Helmholtz Monthly 10/24
 
 
 
Policy Briefing zur Energiepolitik
 
Martin Keller zum neuen Helmholtz-Präsidenten gewählt
 
UroBot beantwortet Fachfragen genauer als Urolog:innen
 
Drei Fragen an den Experten für Technologietransfer Warner Brückmann
 
„Die Ukraine braucht ein Energielagezentrum“ – ein Standpunkt von Frank Meißner
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,
 
 
 

ob Sie nun heute einen Feiertag genießen dürfen oder einen ganz gewöhnlichen Donnerstag verbringen, sich für Halloween mit Süßigkeiten eindecken oder die Tür verriegeln – eines haben Sie alle gemeinsam: Sie haben sich Zeit genommen, einen Blick in den neuen Helmholtz-Newsletter zu werfen. Darüber freuen wir uns sehr! Und für alle, die unseren Sondernewsletter gestern verpasst haben, geht es hier zum Interview mit Martin Keller, den der Helmholtz-Senat am Mittwoch als designierten Nachfolger des amtierenden Helmholtz-Präsidenten Otmar D. Wiestler gewählt hat.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

 
 
Franziska Roeder, Multimedia Editor
 
 
 
 
Talk of the Month
 
 
 
Berlin Science Week startet am Freitag
 
  Vom 1. bis zum 10. November findet wieder die Berlin Science Week statt. Das Festival thematisiert die Wissenschaft als Brücke in einer polarisierten Welt mit mehr als 300 Veranstaltungen in der deutschen Hauptstadt sowie im Livestream. Helmholtz ist unter anderem mit einer Veranstaltung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), über Science Diplomacy sowie vielen Events des Max Delbrück Centers vertreten, zum Beispiel zur Kreativität in der Forschung.
 
Policy Briefing zur Energiepolitik
 
  Bis zum Jahr 2045 will Deutschland von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern wechseln. Damit diese Wende auch nachhaltig gelingt, haben Helmholtz-Forschende ein Szenario entwickelt, das ökologische, ökonomische, institutionelle, organisatorische und soziale Aspekte einbezieht. Die in einem Policy Briefing zusammengefasste Analyse soll der Politik bei künftigen Entscheidungen helfen. Die Autoren weisen darauf hin, dass das Tempo der Energiewende zunehmen müsse. Der Strombedarf wird in den kommenden Jahren erheblich steigen. Grund ist die Elektrifizierung vieler Prozesse, etwa im Verkehrsbereich. Der steigende Bedarf muss aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Ein klimafreundliches Energiesystem benötigt zudem große Mengen „kritischer“ Rohstoffe. Hier seien geeignete Strategien gefragt, diesen Bedarf umweltverträglich zu decken und geopolitische Risiken zu reduzieren.
 
Neuer KI-Superrechner und geförderte KI-Pilotprojekte
 
  Gemeinsam mit der Münchener Firma Partec will das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf einen neuen KI-Superrechner mit Namen ELBJUWEL bauen. Er wird sowohl datenintensiven Helmholtz-Forschungsprojekten als auch Partnern aus der Wirtschaft offenstehen – ähnlich wie der erste europäische Exascale-Rechner am Forschungszentrum Jülich, der in wenigen Monaten in Betrieb gehen wird. Auch auf dem Gebiet der KI-Grundlagenmodelle (Foundation Models) gibt es Neues: Helmholtz fördert drei weitere Pilotprojekte mit Millionenbeträgen. Die Modelle sollen in den nächsten Jahren aufgebaut werden und der gesamten Wissenschaft zur Verfügung stehen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aus der Gemeinschaft
 
 
 
Martin Keller zum neuen Helmholtz-Präsidenten gewählt
 
  Die Helmholtz-Gemeinschaft hat den international renommierten Wissenschaftler Martin Keller aus den USA als neuen Präsidenten gewonnen. Nach einem einstimmigen Votum der Mitgliederversammlung am 23. Oktober stimmte am 30. Oktober der Helmholtz-Senat darüber ab. Der derzeitige Präsident, Otmar D. Wiestler, hat sein Amt 2015 angetreten und scheidet kommendes Jahr satzungsgemäß nach zwei Amtszeiten aus. Martin Kellers Amtszeit beginnt am 1. November 2025.
 
Antje Boetius wechselt ans Monterey Bay Aquarium
 
  Im Frühjahr 2025 wird die wissenschaftliche Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius, an das Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) in Kalifornien wechseln. Die Meeresbiologin wird neue Präsidentin des international renommierten Instituts für Ozeanforschung und marine Technologien. An der Pazifikküste der USA gelegen, hat sich das MBARI vor allem auf die Erkundung der Tiefsee und ihres unbekannten Lebens spezialisiert. „In dieser Position habe ich die einzigartige Chance zur Entwicklung innovativer Tiefseetechnologien mit Fokus auf Bildgebung, Robotik, Sensorik und künstlicher Intelligenz für den Schutz der Meere beizutragen“, sagt Boetius.
 
Bernd Rech in Beirat für Energieforschungsprogramm berufen
 
  Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat einen Expertenbeirat ernannt, der das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) künftig beim Energieforschungsprogramm beraten soll. Zu den zehn renommierten Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft zählt Bernd Rech. Der Physiker leitet als wissenschaftlicher Geschäftsführer das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und ist außerdem als Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft für die Weiterentwicklung des Forschungsbereichs Energie zuständig.
 
Dänisches Königspaar besucht GEOMAR
 
  Das dänische Königspaar, S.M. König Frederik X. und I.M. Königin Mary, hat das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel besucht. Auf der Überfahrt mit der Elektrofähre vom Westufer der Kieler Förde zum Campus auf dem Ostufer gab Direktorin Katja Matthes einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte. Im Projekt INSYST beispielsweise soll künstliche Intelligenz künftig helfen, die Daten effizienter zu analysieren und digitale Modelle zur besseren Überwachung und zum Schutz der Ostsee zu erstellen. Aber auch zu nachhaltigem Fischereimanagement oder Kohlendioxid speichernden Seegraswiesen forscht das GEOMAR. Dänemark und Deutschland grenzen an Nord- und Ostsee und haben daher beide ein großes Interesse an Forschung, die sich mit dem Schutz und der Nutzung der Meere beschäftigt.
 
 
 
 
Forschung
 
 
 
 
 
Bild: Rabizo Anatolii/shutterstock
 
 
 
 
Sprachmodell UroBot beantwortet Fachfragen genauer als Urolog:innen
 
 
 
 
Ein Team vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat gemeinsam mit der Urologischen Universitätsklinik Mannheim einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Chatbot entwickelt und erfolgreich getestet. „UroBot“ konnte Fragen der Facharztprüfung Urologie mit hoher Genauigkeit beantworten und übertrifft dabei sowohl andere Sprachmodelle als auch die Genauigkeit erfahrener Urolog:innen. 
 

Mit den Fortschritten der personalisierten Onkologie werden urologische Leitlinien zunehmend komplexer. Sei es im Tumorboard, auf Station oder in der Praxis: Ein präzises Zweitmeinungssystem für medizinische Entscheidungen in der Urologie könnte Ärzt:innen bei der evidenzbasierten und personalisierten Versorgung unterstützen, insbesondere bei Zeit- oder Kapazitätsengpässen. Große Sprachmodelle (LLMs) wie GPT-4 haben zwar das Potenzial, medizinisches Fachwissen abzurufen und ohne zusätzliche Schulung komplexe medizinische Fragen zu beantworten. Allerdings ist ihre Anwendbarkeit in der klinischen Praxis oft aufgrund veralteter Trainingsdaten und mangelnder Erklärbarkeit eingeschränkt. Um diese Hürden zu überwinden, hat ein Team um Titus Brinker vom DKFZ „UroBot“ entwickelt, einen spezialisierten Chatbot für die Urologie, der durch die aktuellen Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie ergänzt wurde.

UroBot-4o beantwortete Fragen aus der Facharztprüfung zu 88,4 Prozent korrekt und übertraf damit das aktuellste Modell GPT-4o um 10,8 Prozentpunkte. Damit stellt UroBot nicht nur andere Sprachmodelle in den Schatten, sondern übertrifft auch die durchschnittliche Leistung von Urolog:innen bei der Facharztprüfung, die in der Literatur mit 68,7 Prozent angegeben wird. Zudem zeigt UroBot eine sehr hohe Zuverlässigkeit sowie Konsistenz in den Antworten.

UroBots Antworten sind durch klinische Expert:innen verifizierbar, da die entscheidenden Quellen und Textabschnitte durch die Software benannt werden: „Die Studie zeigt, welches Potenzial in der Verbindung von großen Sprachmodellen mit evidenzbasierten Leitlinien steckt, um die Leistung in spezialisierten medizinischen Bereichen zu verbessern. Die Verifizierbarkeit und die gleichzeitig sehr hohe Genauigkeit machen UroBot zu einem vielversprechenden Assistenzsystem für die Patientenversorgung. Die Nutzung von nachvollziehbaren Sprachmodellen wie UroBot wird in den nächsten Jahren eine enorme Bedeutung in der Patientenversorgung bekommen und helfen, leitliniengerechte Versorgung auch bei zunehmend hoher Komplexität von Therapieentscheidungen flächendeckend sicherzustellen“, so Brinker.

Das Forschungsteam hat den Code und die Anleitung zur Nutzung von UroBot veröffentlicht, um künftige Weiterentwicklungen in der Urologie, aber auch weiteren medizinischen Fachbereichen zu ermöglichen.

Zur Publikation

 
Außerdem:
 

Wasserstoff: Durchbruch bei Alkalischen Membran-Elektrolyseuren
Einem Team aus Technischer Universität Berlin, Helmholtz-Zentrum Berlin, Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg (IMTEK) und Siemens Energy ist es gelungen, eine hocheffiziente alkalische Membran-Elektrolyse Zelle erstmals im Labormaßstab in Betrieb zu nehmen. Das Besondere: Der Anodenkatalysator besteht dabei aus preisgünstigen Nickelverbindungen und nicht aus begrenzt verfügbaren Edelmetallen. An BESSY II konnte das Team die katalytischen Prozesse durch operando-Messungen im Detail darstellen, ein Theorie Team (USA, Singapur) lieferte eine konsistente molekulare Beschreibung. In Freiburg wurden mit einem neuen Beschichtungsverfahren Kleinzellen gebaut und im Betrieb getestet. Mehr lesen

Neurotoxische Effekte von Chemikalien addieren sich
Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) belegte in einer im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie, dass Chemikalien in komplexen Mischungen und in Konzentrationsverhältnissen, wie sie im Menschen gefunden werden, zusammenwirken. Selbst wenn die Konzentrationen der Einzelsubstanzen jeweils unterhalb der Wirkschwelle lagen, zeigten die Chemikalien in Mischung eine sich aufsummierende neurotoxische Wirkung.  Mehr lesen

Neue Wirkstoffe aus toxischen Vögeln
Bakterien sind eine wertvolle Quelle für die Entdeckung von Naturstoffen, die für die Entwicklung neuer Medikamente genutzt werden können. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) konnte aus Bakterien, die in Symbiose mit einem toxischen Vogel leben, nun zwei neue Wirkstoffklassen mit antimikrobiellen Eigenschaften identifizieren. Diese Strategie sowie die entdeckten Substanzen bieten vielversprechende Ansätze für die Entwicklung neuer Anti-Infektiva, insbesondere gegen antibiotikaresistente Krankheitserreger. Mehr lesen

 
 
 
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Bild: Thomas Eisenkrätzer, GEOMAR
 

Warner Brückmann ist Wissenschaftler am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, wo er in den letzten zehn Jahren den Bereich Technologietransfer aufgebaut hat. Ab November tritt der Geologe in den Ruhestand, wird jedoch weiterhin am GEOMAR an KI-Projekten beteiligt sein und sich den Themen Technologietransfer und maritime Sicherheit widmen.

 
 
Was ist das Spannendste an Ihrem Job?
 

In unserer Arbeit setzen wir uns ganz unmittelbar mit dem zentralen Gegenstand unserer Forschung auseinander – dem Meer. Wie viele andere am GEOMAR habe ich unzählige Monate auf Ausfahrten auf allen Ozeanen verbracht. Ob auf Tiefseebohrschiffen, zahlreichen kleineren und größeren Forschungsschiffen oder im Tauchboot ALVIN – Meeresforschung ist immer ein „team effort“ und eine großartige Lernerfahrung. Die Bedeutung von Technologie in der Meeresforschung hat über die Jahre kontinuierlich zugenommen. Uns stehen heute Werkzeuge zur Verfügung, wie beispielsweise autonome Fahrzeuge, die vor 30 Jahren undenkbar gewesen wären. Viele technische Innovationen der Meerestechnik am GEOMAR haben praktische Anwendungsmöglichkeiten in anderen Bereichen unserer Gesellschaft. Diesen Transfer zu ermöglichen, war viele Jahre lang eine herausfordernde Aufgabe, an der ich großen Spaß hatte.

 
Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: Was wäre Ihr nächstes Projekt?
 

Immer mehr Plastikmüll landet im Meer und bildet eine der größten Gefahren, die die natürliche Meeresumwelt heute bedrohen. Dieses Problem einzudämmen, ist eine der größten Herausforderungen– und zugleich eine, für die es technische Lösungen geben könnte. Mit unbegrenzten finanziellen Mitteln ausgestattet, würde ich einen Ideenwettbewerb ins Leben rufen, ähnlich dem Ansatz der X-Prize Foundation für andere „Grand Challenges“. Das Ziel wäre es, innovative technische Lösungen zu entwickeln und praktisch anzuwenden, mit denen unterschiedliche Arten von Plastikmüll im Meer reduziert werden könnten.

 
Mit wem würden Sie gerne mal zu Abend essen und worüber würden Sie dann sprechen?
 

Ich würde gern Satoshi Nakamoto, den Schöpfer von Bitcoin, kennenlernen. Ich würde ihn zum Beispiel fragen, ob er 2008 geahnt hat, welche weitreichenden Auswirkungen sein Whitepaper haben würde. Da Satoshi möglicherweise nur eine fiktive Person ist, die nie gefunden werden wird, wäre mein zweiter Kandidat Sam Altman. Er ist Mitgründer und CEO von OpenAI, einem der offensichtlich einflussreichsten KI-Unternehmen, dessen Produkte unser Leben und unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen werden.

 
 
 
Standpunkt
 
 
 
 
 
Bild: K-PHOTOGRAPHIE
 
 
 
 
„Die Ukraine braucht ein Energielagezentrum“
 
 
 
 
Der Winter steht vor der Tür und in der Ukraine drohen aufgrund des anhaltenden Krieges Engpässe in der Energieversorgung. Der Wirtschaftswissenschaftler Frank Meißner vom Helmholtz-Zentrum Berlin ist Teil der Initiative Green Deal Ukraina. Er und sein Team haben Maßnahmen analysiert, die geeignet wären, in der Ukraine im Winter die Strom- und Wärmeversorgung sicherzustellen.
 

Aufgrund der fortgesetzten russischen Aggression gegen das Land und der zunehmenden Konzentration der Angriffe auf zivile Infrastrukturen, wie Strom- und Wärmeversorgung, hat die ukrainische Zivilbevölkerung mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. So sind seit Beginn der Angriffe auf die Energieinfrastrukturen und verstärkt durch die Attacken im März und April 2024 mehr als zwei Drittel der Strom erzeugenden Anlagen zerstört, beschädigt oder befinden sich in von Russland kontrollierten Gebieten. Unsere Analysen zeigen, dass ohne substanzielle Gegenmaßnahmen eine Unterversorgung von bis zu 18 Terrawattstunden (20 Prozent der bereits reduzierten Nachfrage) sowie temporäre und regionale Stromabschaltungen in bis zu 90 Prozent der Stunden folgen werden. Während die Energieversorgung im Sommer oft als schwierig, aber handhabbar galt, droht der kommende Winter die Situation dramatisch zu verschlimmern.

Ukrainische Haushalte werden zu 70 Prozent durch zentrale Anlagen mit Wärme versorgt, wovon wiederum die Hälfte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sind. In den kommenden Wintermonaten ist die Versorgung nicht gesichert. Blockheizkraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sind beschädigt und es fehlt an Elektrizität, wodurch Steuerungen und Pumpen zeitweise ausfallen können. Dadurch werden vor allem in städtischen Gebieten die vorwiegend schlecht isolierten Wohnungen weniger beheizt. Dies führt zu unzumutbaren Bedingungen für die Einwohner, insbesondere für Kinder, ältere Menschen und Kranke, und wird weitere Menschen zur Flucht treiben, selbst aus nicht direkt umkämpften Gebieten.

Unsere Analysen zeigen, dass gezielte Maßnahmen helfen können, geplante Stromabschaltungen nahezu vollständig zu vermeiden: Die Energieversorgung muss schnellstens instand gesetzt, dezentrale Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen zugebaut sowie Übertragungskapazitäten mit Polen, Rumänien, Ungarn und der Slowakei ausgeweitet werden. Neben Zeit, Fachpersonal, Transportkapazitäten und finanziellen Mitteln braucht es vor allem Koordinations- sowie zuverlässige Markt- und Verwaltungsstrukturen. Um Investitionen aus In- und Ausland für den Wiederaufbau in der Ukraine zu gewinnen, muss die Ukraine Strukturreformen der Energiemärkte vornehmen. Dazu gehört die weitere Liberalisierung, indem das Land Marktmechanismen sichert und Verwaltungskapazitäten aufbaut. Wichtig dabei ist es, auf lokaler Ebene die Kommunen zu befähigen, vor Ort praktikable und benötigte Lösungen umzusetzen.

Eine wichtige Rolle könnte ein noch zu etablierendes „Energielagezentrum“ spielen: Es könnte die Anstrengungen sowohl innerhalb der Ukraine als auch zwischen der Ukraine und ihren Partnern besser koordinieren und den Informationsfluss zwischen den Akteuren erhöhen. Dadurch könnten Entscheidungen schneller gefunden und der Einsatz von Ressourcen besser geplant und überwacht werden. Ein solches Energielagezentrum würde helfen, die Ukraine auf effizientere und effektivere Weise wiederaufzubauen. Nötig dafür wäre eine starke politische Legitimation innerhalb der Ukraine und bei westlichen Partnern, wobei entscheidende Akteure aus dem Energiebereich Europas eingebunden werden müssten.

Deutschland sollte sich dafür einsetzen, dass die Ukraine solche Strukturen in Abstimmung mit ihren westlichen Partnern umgehend auf- und ausbaut. Jetzt kommt es darauf an, dass Deutschland und die EU die Ukraine nicht nur militärisch, sondern auch durch Hilfe bei der Wiederherstellung der Energieinfrastruktur unterstützen. Je schneller das Energieversorgungsnetz stabilisiert wird, desto geringer ist die Gefahr einer humanitären Katastrophe, die nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Europa aufgrund steigender Migration weitreichende Folgen haben könnte.

Über die Initiative:
Green Deal Ukraina (GDU) wird von Deutschland, Polen und der Ukraine getragen. Die Initiative zielt darauf ab, Politik und Gesellschaft in der Ukraine dabei zu unterstützen, ein zukunftsfähiges Energiesystem aufzubauen und die Ukraine für die Aufnahme als Vollmitglied in der EU vorzubereiten. Hierzu wird durch GDU ein Thinktank in Kyjiw aufgebaut werden.

 
 
 
Helmholtz in den Medien
 
 
 

Helmholtz Health: Anfang Oktober trafen sich Helmholtz-Forschende aus dem Forschungsbereich Gesundheit für den ersten Helmholtz Health Summit in Berlin. Sie befassten sich unter anderem mit der Frage, wie künstliche Intelligenz und Data Science künftig in der Medizin eingesetzt werden können, um Krankheitsursachen bis auf molekularer Ebene zu verstehen. Der Tagesspiegel geht auf vier KI-Fallbeispiele ein, die auf der Konferenz vorgestellt wurden.

Helmholtz-Präsident: Anlässlich seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft führt Martin Keller ein exklusives Interview mit Table.Media. Martin Keller ist seit 2015 Direktor des National Renewable Energy Laboratory (NREL) in Golden, Colorado, USA, das als das führende Forschungsinstitut für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in den Vereinigten Staaten gilt. Sein neues Amt tritt er am 1. November 2025 an. Im Interview erzählt er von seiner bisherigen Laufbahn als Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager in den USA sowie von seiner Motivation, für Helmholtz nach Deutschland zurückzukehren.

Management: Eine aktuelle Studie der Managementberatung Horváth zählt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zu den Top-Kaderschmieden für Vorstände deutscher DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen. In der Anzahl der Vorstandsmitglieder unter den Absolvent:innen belegt das KIT Platz sechs; bei den Vorstandsvorsitzenden erreicht es sogar Rang drei. Die WirtschaftsWoche berichtet.

Forschungspersönlichkeiten: Der Tagesspiegel startet seine diesjährige Serie „100 Köpfe der Wissenschaft“ mit der Polarbiologin und Leibniz-Preisträgerin Ulrike Herzschuh vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam. Die Serie würdigt jedes Jahr Forschende, die die Forschungsregion Berlin-Brandenburg besonders geprägt haben. Ulrike Herzschuh erforscht die Biodiversität vor zehntausend Jahren und gewinnt dadurch wertvolle Erkenntnisse darüber, wie der heutige Artenverlust gebremst werden kann.

Klimaforschung: Von der Arktis bis zur Namibwüste beleuchtet der Dokumentarfilm „Wind – Die Vermessung des großen Luftozeans“ auf 3sat die Forschung zu globalen Windsystemen und ihre Bedeutung für unser zukünftiges Klima. Der Film stellt mehrere Wissenschaftler aus der Helmholtz-Gemeinschaft vor. Zum Beispiel Christof Lüpkes vom Alfred-Wegener-Institut, der die Änderung von Luftmassen in der Arktis untersucht, oder Zhiyong Xie vom Helmholtz-Zentrum Hereon, der an Bord des Forschungsschiffs Polarstern erforscht, wie Luftströmungen Schmutzpartikel verbreiten.

 
 
 
Karrieren besser fördern
 
 
 
 
 
 
 

Bei Helmholtz arbeiten 9.000 Personen an einer Promotion und 3.000 an ihrer Karriere als Postdoc. In Graduiertenschulen, internationalen Research Schools und Postdoc-Career Centern unterstützen insgesamt 40 Koordinator:innen sie auf ihrem Weg. Diese Koordinator:innen trafen sich im Oktober in der Berliner Helmholtz-Geschäftsstelle und tauschten sich darüber aus, wie sich wissenschaftliche Karrieren noch besser fördern lassen.

 
 
 
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Herausgegeben von: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Anna-Louisa-Karsch-Str.2, 10178 Berlin

Redaktion: Sebastian Grote, Franziska Roeder, Martin Trinkaus
Fragen an die Redaktion senden Sie bitte an monthly@helmholtz.de

Bilder: Phil Dera (Editorial)

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