Joachim Treusch: Der Gründungspräsident
"Selbstbewusst pocht die Helmholtz-Gemeinschaft in ihrer neuen Satzung auf ihre wissenschaftliche Autonomie und verspricht im gleichen Satz ein hohes Maß an Gemeinpflichtigkeit und die Verfolgung langfristiger Forschungsziele des Staates."
So formulierte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen AGF, Joachim Treusch, den Anspruch der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren HGF anlässlich ihrer Gründungsfeier in Berlin im Herbst 1995.
Mit dieser Festlegung und der Einberufung eines hochrangig besetzten Senats, die beide von allen Mitgliedern der AGF in einer denkwürdigen Sitzung auf Schloss Ringberg im Frühjahr des gleichen Jahres einvernehmlich beschlossen worden waren, war der Grundstein gelegt für die rasante Entwicklung der folgenden zwei Dekaden, die der HGF (seit 2001 als HGF e.V.) ihre Stellung im deutschen Wissenschaftssystem gesichert hat.
Joachim Treusch (geboren 1940 in Dortmund) blickt auf eine lange Karriere als Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager zurück. Nach dem Studium der Physik in Marburg und Berlin erhielt er seine erste Professur 1970 in Frankfurt, um ein Jahr später einen Lehrstuhl für Theoretische Physik an der jungen Universität Dortmund zu übernehmen. Sein Hauptarbeitsgebiet waren die Elektronische Struktur und die Optischen Eigenschaften von Halbleitern. Er war Herausgeber der "Festkörperprobleme" von 1976-81 und Mitherausgeber verschiedener nationaler und internationaler wissenschaftlicher Journale. Von 1984 bis 1986 war er Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Im folgenden Jahr wechselte er von Dortmund in den Vorstand des Forschungszentrums Jülich, den er von 1990 bis 2006 leitete. Während dieser Zeit war er in vielen Kommissionen und internationalen Gremien tätig und prägte als Gründungsvorsitzender die Helmholtz- Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, die er bis 1997 leitete.
Die Initiative "Wissenschaft im Dialog" wurde von ihm aus der Taufe gehoben und von 2000 bis 2006 geleitet. Seine Erfahrung in Forschung, Lehre und Wissenschaftsmanagement brachte er von 2006 bis 2012 als Präsident in die von Interdisziplinarität, Internationalität und interkultureller Begegnung geprägte Jacobs University Bremen ein. Er ist nach wie vor in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik tätig, u.a. als Vorsitzender der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung, Aufsichtsratsvorsitzender des Helmholtz-Zentrums Berlin, stv. Vorsitzender des Hochschulrats der Technischen Universität Dortmund und Kurator der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt.
Treusch ist Mitglied mehrerer Akademien (acatech, Academia Europea, BBAW, AdW-NRW), Träger verschiedener Orden und Preise, Ehrendoktor der RWTH Aachen und der Jagellonischen Universität in Krakau und Ehrenprofessor der Tongji University Shanghai und der Jiaotong University Shanghai. Er war Vorsitzender des Kuratoriums der Wissenschafts-Pressekonferenz, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, Vorsitzender des Deutschen Verbandes Technisch-Wissenschaftlicher Vereine und Senator der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.