Helmholtz Monthly 02/25
 
 
 
Deutschland hat gewählt
 
200 Jahre Karlsruher Institut für Technologie
 
Gletscherschmelze verstärkt Süßwasserverlust und beschleunigt Anstieg des Meeresspiegels
 
Drei Fragen an den Diplomingenieur Jörg Ahlheim
 
„Deutschland und Europa müssen den Mut aufbringen, bei KI- und Cybersicherheitsforschung in der Weltspitze mitzuwirken“ – ein Standpunkt von Michael Backes
 
Serie zum Quantenjahr: #02 Wie eine Gleichung die Antimaterie vorhersagte
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,
 
 
 

welche Rolle können Deutschland und Europa im globalen Wettlauf um KI-Technologien spielen? Das war Anfang Februar die dominierende Frage auf dem KI-Gipfel in Paris. Ein entscheidender Hebel sind höhere Investitionen – doch Geld allein reicht nicht. Mit klugen Strategien kann Deutschland noch aufholen, sagt Michael Backes, CEO des CISPA Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit, in unserem Standpunkt.

Außerdem: Deutschland hat gewählt. Nach den Bundestagswahlen kommt es auch in der Forschungspolitik zu personellen Veränderungen in Regierung, Parlament und Ausschüssen. Und: Mit einer neuen KI-Initiative öffnen mehrere Helmholtz-Zentren den Zugang zu Hochleistungsrechnern für Unternehmen.

Viel Spaß beim Lesen!

 
 
Martin Trinkaus, Online-Manager
 
 
 
 
Talk of the Month
 
 
 
Deutschland hat gewählt
 
  Nach den Bundestagswahlen kommt es auch in der Forschungspolitik zu personellen Veränderungen in Regierung, Parlament, Ausschüssen und politisch besetzten Gremien. Bereits vor der Wahl war klar, dass der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Forschung, Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen), nicht mehr kandidieren wird. Die forschungspolitischen Sprecher:innen Oliver Kaczmarek (SPD), Thomas Jarzombek (CDU/CSU), Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen), Michael Kaufmann (AfD) und Nicole Gohlke (Die Linke) wurden erneut ins Parlament gewählt. Helmholtz-Senator Stephan Albani (CDU/CSU) zieht in den 21. Bundestag ein, während Holger Becker (SPD) den Wiedereinzug verpasst hat.
 
US-Wissenschaft unter Druck
 
  Die Trump-Administration übt zunehmend Druck auf staatliche Forschungsorganisationen aus. Das hat auch auf die deutsche Forschung Auswirkungen. So berichtete der Kinderonkologe und Leibnizpreisträger Stefan Pfister vom DKFZ von ausbleibenden Geldern für ein Projekt, das von den National Institutes of Health mitfinanziert werden sollte. Grundsätzlich ist aber nicht zu erwarten, dass sich an den Grundpfeilern der engen und vielfältigen Kooperationen zwischen der deutschen und der US-amerikanischen Wissenschaft viel ändern wird. Forschende in den USA zählen seit Jahrzehnten zu unseren wichtigsten internationalen Partnern. In der jährlichen Statistik der internationalen Co-Publikationen in unserer Gemeinschaft stehen die USA als Sitz der Co-Autor:innen seit vielen Jahren auf dem ersten Rang.  
 
Helmholtz-Zentren öffnen Zugang zu Hochleistungsrechnern für Unternehmen
 
  Um im heutigen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz für Unternehmen fast aller Branchen unerlässlich. Dabei stehen sowohl kleine und mittlere Unternehmen als auch große Betriebe vor Herausforderungen, die sie nur bedingt alleine lösen können. Dazu zählt etwa der Zugang zu umfangreichen Datensätzen und Hochleistungsrechnern, auch High Performance Computing (HPC) genannt. Helmholtz öffnet den Zugang zu seiner weltweit führenden HPC-Infrastruktur für Unternehmen und bringt diese mit KI-Expert:innen zusammen. In der HPC-Gateway-Initiative der Gemeinschaft fließen 18 Millionen Euro in KI-Innovationsökosysteme.
 
 
 
 
Ausschreibungen
 
 
 
 
Quantum Use Challenge: Pushing the Boundaries of Quantum Tech for Applications
 

Die Helmholtz-Gemeinschaft lädt zur Einreichung von Anträgen für gemeinsame Forschungsprojekte im Bereich Quantum Use ein, um die vielfältigen Forschungsansätze der Quantentechnologien auf neue, relevante und bisher wenig erkundete Anwendungsfelder auszuweiten. Deadline für die Einreichung der Anträge durch die Helmholtz-Zentren an die Helmholtz-Geschäftsstelle ist der 16. Juni 2025. Zur Ausschreibung

 
 
 
Aus der Gemeinschaft
 
 
 
200 Jahre Karlsruher Institut für Technologie
 
  Mit rund 2.000 Gästen feierte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in einem fulminanten Festakt sein 200-jähriges Bestehen. Linda Zervakis führte durch das abwechslungsreiche Programm, das sich gleichermaßen an Vertreter:innen aus Politik und Wirtschaft wie an die Studierendenschaft richtete, darunter auch politische Prominenz wie Cem Özdemir und Winfried Kretschmann. Einen besonderen Höhepunkt des Abends bildete die Talkrunde mit erfolgreichen Ehemaligen des KIT, die eindrucksvoll von ihren Karrierewegen berichteten. Sie verdeutlichten, wie die gezielte Förderung von Talenten aus aller Welt das KIT zu dem machen, was es heute ist: einem Ort der Zukunft.
 
Matthias Tschöp zum neuen Präsidenten der LMU gewählt
 
  Der Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität München hat Matthias Tschöp zum neuen Präsidenten gewählt. Matthias Tschöp ist derzeit CEO und wissenschaftlicher Geschäftsführer von Helmholtz Munich und Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselerkrankungen an der TU München. Unter seiner Leitung ist das Zentrum zu einem der innovativsten Standorte für Gesundheitsforschung in Europa geworden. Matthias Tschöp tritt sein neues Amt im Oktober 2025 an.
 
Helmholtz auf der Münchner Sicherheitskonferenz
 
  Wie können wir das Mindset der europäischen Wissenschaft sowie von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verändern, um ein wirklich wettbewerbsfähiges Innovationsökosystem für die Verteidigung aufzubauen? Um diese Frage ging es bei einem Side-Event auf der Münchner Sicherheitskonferenz, veranstaltet vom Helmholtz-Büro Israel gemeinsam mit Security.Table und Table.Briefings (Bilder). Die Diskutierenden waren sich einig, dass bei wachsender externer Bedrohung in Europa die notwendige Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Unternehmen intensiviert werden muss. Deutschland kann sich dabei von Technologie-Ökosystemen wie Israel inspirieren lassen: Von der Geschwindigkeit über die Rolle von privatem Kapital bis hin zu staatlichen Anreizen gibt es viele Maßnahmen, die zur Förderung von Verteidigungsinnovationen beitragen können.
 
 
 
 
Forschung
 
 
 
 
 
Höhenänderung des Grossen Aletschgletschers zwischen 2011 und 2017. Bild: DLR/EOC
 
 
 
 
Gletscherschmelze verstärkt Süßwasserverlust und beschleunigt Anstieg des Meeresspiegels
 
 
 
 
Das Abschmelzen von Gletschereis auf der ganzen Welt reduziert regionale Süßwasser-Ressourcen und lässt den globalen Meeresspiegel immer weiter ansteigen. Neue Erkenntnisse bringt eine Studie, die im Rahmen der Glacier Mass Balance Intercomparison Exercise, kurz GlaMBIE, durchgeführt wurde. Unterstützt wurde sie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und 34 weiteren internationalen Wissenschaftsteams.
 

Im Jahr 2000 erstreckten sich die Gletscher auf über 705.221 Quadratkilometer und hatten eine Masse von schätzungsweise 121.728 Milliarden Tonnen Eis. Seitdem verlieren sie durchschnittlich 273 Milliarden Tonnen im Jahr. Was der Durchschnittswert allerdings verbirgt, ist ein alarmierender Anstieg, der in den letzten zehn Jahren zu verzeichnen war. Nicht eingerechnet sind die kontinentalen Eisschilde von Grönland und der Antarktis. Der Grund: Erforscht werden sollten gerade die kleineren Gletscher, da sie wegen ihrer geringeren Größe anfälliger sind und entsprechend schneller schmelzen.

In GlaMBIE wurden insgesamt 19 Gletscherregionen untersucht. Zwischen 2000 und 2023 verloren sie insgesamt 6.542 Milliarden Tonnen Eis und trugen damit 18 Millimeter zum Anstieg des globalen Meeresspiegels bei. Heute bilden die Gletscher den zweitgrößten Einflussfaktor auf den globalen Meeresspiegelanstieg – nach der thermischen Expansion, die von der Erwärmung der Ozeane verursacht wird. Die Gletscher tragen damit mehr zum Anstieg des Meeresspiegels bei als der grönländische und der antarktische Eisschild und die Veränderungen in der Landwasserspeicherung.

Neben dem Anstieg des Meeresspiegels bedeutet die Gletscherschmelze stets auch einen erheblichen Verlust an regionalen Süßwasser-Ressourcen. Michael Zemp von der Universität Zürich, der die Studie mit geleitet hat, betont: „Zum Vergleich: Die 273 Milliarden Tonnen Eis, die jährlich verloren gehen, entsprechen dem, was die gesamte Weltbevölkerung in 30 Jahren verbraucht, wenn man von drei Litern pro Person und Tag ausgeht.“

Das GlaMBIE-Team koordinierte die Zusammenstellung, Standardisierung und Analyse verschiedener Daten aus Feldmessungen und aus einer Fülle von verschiedenen Arten von optischen, Radar-, Laser- und Gravimetrie-Satellitenmissionen. Zu den Satellitenbeobachtungen gehörten unter anderem die von den US-Missionen Terra/ASTER und ICESat-2, der amerikanisch-deutschen GRACE-Mission, der deutschen Erdbeobachtungsmission TanDEM-X und der CryoSat-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Das gemeinsame Ziel: die Schätzung des weltweiten Gletscher-Massenverlustes. Durch die Kombination verschiedener Datentypen aus diesen zahlreichen Quellen erstellte GlaMBIE eine jährliche Zeitreihe der Massenveränderungen für alle Gletscherregionen weltweit für den Zeitraum von 2000 bis 2023.

„Am DLR Earth Observation Center haben wir mehr als 5.000 TanDEM-X-Datensätze analysiert, um die gemeinsame Schätzung des Massenverlustes der peripheren Gletscher Grönlands zu unterstützen. Für die zweite Region in unserem Fokus, die südlichen Anden, haben wir unsere Aufnahmen der Patagonischen Eisfelder bis ins Jahr 2016 genutzt und die TanDEM-X-Ergebnisse über die gesamte Region erweitert“, erklärt Co-Autorin Dana Floricioiu vom Earth Observation Center (EOC) des DLR. Das deutsche Radarsatelliten-Paar TerraSAR-X und TanDEM-X ist in der Lage, 2D- beziehungsweise 3D-Bilder mit hoher Auflösung und unabhängig von Wetterbedingungen und Tageslicht aufzunehmen.

„Wir haben 233 Schätzungen der regionalen Gletschermassenveränderungen von etwa 450 Datenlieferanten, die in 35 Forschungsteams organisiert sind, zusammengestellt“, erklärt der Glaziologe Zemp. „Dank der verschiedenen Beobachtungsmethoden bietet GlaMBIE nicht nur neue Einblicke in regionale Trends und jährliche Schwankungen. Wir konnten auch Unterschiede zwischen den Beobachtungsmethoden feststellen. Das bedeutet, dass wir eine neue Grundlage für zukünftige Studien über die Auswirkungen der Gletscherschmelze auf die regionale Wasserverfügbarkeit und den globalen Meeresspiegelanstieg liefern können.“

Zur Pressemeldung des DLR

 
Außerdem:
 

Forschungsteam entwickelt Wirkstoff gegen Keim, der die Hornhaut des Auges zerstört
Infektiöse Keratitis lässt jährlich 1,5 Millionen Menschen weltweit erblinden. Oft geht die Krankheit auf den Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa zurück, den die Weltgesundheitsorganisation zu den gefährlichsten dieser Art zählt. Wissenschaftler:innen der Saar-Universität und des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) haben nun einen Weg gefunden, den Keim effektiv zu bekämpfen. Mehr lesen

Laborergebnisse stützen den Ansatz, Alzheimer durch Eindämmung von Entzündungsprozessen zu behandeln
Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sowie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn liefern neue Belege dafür, dass die Eindämmung entzündlicher Prozesse im Gehirn ein aussichtsreicher Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung ist. Ihre Ergebnisse, die auf Studien an Zellkulturen, Mäusen und menschlichen Gewebeproben beruhen, könnten zur Entwicklung wirksamerer Therapien beitragen. Mehr lesen

Nylon-Fresser – mikroskopische Helfer beim Recycling von Kunststoffabfällen
Ein Team von Wissenschaftler:innen des Forschungszentrums Jülich hat zusammen mit der Firma Novonesis ein Bakterium entwickelt, das die Einzelbausteine verschiedener Nylonvarianten „frisst“ und in wertvolle Stoffe umwandeln kann. Die Ergebnisse dieser Forschung leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Nylonrecycling. Mehr lesen

 
 
 
One of 46,000
 
 
 
 
Bild: UFZ/André Künzelmann
 

Jörg Ahlheim ist Diplomingenieur am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Er nimmt im Rahmen der Chemikalienforschung an zahlreichen Freilandexperimenten und -exkursionen teil, zum Beispiel für die Helmholtz-Initiative MOSES.

 
 
Was ist das Spannendste an Ihrem Job?
 

Vor ein paar Jahren fragte mich mal eine Teamassistentin aus einer benachbarten Arbeitsgruppe: „Sag mal, Jörg, was machst du hier am UFZ eigentlich so?“ Ich erzählte ihr, dass ich in unterschiedlichen Projekten unter anderem für die Vorbereitung und Durchführung von Probenahmekampagnen vorrangig an Flüssen im In- und Ausland zuständig bin und daher viel im Feld arbeite. Ich muss mich immer wieder mit neuen Situationen vor Ort auseinandersetzen. Und das in ganz Europa. Manchmal sogar in Afrika oder China. Oder – wie im letzten Jahr – in einem Projekt in Kneipen und Friseurgeschäften in Leipzig. Dabei treffe ich immer wieder interessante Menschen aus anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und habe spannende Kontakte zu den „ganz normalen“ Leuten. Wenn das nicht spannend ist?

 
Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: Was wäre Ihr nächstes Projekt?
 

Da gäbe es unzählige Notwendigkeiten. Lokal und global. Als Leipziger ist mir wichtig, dass die Stadt so lebenswert bleibt, wie sie (noch) ist, und sich weiter fit macht für schon jetzt spürbare Klimaveränderungen (mehr heiße Tage pro Jahr, Trockenheit). Dabei spielt auch der Leipziger Auwald eine sehr wichtige Rolle. Er gehört zu den größten erhaltenen Auwaldbeständen in Mitteleuropa und ist nicht nur für das Stadtklima von großer Bedeutung. Leider werden auf politischer Ebene nicht immer die richtigen Entscheidungen für den Erhalt dieses wichtigen Landschaftsschutzgebietes getroffen. Deswegen würde ich die zahlreichen Projekte, an denen unter anderem das UFZ und andere wissenschaftliche Einrichtungen, aber auch zahlreiche private Interessens- und Umweltgruppen beteiligt sind und großartige Arbeit leisten, finanziell unterstützen. Ganz wichtig in jeder Hinsicht wäre mir noch (Umwelt-)Bildung: dass Menschen wieder mehr Bezug zu ihrer Umwelt bekommen und erkennen, wie wichtig gesunde Natur auch für unsere mentale und körperliche Gesundheit ist.

 
Mit wem würden Sie gerne mal zu Abend essen und worüber würden Sie dann sprechen?
 

Vielleicht mal mit den ganzen milliardenschweren Jungs auf dieser Welt. Ich würde versuchen, sie davon zu überzeugen, dass ihr Geld (richtig eingesetzt) viel Gutes bewirken kann, was ja langfristig auch ihnen zugutekommen würde. Vor allem ihren Nachkommen. Wahrscheinlich würden die mich aber nicht für voll nehmen. Daher besser mit Maja Göpel, um mit ihr darüber zu sprechen, was man noch tun kann, um Gesellschaft, Politik und Wirtschaft von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass wir eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und mehr Gerechtigkeit hinbekommen (müssen).

 
 
 
Standpunkt
 
 
 
 
 
Bild: Peter Kerkrath
 
 
 
 
„Deutschland und Europa müssen den Mut aufbringen, bei KI- und Cybersicherheitsforschung in der Weltspitze mitzuwirken“
 
 
 
 
Im globalen Wettlauf um KI-Technologien sind die Spitzenplätze vergeben. Doch mit klugen Strategien könnte Deutschland noch aufholen. Worauf es dabei ankommt, skizziert Michael Backes, CEO des CISPA Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit.
 

Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und deren methodische Durchbrüche sind Haupttreiber für Innovation und Wirtschaftswachstum im 21. Jahrhundert. Diese Einsicht führt weltweit zu konzertierten Aktionen wie dem US-amerikanischen Stargate-Projekt mit einem Investitionsvolumen von bis zu 500 Milliarden Dollar. Globale IT-Unternehmen in den USA und zunehmend China sind führend, bisweilen gar enteilt: Während die USA laut OECD im Jahr 2023 rund 54,8 Milliarden Dollar in KI-Start-ups investierten, flossen in China 18,3 Milliarden Dollar und in Deutschland nur 2,2 Milliarden Dollar in diesen Bereich. Deutschland läuft akut Gefahr, diesen entscheidenden Teil der Wertschöpfung langfristig zu verlieren. Der Erhalt und das nachhaltige Wachstum des Wohlstands in Deutschland und Europa hängen entscheidend davon ab, ob es uns gelingen wird, in der Innovationsfähigkeit in diesen Schlüsselthemen international aufzuschließen und eine tragende Rolle zu übernehmen. Die neue Bundesregierung steht damit vor einer großen Herausforderung.

Der entscheidende Faktor zur Konkurrenzfähigkeit werden disruptive Fortschritte in methodischen Grundlagen der vertrauenswürdigen Informationsverarbeitung und deren Translation in neuartige Anwendungen sein. Genau solche Fortschritte revolutionieren unser Leben seit Jahren und entfalten exponentielle Wirkung. Sie gipfeln im Prinzip des „The winner takes it all“: Konzeptionelle Durchbrüche in KI führen zu derart drastischen Verbesserungen in Funktionalität, Performanz und Kosten, dass bislang als unrealistisch angesehene Anwendungen und neuartige Märkte in kürzester Zeit erschaffen werden. Viele bestehende Ansätze werden nahezu augenblicklich nicht mehr konkurrenzfähig. Die Analogie der Transition von Pferdekutschen zum Automobil drängt sich auf. Das in Deutschland bisher von der Politik oft postulierte und in der Praxis gelebte Modell des reinen Technologietransfers greift zu kurz, da es konzeptionellen Fortschritt als maßgeblichen Teil einer langfristig erfolgreichen Innovationskette verkennt. In der Analogie strebt es schnellere Pferde an, statt sich mit aller Kraft der Gestaltung des Automobils und dessen Möglichkeiten zu widmen. Deutschland und Europa müssen den Mut aufbringen, bei KI- und Cybersicherheitsforschung in der Weltspitze mitzuwirken.

Die neue Bundesregierung muss an verschiedenen Punkten ansetzen. Dabei muss die Förderung tiefer Forschung, die nicht nur auf momentane Bedarfe ausgerichtet ist, im Mittelpunkt stehen. Wir brauchen den Mut, Bürokratie radikal zu minimieren und die Finanzierung von Initiativen zu beenden, die internationalen Exzellenzanforderungen nicht gerecht werden. Statt kurzfristiger Transfers etablierter Konzepte sind konzeptionelle Neuerungen und deren Wertschöpfung der Schlüssel.

Wir brauchen außerdem Leuchtturm-Initiativen über Disziplinen hinweg und gelebte Vorbilder für die Wertschöpfung aus Spitzenforschung. Forschende mit höchstem internationalem Anspruch müssen inhaltliche Triebfedern eines sich stetig verbessernden Systems sein, das mit ambitionierten und technologieaffinen Unternehmern und Investoren kooperiert. Beispiel für eine solche Initiative ist die Zusammenarbeit des CISPA mit der European School of Management and Technology. Durch die Bündelung unserer Expertisen streben wir den Aufbau eines führenden europäischen Ökosystems an, das echte technologische Durchbrüche erzielt und effizient in ökonomische Wertschöpfung überführt.

 
 
 
Quantenjahr 2025
 
 
 
 
 
Bild: Angela Pfeiffer/DESY
 
 
 
 
Teil #02: Wie eine Gleichung die Antimaterie vorhersagte
 
 
 
 
Kaum war Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger der erste Schritt bei der Entwicklung einer Quantenmechanik gelungen, erfolgte bereits der zweite, der elementar ist für das Verständnis vom Universum bis zur Supraleitung. Die Physikerin Beate Heinemann, Forschungsdirektorin am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY, berichtet im folgenden Beitrag, was es genau mit dieser zweiten Quantisierung auf sich hat.
 
 
 
Kompletten Artikel lesen 
 
 
 
 
Helmholtz in den Medien
 
 
 

Seegrasforschung: Ein neues Forschungsprojekt des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel untersucht, wie sich widerstandsfähigere Seegraspflanzen für die Ostsee züchten lassen. Denn: Seegras kann große Mengen CO₂ speichern und spielt eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Wie Seegras als natürlicher Kohlenstoffspeicher besser genutzt werden kann, erläutert Thorsten Reusch, Professor für Marine Ökologie am GEOMAR in der taz.

Dürremanagement: Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), warnt vor einem fehlenden Dürremanagement in Deutschland. Nach der mehrjährigen Dürre zwischen 2018 und 2023 sei die Situation zwar entspannt, eine Dürre könne jedoch jederzeit wiederkehren. Deshalb plädiert Marx für die Entwicklung einer nationalen Wasserstrategie. Es berichten DIE ZEIT, RND und mdr.

Energiepolitik: Seit Anfang Februar sind die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland nicht mehr an das russische, sondern an das westeuropäische Stromnetz angeschlossen. Als letzte europäische Staaten war das Baltikum mit dem russischen Netz verbunden. Ursache für den komplizierten Wechsel der Stromnetze war der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine. Susanne Nies, Energieexpertin am Helmholtz-Zentrum Berlin, ordnet die Risiken des Wechsels im Tagesspiegel ein.

Artenschutz: In Rom ringen derzeit Vertreter aus 200 Ländern um den Schutz der Biodiversität – doch wirtschaftliche Interessen bremsen den Fortschritt. Die Wissenschaftlerin Katrin Böhning-Gaese vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) beobachtet die zähen Verhandlungen bereits seit Jahren und sieht dennoch Hoffnung: Ein Abschluss der aktuellen Konferenz sei möglich, zentrale Punkte seien bereits geklärt. Die größte Herausforderung sei die Umsetzung, erklärt sie im  Spiegel.

Arktis: Die Polarregion wird wirtschaftlich und geopolitisch immer relevanter. Aufgrund der Eisschmelze werden einst unzugängliche Rohstoffvorkommen Grönlands frei, weitere Militärbasen können gebaut und neue Seewege erschlossen werden. Volker Rachold, Leiter des Deutschen Arktisbüros am Alfred-Wegener-Instituts, ordnet im Gespräch mit dem SWR Kultur und weiteren Expert:innen die geopolitische Lage der Arktisregion ein.

 
 
 
Newsletter im Browser lesen
 
X Mastodon LinkedIn
 
Subscribe to English version 
 

Herausgegeben von: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Anna-Louisa-Karsch-Str.2, 10178 Berlin

Redaktion: Sebastian Grote, Franziska Roeder, Martin Trinkaus
Fragen an die Redaktion senden Sie bitte an monthly@helmholtz.de

Bilder: Phil Dera (Editorial)

Noch kein Abo? Hier geht's zur Registrierung

Wenn Sie unseren Newsletter nicht mehr erhalten möchten, klicken Sie einfach hier: Newsletter abbestellen

© Helmholtz

Impressum