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Predatory Journals / Predatory Publishers

Standpunkt von Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, zu sogenannten Predatory Journals / Predatory Publishers (Stand: 19.07.2018)

"Unseriöse Angebote, die der gesamten Wissenschaft schaden"

Im wissenschaftlichen Publikations- und Konferenzwesen gibt es seit einigen Jahren verstärkt unseriöse Geschäftspraktiken: Sogenannte "Predatory Journals" und "Predatory Conferences". Im Kern geht es bei diesen vermeintlichen "Fachjournalen" oder "Fachkonferenzen" darum, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit aggressiver Werbung dazu zu bringen, in Zeitschriften zu veröffentlichen oder bei Konferenzen aufzutreten, die keinerlei oder völlig unzureichende Qualitätsmaßnahmen durchführen. Solche "Zeitschriften", "Konferenzen" und "Verlage" schädigen die gesamte Wissenschaft und das Vertrauen in sie. Die Helmholtz-Gemeinschaft distanziert sich ausdrücklich von ihnen.

Eine aktuelle Recherche von Journalistinnen und Journalisten hat ergeben, dass dennoch einige wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Helmholtz-Gemeinschaft in solchen "Raubzeitschriften" veröffentlicht haben. Wir haben dieses Ergebnis gegenrecherchiert, wodurch sich die Zahl der Fälle deutlich reduziert hat. Insgesamt sind nach den Recherchen in der Helmholtz-Gemeinschaft etwas über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Sie haben im Zeitraum von 2014 bis 2018 insgesamt 14 Publikationen in solchen "Zeitschriften" veröffentlicht. Für das Jahr 2016 wurden drei Aufsätze / Konferenzbeiträge identifiziert.

Es ist bedauerlich, dass es in einer sehr geringen Zahl von Fällen zu diesen Abweichungen gekommen ist. Diese Veröffentlichungen entsprechen nicht unseren Grundsätzen und Leitlinien. Wir folgen – wie jede seriöse Wissenschaftsorganisation – dem Prinzip, dass renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen aufwändiger Begutachtungen, so genannter "Peer Reviews", die Qualität von Beiträgen bewerten. "Predatory Journals" gewährleisten dies in der Regel nicht.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Recherchen lege ich unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch einmal die sorgfältige Wahl eines Publikationsorgans nahe. Die Entscheidung über eine Publikation sollte immer eine gut informierte sein. Verlag, Herausgeberinnen und Herausgeber sowie die Standards der Qualitätssicherung sollten transparent sein. Wir empfehlen deshalb unter anderem die Regeln der Kampagne "Think. Check. Submit.", die nützliche Informationen zur Identifikation eines geeigneten Journals bietet.

Es muss aber auch festgehalten werden, dass die Qualität eines wissenschaftlichen Beitrages immer nur auf der Ebene einer einzelnen Publikation bewertet werden kann. Allein die Tatsache, dass ein Beitrag ohne Qualitätssicherung veröffentlicht wurde, heißt noch nicht, dass es sich um einen unwissenschaftlichen Beitrag handelt.

Obwohl jeder Einzelfall einer zu viel ist, muss die Relation zur Gesamtzahl unserer Publikationen gesehen werden: Allein im Jahr 2016 hatten unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 15.346 Publikationen in ISI- oder SCOPUS-zitierten Fachjournalen. Prozentual betrifft diese Problematik die Helmholtz-Gemeinschaft mit ihren mehr als 39.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern also in einem äußerst geringen Umfang. Wir führen das auf hohe Qualitätsstandards in der Helmholtz-Gemeinschaft und auf unsere intensive Aufklärungs- und Präventionsarbeit zurück. Wir informieren und schulen unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in allen Stadien ihrer wissenschaftlichen Laufbahn über das wissenschaftliche Publikationswesen. Wir nehmen dieses Thema ernst und weisen Forschende nachhaltig und nachdrücklich auf die Problematik von "Predatory Publishing" und "Predatory Conferences" hin, die unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit agieren, ohne den Prinzipien der Wissenschaft zu genügen.

Die Helmholtz-Gemeinschaft engagiert sich auch im Schulterschluss mit einer Vielzahl weiterer deutscher Wissenschaftsorganisationen bei diesem Thema. Etwa im Rahmen der Schwerpunktinitiative "Digitale Information". Hier sind viele Themenschwerpunkte gesetzt worden, um angesichts der Dynamik der Digitalisierung gemeinsame Positionen zu befördern und die Qualität wissenschaftlicher Publikationen sicherzustellen.

Kriterien zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren in der Helmholtz-Gemeinschaft:

Open Science in der Helmholtz-Gemeinschaft

FAQs zum Thema "predatory publishing"

Kriterien zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren

Think. Check. Submit.

Denken. Prüfen. Einreichen.

Schwerpunktinitiative "Digitale Information" (Initiative der Allianz der Wissenschaftsorganisationen)

Kontakt

Sebastian Grote

Leiter Kommunikation
Helmholtz-Gemeinschaft

Kommunikation und Außenbeziehungen

Helmholtz-Geschäftsstelle