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Kommentar

"Zeitenwende im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Verlagen"

Bild: Patrick Göthe/Unsplash

Nach langen und zähen Verhandlungen haben die Deal-Verhandlungspartner und der Verlag Wiley einen gemeinsamen Vertrag unterzeichnet. Was das für die Wissenschaft bedeutet, kommentiert Heinz Pampel vom Helmholtz Open Science Büro.

Heinz Pampel arbeitet als Referent im Helmholtz Open Science Koordinationsbüro der Helmholtz-Gemeinschaft.

Mit dem DEAL-Projekt verfolgen die Wissenschaftsorganisationen das Ziel nationale Lizenzvereinbarungen unter der Prämisse "Publish & Read" für die elektronischen Zeitschriften der drei größten akademischen Verlage Elsevier, Springer Nature und Wiley zu erreichen. Das Vorhaben, das 2016 unter Mitarbeit von engagierten Kolleginnen und Kollegen aus den Helmholtz-Zentren in Workshops mit den drei Verlagen begann, hat jetzt einen ersten Vertrag mit Wiley abgeschlossen. Kern dieser Dreijahresvereinbarung ist der Zugang zu den Journals von Wiley zurück bis ins Jahr 1997, sowie die Möglichkeit der Open-Access-Publikationen in diesen Wiley-Zeitschriften. 

Den in DEAL involvierten Kolleginnen und Kollegen gilt es zu danken für viele Stunden harten Verhandelns! DEAL markiert eine Zeitenwende im schwierigen Verhältnis zwischen der Wissenschaft und den großen Verlagen. Wurde über die letzten Jahre immer in kleinen spezifischen Konsortien verhandelt, wird bei DEAL zum ersten Mal auf Bundesebene mit einer Stimme mit den Verlagen gesprochen. Damit hat das DEAL-Verhandlungsteam die Rückendeckung eines schwergewichtigen Konsortiums. An dem jetzt abgeschlossen ersten DEAL-Vertrag können fast 700 wissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland, auch die Helmholtz-Zentren, teilnehmen. 

DEAL hat die Kooperationsfähigkeit der Wissenschaft enorm gestärkt! Mit dem gemeinsamen Ziel Open Access zu fördern, wurden regionale und organisatorische Grenzen überwunden. Während einzelne Institutionen und Organisationen in der Vergangenheit alleine und wenig abgestimmt verhandelt haben, wird bei DEAL mit einer Stimme und einer Botschaft gesprochen. 

Das Vertrauen der Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der beteiligten Bibliotheken in das DEAL-Team hat sich ausgezahlt. Mit dem nun abgeschlossenen Vertrag wird das Open-Access-Publizieren in Deutschland einen weiteren Schub bekommen. Im Kern des Vertrages steht ein innovatives "Publish & Read-Modell", das neben dem Zugang zu den Closed-Access-Zeitschriften des Verlages auch die Veröffentlichung von Artikel als Open-Access-Publikation abdeckt. Hierzu wurde mit Wiley ein entsprechendes Kostenmodell für beide Komponenten (Publish & Read) vereinbart.

Dank der Nutzung einer liberalen Creative-Commons-Lizenz werden die Open-Access-Artikel Interessierten in aller Welt, ob in Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft, zur Verfügung stehen. Damit wird es auch möglich, Artikel maschinell zu analysieren. Dies ist für die digital arbeitende Wissenschaft entscheidend. Um beispielsweise die Beschreibung einzelner Gene aus Abertausenden von Aufsätzen extrahieren zu können, müssen genau die finanziellen, rechtlichen und technischen Barrieren beseitigt werden, die Open Access überwindet. Darüber hinaus wird die Urheberrechtsposition der Forschenden gestärkt. Der DEAL-Vertrag sorgt dafür, dass sie die Rechte an ihren Publikationen behandelt. Der Verlag wird so zum Dienstleister. Er ist nicht mehr der Rechteinhaber, der die freie Verbreitung der Publikationen, je nach Geschäftsinteresse, steuern kann. 

DEAL findet weltweit Beachtung. Entsprechend wird international mit großem Interesse verfolgt, dass DEAL und Wiley ihren Vertrag offenlegen werden. Dieser Ansatz ist zentral bei DEAL: Transparenz als Motor der weiteren Transformation hin zu Open Access. Denn, dies muss angemerkt werden, der jetzt abgeschlossen Vertrag stimuliert zwar Open Access führt jedoch nicht automatisch dazu, dass der Vertragspartner all seine Zeitschriften hin zu Open Access umwandelt. 

DEAL gliedert sich in die vielen weltweiten Initiativen zur Förderung von Open Access ein. Die Initiative zeigt einen Weg zu Förderung von Open Access, der auf der Zusammenarbeit mit gewinnorientierten Verlagen basiert. Andere Projekte zeigen, dass es der Wissenschaft auch möglich ist, eigenverlegerische Open-Access-Verlage erfolgreich zu betreiben. Diese Option soll sich die Wissenschaft weiterhin offenhalten!

Während DEAL auch mit Springer Nature auf einem guten Weg ist, sind die Verhandlungen mit Elsevier weiterhin schwierig. Alle Helmholtz-Zentren haben ihre Elsevier-Verträge gekündigt. Kluge Köpfe haben ihre Arbeit in den Elsevier-Herausgebergremien eingestellt. Die Rückendeckung in der Wissenschaft für DEAL ist enorm. In meiner Tätigkeit im Helmholtz Open Science Koordinationsbüro hat sich bis heute keine einzige Wissenschaftlerin über unsere klare Position beschwert, stattdessen gibt es Unterstützung. Mit dieser Rückendeckung gilt es nun weiter zu verhandeln.

Projekt Deal

Helmholtz Open Science Büro

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