Helmholtz Monthly
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,
 
 
 

die Helmholtz-Gemeinschaft erlebt heute einen Brain-Gain-Moment: Ihr nächster Präsident kommt aus den USA. Soeben hat der Senat den renommierten Wissenschaftler Martin Keller gewählt. Der gebürtige Deutsche lebt seit fast drei Jahrzehnten in den USA und hatte dort verschiedene wissenschaftliche Leitungspositionen in führenden Institutionen inne. Derzeit leitet er das National Renewable Energy Laboratory, kurz NREL, in Golden, Colorado. Wir hatten bereits die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen – über seine Beweggründe nach Deutschland zurückzukehren, die Außensicht auf Helmholtz und über seine Pläne bis zum Amtsantritt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

 
 
Sebastian Grote, Head of Communications
 
 
 
 
Der Helmholtz-Senat hat gewählt
 
 
 

Mit der Wahl von Martin Keller zum neuen Helmholtz-Präsidenten schließt sich der Senat einstimmig dem ebenfalls einstimmigen Vorschlag der Mitgliederversammlung vom 23. Oktober 2024 an. Der derzeitige Präsident, Otmar D. Wiestler, hat sein Amt 2015 angetreten und scheidet kommendes Jahr satzungsgemäß nach zwei Amtszeiten aus. Martin Kellers Amtszeit beginnt am 1. November 2025.

Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler sagt: „Ich freue mich sehr, dass wir frühzeitig und mit einem so beeindruckenden Ergebnis eine solide Grundlage für meine Nachfolge schaffen konnten. Martin Keller ist eine strategisch agierende Forscherpersönlichkeit, die sich mutig über Fachgrenzen hinwegbewegt und es versteht, in großen Teams komplexe Herausforderungen anzugehen und zu lösen. Als Direktor eines der führenden National Labs in den USA bringt er nicht nur exzellente internationale Netzwerke mit, sondern setzt auch Maßstäbe im Wissenschaftsmanagement und im Transfer. Mit seiner Expertise und seinem Blick von außen ist er ein idealer Kandidat, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft auszubauen und global noch stärker zu positionieren.“

 
 
 
Vom Biotech-Unternehmen zum Forschungsmanagement
 
 
 
 
 
Dr. Martin Keller. Bild: NREL
 
 
 

Martin Keller ist seit 2015 Direktor des National Renewable Energy Laboratory (NREL) in Golden, Colorado, USA. Die National Labs des Department of Energy – oder kurz DOE –, zu denen das NREL gehört, sind zentrale Forschungseinrichtungen, die einen bedeutenden Beitrag zur Wissenschaft und technologischen Innovation in den USA leisten. Mit 17 Laboren decken sie ein breites Spektrum von Themen ab – von Energie und Klima über Gesundheit bis zur Sicherheits- und Kernforschung. Ihre Arbeit treibt nicht nur die Grundlagenforschung voran, sondern fördert auch den Wissenstransfer in Industrie und Gesellschaft, indem sie mit Universitäten, Unternehmen und anderen Forschungseinrichtungen kooperieren. NREL gilt als das führende Forschungsinstitut für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in den Vereinigten Staaten.

Martin Keller ist außerdem Präsident der Alliance for Sustainable Energy – dem Unternehmen, das das NREL für das US-Energieministerium betreibt. Von 2006 bis 2015 war er in leitenden Positionen am Oak Ridge National Laboratory tätig, zuletzt als Associate Laboratory Director for Energy and Environmental Sciences. Martin Keller hat an der Universität Regensburg studiert und in Mikrobiologie promoviert. 1996 ging er in die USA zu dem aufsteigendem Biotech-Unternehmen Diversa. Er ist Fellow der American Association for the Advancement of Science (AAAS), gehört dem Aufsichtsrat und dem Wissenschaftlichen Beirat des Forschungszentrums Jülich an sowie zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Gremien.

 
 
 
Martin Keller im Interview
 
 
 
 
Martin, was ist Dir als erstes durch den Kopf gegangen, als man Dich fragte, ob Du Dir vorstellen kannst, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft zu werden?
 

Um ehrlich zu sein, kam die Frage völlig unerwartet für mich und ich war auch gar nicht auf einen Wechsel aus. Vor einigen Monaten erhielt ich aus heiterem Himmel einen Anruf von der Findungskommission. Ich dachte zuerst, es geht um meine Tätigkeit im Scientific Advisory Council am Forschungszentrum Jülich. Aber die Person am Telefon sagte mir, dass ich der Spitzenkandidat für die Position des nächsten Helmholtz-Präsidenten sei. Ich war erst einmal sprachlos und auch heute noch muss ich manchmal innehalten und durchatmen. Diese Position angeboten zu bekommen, ist eine große Ehre und gleichzeitig eine enorme Herausforderung.

 
Du lebst mit deiner Familie seit fast 30 Jahren in den USA. Was hat dich überzeugt, auf dieses Angebot einzugehen?
 

In meinem Leben wollte ich immer dort sein, wo ich einen Unterschied und die Welt zu einem besseren Ort machen kann. Das National Renewable Energy Laboratory (NREL) in den USA ist ein fantastischer Ort dafür. Aber Helmholtz ist jetzt eine einmalige Chance. 46.000 Menschen, die Spitzenforschung zu den großen globalen Herausforderungen leisten: Das ist in etwa so, als würde man als deutscher Fußballtrainer in den USA gefragt werden, Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft für die nächste Weltmeisterschaft zu werden.

 
Du hast gerade schon erwähnt, dass Du mit Jülich eines der Helmholtz-Zentren schon sehr gut kennst. Wie hast Du bislang Helmholtz insgesamt von außen wahrgenommen?
 

Die Helmholtz-Gemeinschaft ist für mich ein herausragendes Beispiel dafür, wie Forschung zum Wohle der Gesellschaft gestaltet werden kann. Mit ihrem Fokus auf zentrale Zukunftsthemen wie Klimawandel, Energie oder Gesundheit verbindet sie exzellente Grundlagenforschung mit praktischen Lösungen. Was mich besonders beeindruckt, ist der konsequent interdisziplinäre Ansatz. Allein in Jülich kommen ja vier Forschungsbereiche zusammen, um an den besten Lösungen zu arbeiten. In Kombination mit den herausragenden Infrastrukturen machen die vielen Talente, die an den Zentren arbeiten, Helmholtz zu einem globalen Vorreiter.

 
Was sind Deiner Meinung nach die größten Herausforderungen, die in den kommenden Jahren auf die Wissenschaft zukommen?
 

In den kommenden Jahren stehen wir vor etlichen gesellschaftlichen Herausforderungen, für die wir in der Wissenschaft Antworten finden müssen. Klimawandel und Energiewende erfordern ganz konkrete Ansätze, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die Corona-Pandemie hat uns noch einmal die Bedeutung einer starken und interdisziplinären Gesundheitsforschung vor Augen geführt. Die neuen Möglichkeiten im Bereich der Datenwissenschaften und Künstlichen Intelligenz zum Beispiel sollten wir dabei als Chance sehen, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Zudem ändern sich die Rahmenbedingen für Forschung kontinuierlich und wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir die hohe Akzeptanz für unsere Arbeit beibehalten und in einem idealen Umfeld, die besten Talente aus der ganzen Welt zu uns holen.

 
Werden wir Dich vor dem Amtsantritt nächstes Jahr schon gelegentlich in Deutschland sehen?
 

Auch wenn ich bis zum letzten Tag am NREL noch viel bewegen möchte, versuche ich in den kommenden Monaten zumindest ab und zu in Deutschland zu sein. Die anstehende Begutachtung ist eine ideale Gelegenheit, Helmholtz noch besser kennenzulernen. Natürlich habe ich mir auch die Feier zum 30-jährigen Jubiläum der Gemeinschaft fest eingeplant. Vielleicht verbinden meine Frau Sibylle und ich das schon mit der Wohnungssuche in Berlin, für die man sich ja ausreichend Zeit einplanen sollte, wie ich hörte.

Das Gespräch führte Sebastian Grote.

 
 
 
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Herausgegeben von: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Anna-Louisa-Karsch-Str.2, 10178 Berlin

Redaktion: Sebastian Grote, Franziska Roeder, Martin Trinkaus
Fragen an die Redaktion senden Sie bitte an monthly@helmholtz.de

Bilder: Phil Dera (Editorial)

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