Software zum digitalen Management von Infektionsausbrüchen
Die Herausforderung
Beim Ausbruch von Infektionskrankheiten ist ein rascher Informationsfluss zwischen Laboren, Kliniken und Gesundheitsämtern entscheidend. Sonst können sich lokale Infektionsketten schnell von regionalen zu überregionalen Epidemien entwickeln. Schlimmstenfalls droht sogar eine globale Pandemie wie zuletzt bei Covid-19. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass die Behörden entsprechende Testergebnisse, Behandlungspläne und Kontaktlisten von Infizierten zentral erfassen. Krankenhäuser und Impfstationen, Testlabore und Gesundheitsämter sollten zudem einheitliche technische Standards und einheitliche Softwareprogramme nutzen. So können Lücken in einer zeitnahen Kommunikation minimiert werden. Im Krisenfall wird so eine effektive Planung von Schutz- und Vorsorgemaßnahmen für die Bevölkerung ermöglicht.
Unsere Lösung
Damit Gesundheitsbehörden Epidemien schnell und wirksam bekämpfen können, müssen sie jederzeit die aktuell auftretenden Infektionswege überblicken. Wissenschaftler:innen des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung (HZI) haben dafür die Software SORMAS (Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System) entwickelt. Sie führt die relevanten Daten aller beteiligten Institutionen auf einer Plattform zusammen. Behörden können so in Echtzeit erkennen, wo sich Krankheitsfälle ballen und rasch reagieren. SORMAS erfasst zum Beispiel, wo sich Patient:innen befinden, welche Versorgung sie brauchen und mit wem sie zuletzt in Kontakt standen. Diese Personen können dann vorsorglich über ein mögliches Infektionsrisiko informiert werden. Die Open Source-Software arbeitet dabei datenschutzkonform und lässt sich an die regional typischen Erreger eines Landes anpassen. Dafür bietet SORMAS Module für mehr als 40 Krankheiten, von Ebola über Affenpocken bis zu Polio. Das Programm ist zudem so entworfen, dass es auch in Regionen mit geringer technischer Ausstattung zuverlässig funktioniert. Fehlt etwa der Anschluss ans Mobilfunknetz, synchronisiert sich das System automatisch, sobald es wieder Empfang hat. Entwickelt wurde es 2014 maßgeblich von dem früheren HZI-Epidemiologen Gérard Krause, der mittlerweile für die Weltgesundheitsorganisation WHO arbeitet. Heute wird das Programm von der SORMAS Foundation betreut, einer non-profit Ausgründung des HZI.
Wie wir schon heute davon profitieren
In zahlreichen Ländern Afrikas hat sich SORMAS bereits bewährt: Nigeria etwa bekämpft damit seit 2017 erfolgreich gefährliche Krankheiten wie Mpox, Gelbfieber und Cholera, 2019 übernahm auch Ghana das Programm. Während der Covid-19-Pandemie nutzen dann zahlreiche Länder das Corona-Modul des Systems: nicht nur Deutschland, sondern zum Beispiel auch Frankreich, die Schweiz, Nepal und die Elfenbeinküste. 2022 folgte dann die Gründung der SORMAS-Foundation: Sie unterstützt Länder bei der Anpassung des Programms an ihr Gesundheitswesen und bietet dafür zum Beispiel Schulungen an. Gleichzeitig betreut sie die Weiterentwicklung der Plattform: SORMAS ist eine Open Source-Software, daher können Interessierte überall auf der Welt weitere hilfreiche Tools ergänzen. Die Stiftung sieht sich in diesem Prozess als Moderator: Sie vernetzt Entwickler:innen, die an ähnlichen Modulen arbeiten, oder warnt Programmierer:innen, sobald sich abzeichnet, dass ihr Code andere Elemente behindern könnte, die parallel geplant werden. SORMAS ist dabei gemeinnützig – so will die Stiftung verhindern, dass finanzielle Interessen bei der Software-Entwicklung eine Rolle spielen. Mittlerweile nutzen zwölf Staaten SORMAS, vor allem in Afrika, aber auch in Europa, Asien und Südamerika. Die Gesundheitsbehörden von Luxemburg nutzen SORMAS als Plattform zum Management aller Infektionskrankheiten im Land.