum einen darum, die meteorologischen Wettervorhersagen zu verbessern. Wichtig ist, dass sie genauer werden und Hitzewellen viel früher anzeigen als bislang. Genauso wichtig ist es, besser vorherzusagen, welche Folgen und Auswirkungen die jeweilige Hitzewelle hat. Diese Informationen müssen außerdem schneller zu den Akteur:innen gelangen, die notwendige Maßnahmen ergreifen können: Mitarbeiter:innen aus dem Gesundheits-, Arbeits-, und Katastrophenvorsorgewesen. Hier können wir die künstliche Intelligenz noch viel stärker nutzen. Darüber hinaus besteht weiterhin großer Forschungsbedarf in der Klimafolgenforschung. Wir wissen noch zu wenig über die Wahrscheinlichkeit, das Ausmaß und die Konsequenzen künftig möglicher und bisher unvorstellbarer Hitzewellen. Gut ist, dass viele Städte bereits an Hitzeschutzplänen arbeiten. Solche Pläne beinhalten zum Beispiel, dass öffentliche Einrichtungen mit Klimaanlage als „Hitzeschutzräume“ geöffnet werden können und Krankenhäuser vorbereitet sein sollten. Die Stadt Karlsruhe entwickelt eine App weiter, die bei Hitzetagen kühle Plätze anzeigt. Langfristig brauchen wir mehr Dachbegrünungen, generell mehr Grün in der Stadt, und sollten darauf achten, keine Frischluftschneisen zu verbauen. Grundsätzlich sollte niemand bei Hitze im Freien arbeiten oder die Arbeit sollte zumindest reduziert werden. Arbeitnehmer:innen und Unternehmen müssten sich hier verständigen, damit der Arbeitsplan auf amtliche Hitzewarnungen hin angepasst werden kann. Auch in der Aufklärung muss mehr getan werden. Nach dem amerikanischen Vorbild des „Tages der Hurrikan-Sensibilisierung“ könnte bei uns im späten Frühjahr auch ein „Tag der Hitzewellen“ ausgerufen werden. Über Social-Media und klassische Medien könnten auch Nachbarschaften sensibilisiert werden, darauf zu achten, dass ältere Alleinstehende und andere besonders gefährdete Mitbewohner:innen bei einer Hitzewelle ausreichend trinken. In jedem Fall sind die kommenden Hitzewellen eine der größten Herausforderungen des Klimawandels in Deutschland. Schon jetzt müssen wir damit rechnen, im Sommer an mehreren Tagen Höchsttemperaturen deutlich über 40 Grad Celsius zu haben. Die Zeit zur Prävention ist daher knapp, wir müssen jetzt handeln. (Bild: Magali Hauser, KIT) |
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Gesundheit: Eine neue Studie von Helmholtz Munich und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung zeigt auf, inwieweit Körpergewicht und Ernährungsgewohnheiten werdender Väter die Gesundheit von Kindern maßgeblich beeinflussen. Hierfür haben die Forschenden bestimmte RNA-Moleküle von Spermien genauer untersucht und Daten von mehr als 3.000 Familien ausgewertet. Der Spiegel berichtet. Bürokratie: Anlässlich des Leopoldina-Workshops zum Thema „Überregulierung in der Wissenschaft“ Anfang Juni in Berlin stellt der Deutschlandfunk Positionen von verschiedenen Teilnehmenden vor. Zitiert wird unter anderem Franziska Broer, die Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft. Sie erklärt, dass sich die meisten hemmenden Vorschriften gar nicht konkret auf die Wissenschaft bezögen. Was der Forschung viel eher Probleme bereite, seien Regulierungen wie die Vergaberichtlinie oder das Lieferkettengesetz. Pandemieforschung: Im Interview mit der Zeit warnt der Biologe Fabian Leendertz, Gründer des Helmholtz-Instituts One Health, vor dem steigenden Risiko für neue Pandemien. Dieses werde vor allem durch Faktoren wie Klimawandel oder (Massen-)Tierhaltung bedingt. Ganz im Sinne des „One Health“-Ansatzes, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystem zusammendenkt, argumentiert der Biologe, dass verstärkt disziplinübergreifend gearbeitet werden müsse. Human- und Tiermedizin sollten daher gemeinsam mit Ökologie, Soziologie und Ökonomie an einem Strang ziehen, um das pandemische Risiko zu reduzieren. Klimatechnologien: Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau erklärt Detlef Stolten, Professor am Institut für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich, dass die Klimaziele nur erreicht werden könnten, wenn große Mengen an CO2 der Atmosphäre mithilfe der Direct-Air-Capture-Technologie (DAC) entzogen würden. Diese Methode, einschließlich der Speicherung des CO2 in tiefen geologischen Schichten, werde ab 2035 voraussichtlich günstiger sein als die Reduktion schwer vermeidbarer Restemissionen in Branchen wie dem Flugverkehr. Ukraine: Die Tagesschau berichtet über die Ukraine Recovery Conference und interviewt in diesem Zusammenhang auch den Energie- und Klimaexperten Georg Zachmann vom Helmholtz-Zentrum Berlin. Zachmann, der die ukrainische Regierung in Energiefragen berät, erklärt, dass ausrangierte Kraftwerksteile aus Europa die Ukraine dabei unterstützen könnten, beschädigte Energieanlagen wieder aufzubauen. |
Herausgegeben von: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Anna-Louisa-Karsch-Str.2, 10178 Berlin Fragen an die Redaktion senden Sie bitte an monthly@helmholtz.de
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