Auszeichnung
Leibniz-Preise für Helmholtz-Forscher
Der Immunologe Hans-Reimer Rodewald vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und der Experimentalphysiker Wolfgang Wernsdorfer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) werden in diesem Jahr mit dem wichtigsten deutschen Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Sie erhalten den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Das menschliche Immunsystem und Quantencomputing stehen im Mittelpunkt der Forschung der beiden jetzt ausgezeichneten Helmholtz-Wissenschaftler. "Damit würdigt die DFG die Arbeit von zwei herausragenden Wissenschaftlern", sagt Otmar D. Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. "Ich gratuliere Hans-Reimer Rodewald und Wolfgang Wernsdorfer von ganzem Herzen zu dieser besonderen Auszeichnung. Ihre Forschung schafft für viele Menschen und Lebensbereiche die Grundlage für erhebliche Fortschritte und Verbesserungen. Sie haben den Preis wahrlich verdient."
Ein weltweit führender Immunologe
Hans-Reimer Rodewald forscht auf dem Gebiet des körpereigenen Abwehrsystems. Dabei widmet er sich unter anderem der Frage, wie sich Immunzellen aus Stammzellen entwickeln. "Insbesondere mit der Entdeckung der Steuerungsmechanismen von T-Zellen sowie der sogenannten Mastzellen hat sich Hans-Reimer Rodewald einen Namen in der internationalen Fachwelt gemacht", sagt Wiestler. "Er zählt zur absoluten Weltspitze in seinem Gebiet, trug maßgeblich zu einem besseren Verständnis dieser grundlegenden Prozesse bei und schaffte wichtige Grundlagen für die Entwicklung und Optimierung von Immuntherapien gegen Krebs." Mit Hilfe fluoreszierender Farbstoffe ist es Rodewald mittlerweile sogar gelungen, Immunzellen auf ihrem Weg im lebenden Organismus zu verfolgen. So lässt sich untersuchen, wie die Vielzahl verschiedener Zelltypen im Blut entsteht.
Hans-Reimer Rodewald studierte Veterinärmedizin in Hannover. Anschließend wurde er am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg promoviert und forschte als Postdoc am Massachusetts Institute of Technology sowie am Dana Farber Cancer Institute der Harvard Medical School. Von 1992 bis 1999 war Rodewald Mitglied des Basel Instituts für Immunologie und übernahm anschließend den Lehrstuhl für Immunologie der Universität Ulm. Seit 2010 leitet er die Abteilung Zelluläre Immunologie im Deutschen Krebsforschungszentrum. In den Jahren 2009 und 2016 erhielt Rodewald einen ERC-Advanced Grant, 2016 den Deutschen Immunologie-Preis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
Gestalter wichtiger Zukunftstechnologie
Der Experimentalphysiker Wolfgang Wernsdorfer forscht im Bereich Quantencomputing und zählt zu den international führenden Experten für molekulare Magnete, die etwa in künftigen Quantencomputern zum Einsatz kommen. "Wolfgang Wernsdorfer gestaltet damit als Pionier eine der wichtigen Zukunftstechnologien mit, die etwa im Bereich der Informationsverarbeitung die Grundlage für wirklich disruptive Fortschritte sein können", sagt Helmholtz-Präsident Wiestler. "Mit seiner Forschung schafft er wesentliche Voraussetzungen für künftige Quantentechnologien." Quantenphysikalische Effekte können Anwendungen in vielen Bereichen extrem verbessern: Während beispielsweise herkömmliche Computer mit Bits, also mit den Werten "Null" oder "Eins" arbeiten, nutzen Quantencomputer als Recheneinheit Quantenbits. Bei diesen sogenannten Qubits existieren auch Werte zwischen "Null" und "Eins". So entsteht die Möglichkeit, viele Rechenschritte parallel auszuführen und Berechnungen um ein vielfaches schneller zu machen.
Seit 2016 arbeitet Wolfgang Wernsdorfer am Karlsruher Institut für Technologie. Er leitet sowohl am Physikalischen Institut (PHI) als auch am Institut für Nanotechnologie (INT) des KIT eine Forschungsgruppe. Der vielfach ausgezeichnete Wernsdorfer, der seit 2016 eine Alexander von Humboldt-Professur innehat, befasst sich schwerpunktmäßig mit der molekularen Quanten-Spintronik, einem Gebiet der experimentellen Festkörperphysik an der Schnittstelle zur Chemie und zu den Materialwissenschaften. Für seine Forschung hat er ebenfalls bereits zwei Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats erhalten.
Bedeutendster deutscher Forschungspreis
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verleiht den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis seit 1986 jährlich an bis zu zehn Preisträger. Die Ausgezeichneten erhalten eine Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro. Dieses Geld können sie bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen für ihre Forschungsarbeit verwenden. Von den zehn Preisträgerinnen und Preisträgern kommen jeweils drei aus den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Lebenswissenschaften sowie jeweils zwei aus den Naturwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften. Mit den zehn Preisen für 2019 sind bislang insgesamt 368 Leibniz-Preise vergeben worden. Verliehen werden die Leibniz-Preise am 13. März 2019 in Berlin.
Leibniz-Preis für Hans Reimer Rodewald (DKFZ)
Lebniz-Preis für Wolfgang Wernsdorfer (KIT)
Leibniz-Preise 2019: DFG zeichnet vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler aus (DFG)
Von Qubits und spukhafter Fernwirkung (Interview mit Wolfgang Wernsdorfer)
Leser:innenkommentare